Von Blaubeeren und Steinpilzen
Dass in einer Vorsäßsiedlung im Bregenzerwald Ferienwohnungen angeboten werden, kommt nicht selten vor.
Dass der Plan für ein Hotel im Bregenzerwald als Ensemble von sechs übergroßen Vorsäßhütten Gestalt annimmt,
dürfte einzigartig sein. Denn sie stellen nicht etwa eine Ansammlung von Ferienhäusern dar,
womöglich für Selbstversorger, sondern wirklich ein Hotel.
Und noch dazu eines mit mehr als dem üblichen Komfort.
Autorin: Claudia Rinne | Fotos: Cornelia Hefel
Wenn man durch ein Wäldchen hindurch auf das Wiesengebiet von Schetteregg gelangt, begrüßen einen die Holzgiebel der Fuchsegg Eco Lodge, die über eine sanfte Bodenwelle lugen. Im Hintergrund erhebt sich die Winterstaude. Fährt man weiter, lässt man die Tenne und das Gasthaus des Fuchsegg rechts der Straße liegen. Die Tenne gibt sich mit ihrem geschlossenen Fichtenschirm unzugänglich. Das Gasthaus mit seinen Fensterbändern samt verschattenden Lamellen in Erd- und Obergeschoß wirkt einladender, und wirklich öffnet sich an seinem Südgiebel ein sonniger Platz mit Tischen und Stühlen. Wir sind da. Unter dem Giebel liegen eine überdachte Terrasse und der Eingang.
Ein eingeschoßiges Wohnhaus in einiger Entfernung zeigt durch ein gleich gestaltetes Fensterband seine Zugehörigkeit an, und wenn man, neugierig geworden, in seine Richtung geht, erschließt sich mit einem Mal die ganze Anlage. Sie ist eingebettet in das unbehelligt gebliebene Gelände mit seinen weichen Wiesenbuckeln, von gewundenen Wegen durchzogen, knapp einen Hektar groß. Im Zentrum befindet sich ein Saunahaus mit Außenpool, ringsum gruppieren sich in guter Distanz zwei weitere, zweigeschoßige Wohnhäuser, ein befestigter Yogaplatz in Richtung Waldrand sowie Tenne und Gasthaus, die Häuser mit den mächtigsten Volumina, als Filter zur Straße.
Alle sechs Gebäude sind von Süden nach Norden gestreckt, ihre langen Firste laufen aber genau nicht parallel. Dadurch bekommt die Anlage etwas Entspanntes, Bewegliches. Die Anordnung der Häuser ist das Ergebnis exakter Arbeit: Ludescher + Lutz Architekten hatten das Gelände in 3D nachgebaut und darin die Volumina ausprobiert, minimal gedreht, und schließlich so positioniert, als würde hangabwärts ein breiter Bach durch das Gelände fließen.
„Wir konnten ein Ensemble aus Gebäuden entwickeln,
das sich das traditionelle Bauen der Region zum Vorbild nimmt und
entsprechend den heutigen Anforderungen neu interpretiert.“
Ludescher + Lutz
Architekten
Die Aufteilung des Raumprogramms auf verschiedene Häuser bedeutet auch, dass heterogene Zielgruppen gut zur selben Zeit als Gäste begrüßt werden können. Die dreißig Zimmer und Suiten sind äußerst variantenreich, einige können zu großen Einheiten mit gemeinsamem Wohnbereich und offener Küche zusammengeschaltet werden. Ihre Ausstattung stammt fast ausschließlich von Bregenzerwälder Handwerksbetrieben und beglückt mit intelligent verarbeiteten Naturmaterialien alle Sinne.
Während der Planung kam immer wieder die Versuchung auf, die Wohnhäuser durch geschützte Gänge mit dem Gasthaus zu verbinden. Und immer wieder gab es die Rückbesinnung auf die ursprüngliche Entscheidung für eine klare Trennung, auch zwischen draußen und drinnen. Das beschert ein weiteres sinnliches Fuchsegg-Momentum, das sich umso heiterer genießen lässt, als die nächste Komfortzone nicht weit ist. Zum Beispiel das Sauna-haus. Es glänzt mit hochdichtem, daher antibakteriell wirksamen Silberquarzitboden, dunklen Wänden aus Kanisfluhgestein und Möbeln mit Korkfronten.
Das Tenngebäude ist der geheime Maschinenraum der Eco Lodge. Zwar ist die ursprünglich darin vorgesehene Pelletsheizung zu einer kleinen Fernwärme-Anlage etwas oberhalb an der Straße mutiert, an die auch die Liftgesellschaft angeschlossen ist. In seinem Untergeschoß gibt es aber eine E-Auto-Ladestation und Abstellplätze, alle Lieferungen kommen hier an und direkt hinauf in die Küche. Im Erdgeschoß bietet die Tenne auf 200 Quadratmetern Raum für Spiele oder Veranstaltungen, in den Seitengelassen lagern Sport- und Spielgeräte.
Im Gasthaus treffen Hotelgäste, Tagesbesucher und Einheimische zusammen. Im Mittelpunkt steht ein hoher Tisch aus samtig mattem Ahorn, wie eine Bar, an der man einander gegenübersitzen kann. Über ihm geht der Raum auf, die Decke ist höher als in den Seitenschiffen. Im Hintergrund verbirgt eine Kaminwand aus Raku-Fliesen die Küche, links davon ist die Rezeption diskret positioniert. Dass an der Bar lokal produzierte Getränke und an den Tischen Spezialitäten aus regionalen Zutaten serviert werden, versteht sich fast von selbst. Da kommt ein Kind mit nassem Schopf aus dem Pool herein und fragt nach einer Badekappe. Die Gastgeberin bedauert, das nicht bedacht zu haben, so eine gute Idee ist das, aber beim nächsten Mal wird es welche geben. Ihre Freundlichkeit überragt jeden greifbaren Luxus. Das Kind hüpft beschwingt durch die Halle davon.
Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at
Daten und Fakten
Objekt Fuchsegg Lodgehotel, Egg im Bregenzerwald, www.fuchsegg.at
Bauherr Fuchsegg GmbH (Carmen Can, Heinz Hämmerle)
Architektur Ludescher + Lutz Architekten ZT, Bregenz, www.ludescherlutz.at
Statik planDREI, Andelsbuch, https://plandrei.at
Fachplanung Bauphysik: Günter Meusburger, Schwarzenberg; Geologie: 3P ZT, Bregenz
Planung 2017–2018
Ausführung 2018–2020
Grundstück 9846 m²
Bebaute Fläche 2217 m²
Bauweise Keller und Tiefgarage Stahlbeton; Holzbau mit Fichtenfassaden; Wände Weißtanne sägerau; Böden: Lehmkasein; Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung; Heizung: Pellets (zusätzlich Schweden- und Einsatzöfen)
Ausführung Generalunternehmung: planDREI, Andelsbuch
Energiekennwert 23,3–58,6 kWh/m² im Jahr
Baukosten 14 Mill. Euro (Gesamtinvestition inkl. Innenausstattung)