New in town
Neuzugang im Dorf – und nicht irgendeiner.
Das bekannte Hotel Hirschen im Dorfzentrum von Schwarzenberg
hat ein Badehaus bekommen. Der Betrieb richtet sich damit ein Stück weit
auch neu aus und denkt Gastronomie und Hotellerie in gewohnter Qualität,
doch im neuen, urbanen Maßstab.
Text: Verena Konrad | Fotos: Adolf Bereuter, Julius Hirtzberger, Angela Lamprecht und Florence Stoiber
Das historische Ensemble am Dorfplatz von Schwarzenberg ist ein Seltenes und besonders Wertvolles. Dazu gehören die Barockkirche, das alte Tanzhaus und 16 weitere Häuser, die allesamt denkmalgeschützt sind. Teil davon ist das Hotel und der Gasthof Hirschen. Auch der Hirschen selbst ist ein Ensemble und wurde seit Bestand über die Jahre immer wieder verändert und weitergebaut. Die jüngste Veränderung und Ergänzung hat er 2024 mit einem Badehaus erfahren.
Das Stammhaus, mit seiner städtebaulich prägnanten Lage direkt am Dorfplatz, nimmt nach wie vor die Hauptrolle des betrieblichen Ensembles ein. Die Erweiterung, welche sich fußläufig Richtung Norden zieht, schafft ein neues Angebot mit Spa und Wellness sowie einem Außenpool für heiße Sommertage. Dafür musste die westlich des „Wälderhauses“, eines Bestandsgebäudes, das ursprünglich als Seminarteil des Hotels gebaut wurde, situierte alte Tischlerei mit Stadel und Trockenturm, weichen. An ihre Stelle trat nun ein Neubau, der sich ins Gelände und in die Nachbarschaft einfügt und als neue Mitte wirkt. Der dreigeschoßige Bau mit seiner speziellen Dachform, einer Abwandlung des bekannten Walmdaches, präsentiert sich in einem Holzkleid, welches durch teilweise bewegliche Lamellen unterschiedliche Ein- und Ausblicke ermöglicht. Traditionelle Elemente werden aufgegriffen und neu interpretiert.
„Ich habe zu den NONA Architektinnen gesagt, wenn wir was bauen, bauen wir was Ikonisches.
Peter Fetz
Hirschenwirt und Bauherr
Die nahe Setzung des Neubaus nordwestlich zum Wälderhaus spannt zwischen den Gebäuden einen geschützten Platz auf. Vom Stammhaus kommend, kann man über einen neuen Gemeindeweg barrierefrei das Wälderhaus erreichen. Zweigt man jedoch schon früher ab, gelangt man zu dem leicht erhöhten Außenpool, der sich zwischen Badehaus und Wälderhaus einfügt. Der Hauptzugang des Badehauses erfolgt über das Wälderhaus selbst. Dessen Erdgeschoß wird öffentlich genutzt und bringt Nutzungen wie Yoga, Behandlungsräume sowie die sogenannte „Bademantelbar“, einen kommunikativen Aufenthaltsbereich für die Spa-Besucher(innen), unter.
Die direkte Verbindung von der Eingangshalle des Wälderhauses führt über eine unterirdische Verbindung ins Badehaus, wobei die Verteilerzone durch Oberlicht erhellt, Umkleiden, Duschen und WC-Anlagen beherbergt. Von dort aus erschließt eine großzügige, aus Massivholz gefertigte gewendelte Haupttreppe die Obergeschoße. Das Erdgeschoß ist in drei Zonen eingeteilt: eine Erschließungszone mit Windfang zu den Terrassen und dem Außenpool, eine Zutrittszone mit Duschen und Kleiderhaken für die Saunalandschaft und mittig gesetzt in den Obergeschoßen die halbkreisförmige Hauptstiege. Ihr gegenüber befindet sich jeweils eine kleine Infrastruktur. Das erste Obergeschoß und Dachgeschoß werden als Liegebereich genutzt mit viel Raum und natürlicher Atmosphäre für Entspannung und Erholung.
Für den Hirschen ist der Neubau eine wichtige Erweiterung im Repertoire eines zeitgemäßen Hotelbetriebs, der einerseits die ländliche Prägung der Region und ihrer Kultur fokussiert, andererseits den urban geprägten Gast. Der Sommertourismus ist für und in Schwarzberg ein Element, das schon über viele Jahre wächst und mit ihm auch die Ansprüche der Gäste, die zum Wandern kommen, als Gäste der Schubertiade und der Festspiele und gar nicht wenige auch, um gute Architektur im Bregenzerwald anzusehen. Die Gäste müssen dafür nicht weit gehen, denn dazu gehört natürlich auch der Hirschen selbst und neu auch sein Badehaus.
Mit dem Umbau sind auch im Wälderhaus neue Räume entstanden. „Ich bin jetzt sieben Jahre Hirschenwirt und hatte Zeit, uns und unsere Gäste kennenzulernen“, erzählt Peter Fetz. „Ich wusste, dass wir etwas verändern müssen, wenn wir weiterhin bestehen wollen. Mit so einem Bau verändern sich dann auch die Bedürfnisse der Gäste — deswegen mussten wir auch die Struktur unseres Unterkunftsangebotes verändern. Jetzt haben wir zehn Zimmer weniger, dafür super Infrastruktur für längere Aufenthalte und ganzjährige Attraktivität.“ Kleine Hotelzimmer wurden zu größeren Apartments zusammengelegt. Auch das ein Element, das für Hotels immer relevanter wird und auch für neue Konzepte wie „Workation“, die Verbindung von Reisen und beruflicher Arbeit, Angebote liefert, wie auch für Familien und Gäste, die sich gerne ein Stück weit selbst versorgen, aber auch hochwertige Infrastruktur schätzen.
Daten & Fakten
Objekt: Badehaus Hotel Hirschen, Schwarzenberg, Hof 14, 6867 Schwarzenberg
Bauherrschaft: Peter und Pia Fetz
Architektur: NONA Architektinnen, Dornbirn, DI Nora Heinzle und DI Anja Innauer
Planungszeitraum:2018-2023
Durchführungszeitraum: 09/2023-05/2024
Bauleitung und Ausführungsplanung: Flatz & Jäger
Statik: Merz & Kley Partner, gbd und zte Leitner
Bauphysik: DI Günter Meusburger
Haustechnik: GMI Ing. Peter Messner
Elektro: Elektroplanung Schneider
Lichtplanung: ARCHILUM e.U.
Zimmerei: Berchtold, Schwarzenberg
Elektroinstallationen: Wolfstoff Elektrotechnik, Schwarzenberg
Installationen: Sigi Steurer, Bersbuch und Thomas Düringer, Schwarzenberg
Außenräume: Amann Gartenbau
Pool und Pooltechnik: Felder, Andelsbuch und Willi, Schoppernau
Möbel: CASA Möbel, Hohenems