Batschuns war für die Bauherrin aus familiären Gründen ein Sehnsuchtsort. Nach zahllosen Mietwohnungen überall im Ländle hatte sie sich ein Penthouse in einem Neubau am Hang reservieren lassen, bis sie auf einem Spaziergang entdeckte, dass sie dort drei Monate im Jahr ohne Sonne gelebt hätte. Sie legte die Option zurück.

Autorin: Claudia Rinne | Fotos: Albrecht Bereiter Architekten

Weiter oben am Hang stand Land zum Verkauf, für das mit einer Widmung als Bauland gerechnet werden konnte. Vom Verkäufer bekam sie den Zuschlag für den schönsten Platz, und ein erster Architekt war schnell gefunden. Sein Referenzprojekt entpuppte sich als Kleinvilla nach italienischem Vorbild, wieder sagte sie nein. Mit Christian Albrecht und Timo Bereiter von Albrecht Bereiter Architekten fand sie dann heraus, wie sie wirklich wohnen wollte. „Zuerst sind wir zum Bauplatz hinausgefahren, da haben sich die Architekten mitten hingestellt. Sie sind eine halbe Stunde stehen geblieben und haben in alle Richtungen geschaut. Dann haben sie gefragt, ob sie meine Wohnung sehen dürfen, um zu erfahren, wie ich lebe“, erzählt sie.

Das Haus scheint sich sanft über den Hang zu legen, die Terrasse wirkt wie das Gegengewicht zur straßenseitigen Auskragung. Tatsächlich ist das Gebäude tief in den Hang hineingesetzt.
Das Schmetterlingsdach ist hinter einer hochgezogenen Attika verborgen. Auf seine Wirkung auf den Innenraum wollte die Bauherrin nicht verzichten.

Eineinhalb Jahre hatten Architekten und Bauherrin Zeit zum Planen, denn so lange hat die Umwidmung der Wiese in Bauland gedauert. Eine Geduldsprobe, sagt die Bauherrin, im Rückblick habe sie sich allerdings gelohnt. Ihre im Ausland lebende Tochter war immer dabei, per skype oder auf Besuch. Jede Entscheidung konnte in Ruhe abgewogen, revidiert werden, wobei das Budget genau definiert war. Angedacht war ein Haus, das zur Straßenfront hin schmäler gewesen wäre als das schließlich gebaute. Heute ist die Bauherrin glücklich, dass sie andere Sparpotenziale realisiert hat, zum Beispiel bei den Holzläden vor dem großen Fenster im Untergeschoß.

Geschützt durch ein auskragendes Obergeschoß betritt man das Haus zwischen der Garage und der Einliegerwohnung für die Tochter, die einstweilen als Atelier genutzt wird. Eine Garderobe befindet sich gut getarnt unter der Podesttreppe, über die man sogleich in das obere Geschoß geht. Die Stufen sind etwas steiler als gewohnt, dennoch treppenlifttauglich.

„Wir sind zum Bauplatz, da haben sich die Architekten mitten hingestellt.
Sie haben eine halbe Stunde in alle Richtungen geschaut.
Dann haben sie gefragt, ob sie meine Wohnung sehen dürfen,
um zu erfahren, wie ich lebe.“

Lydia Mathis
Bauherrin

Oben werden die Schritte unmerklich nach links gelenkt, in einen fast quadratischen Küchenbereich zwischen zwei raumhohen Glasfronten. Natürlich sollte es zuerst eine moderne Standardküche sein, mit freistehendem Küchenblock. Der wurde aber wieder abbestellt. Gegliedert wird der Raum nun durch einen halbhohen Lehmofen, der den Ess- und Kochbereich vom Wohnraum trennt. Der Ofen bildet die Rückenlehne einer Bank, und wer auf ihr sitzt, schaut über einen großen modernen Holztisch auf die elegante Küchenwand in Schwarz und Grau, sieht rechts ins Tal und links auf eine Terrasse. Das ist der Lieblingsplatz der Bauherrin, hier arbeitet sie auch.

Nur ein Lehmofen und der Farbkontrast zwischen Linien und Flächen gliedern den Raum. Der Ofen bildet die Rückenlehne einer Bank, und wer auf ihr sitzt, schaut rechts ins Tal und links auf die Terrasse.

Ein Schmetterlingsdach macht den Raum auf und lenkt den Blick auf das Panorama. Außen ist die Dachform hinter einer hochgezogenen Attika verborgen, um den Gestaltungsvorschriften zu entsprechen, auf die Raumqualität wollte die Bauherrin nicht verzichten. So ist auch die doppelschalige, nach oben und nach unten gewölbte Lichtkuppel über der Treppe nur von weiter oben am Hang zu sehen. Sie leuchtet dank Tageslicht oder dank dimmbarer Leuchten, auch als Mischlicht.

Die Lichtkuppel über der Treppe ist nach innen und nach außen gewölbt. Wenn das Tageslicht nicht ausreicht, kann Kunstlicht dazu- geschaltet werden.
Klare Farben, klare Formen und Licht aus drei Richtungen.
Mehr Erschließungsfläche war nicht nötig: An der eingebauten Garderobe vorbei geht es direkt hinauf in den zentralen Wohnraum.
Das Schmetterlingsdach macht den Raum spürbar auf und lenkt den Blick auf das Panorama. An der Küchenwand im Hintergrund kann man seine Neigung auch ablesen.

Scharf rechts nach der letzten Treppenstufe verbirgt eine Tür die privaten Räume. Sie ist dunkel gefärbt, wie auch die Lichtschalter und die Fensterrahmen ringsum. Ein starkes grafisches Element, das weiteren Schmuck auf den meist hellen, aber nie weißen Wänden überflüssig macht. Auch die Bücher sind unten, im Atelier.

Von der Badewanne aus kann man auf Wiese und Baum schauen. Der Raum lebt aber vor allem von den leuchtenden Tönen im Inneren. Durchgefärbter Spezialputz ersetzt Fliesen, die etwa halb so teuer gewesen wären – aber es gibt keine Fugen! Durch das Schlafzimmer mit Morgensonne kommt man – der Traum jeder Frau, lacht die Bauherrin – weiter in ein Ankleidezimmer. Tageslicht erhält es aus dem Zentralraum, durch eine fest eingebaute Glasscheibe über dem Treppenpodest. Eine solche Glasscheibe macht auch die teils überdachte Terrasse zu einem Sitzplatz bei jedem Wetter.
Das Haus scheint sich sanft über den Hang zu legen, die rückwärtige Terrasse wirkt wie das Gegengewicht zur straßenseitigen Auskragung. Tatsächlich ist es tief in den Hang hineingesetzt. Mit dem Gelände wurde jedoch freundlich umgegangen. Ohne Stützmauern, ohne Planieren oder sonstige Eingriffe darf es den Charakter der Wiese bewahren.

Der durchgefärbte Spezialputz an Wänden und Boden ist fugenlos und wasserdicht. Statt Wände um die Dusche zu bauen wurde die Badewanne zum Abstandhalter.
Von der Badewanne aus kann man auf Wiese und Baum schauen. Der Raum lebt aber vor allem von den leuchtenden Farben im Inneren.

Daten & Fakten

Objekt Haus Mathis, Batschuns

Bauherrin Lydia Mathis

Architektur Albrecht.Bereiter.Architekten; Christian Albrecht, Timo Bereiter; albrecht-bereiter.at

Statik zte Leitner ZT, Schröcken

Planung 6/2014–9/2015

Ausführung 9/2015–5/2016

Grundstücksgröße 649 m²

Wohnnutzfläche 128 m²

Keller 21m²

Bauweise Massivbauweise Beton erdberührt,Holzkonstruktion Ständerbauweise; Holzdecken massiv

Ausführung Generalunternehmer Dobler Hochbau, Röthis; Baumeister: Dobler Bau, Röthis; Zimmerer/Innenausbau/Fassade: Dobler Holzbau, Röthis; Fenster: Sigg, Hörbranz; Elektro: Dorfelektriker, Götzis; Heizung Lüftung Sanitär: Martin Montagen, Eichenberg; Ofen: Müller Ofenbau, Ludesch; Böden: Inbau, Klaus; Beschichtungen Liepert, Bludenz; Raumaustatter: Thomas Bechtold, Muntlix; eingebaute Möbel: Rene Bechtold, Weiler; Möbel: Holzwerkstatt Markus Faißt, Hittisau

Energiekennwert 48 kWh/m² im Jahr