Der zweigeschoßige Holzbau macht sich groß im Quartier: Zwischen Einfamilienhäusern und Freiflächen haben die Architekten von Innauer Matt das neue Kinderhaus mit seinen Außenräumen an die nördlichste Ecke des Grundstücks gesetzt. Dadurch wird ein kleiner Platz frei, der für Ankunft und Abholung genutzt werden kann und Treffpunkt für Groß und Klein ist.

Text: Katinka Corts | Fotos: Dominic Kummer

Im Erdgeschoß des Kindergartens flitzen kleine Rennfahrerinnen mit ihren Fahrzeugen über den Boden. Sie folgen einem markierten Parcours, der rund um die großen Sitzkissen in der Mitte der Empfangshalle geklebt wurde. Im weiten Raum blickt man direkt vom Vorplatz zum Garten und hat so gleich einen guten Eindruck von der Dimension des Hauses. Abgesehen vom Grau des Terrazzobodens und der Faserdecke prägen helle Holzoberflächen diesen Bereich und auch den Rest des Hauses. Das Gebäude ist als konstruktiver Holzbau mit strengem Raster geplant worden, die Fichtenholzträger der Decken blieben genauso unverkleidet wie die Holzwände. „Mit dieser offenen und hellen Gestaltung mit viel Tageslicht und natürlichen Materialien wollten wir einen Ort schaffen, der sehr einladend wirkt“, erklärt die mitverantwortliche Architektin Sandra Violand vom Büro Innauer Matt Architekten.

An die zentrale Halle im Erdgeschoß fügen sich rechts und links jene Räume an, die nicht zur reinen Tagesbeschäftigung der Kinder gehören und zusätzlich gebraucht werden: Büro und Teamraum sind dem Personal vorbehalten, es gibt eine Küche, einen Essraum mit Blick in den Garten, einen großen Bewegungsraum sowie zwei Schlafräume für die Kinder. In all diesen Bereichen fällt wieder die ruhige Gestaltung mit hochwertigen Holzoberflächen auf. Die notwendigen Installationen sind, wo immer möglich, in die Wände integriert und stören das Raumbild nicht. Zudem ist es überall angenehm hell, denn alle Räume schließen mit raumhohen Festverglasungen oder Terrassentüren zwischen den hölzernen Stützen ab. Vorgelagert befinden sich an jeder Seite des Hauses Loggien, die von dem weiter auskragenden Obergeschoß vor Regen und Schnee geschützt werden. Der Sportraum kann nach Schließung des Kinderhauses über das Foyer separat erreicht und von Vereinen für Kurse genutzt werden.

„Wir haben Ausweichräume integriert, damit im Haus flexibel auf Bedarfsänderungen reagiert werden kann. Die Räume können aber auch wieder für andere Zwecke genutzt werden, wenn sie nicht mehr als zusätzliche Gruppenräume benötigt werden.“

Sandra Violand,
Innauer Matt Architekten

Alle Gruppenräume liegen im privateren Obergeschoß, in das man über eine seitlich versteckte Treppe gelangt. Oben ist der Gang nicht wie unten linear, sondern vielmehr windmühlenartig aufgefächert angelegt. In der Mitte der Etage ist der Boden offen, sodass das Tageslicht durch die Dachlaterne bis hinunter ins Erdgeschoß gelangt. Die hohe Konstruktion der Laterne ist imposant und gibt dem Luftraum eine enorme Mächtigkeit. Abgeschlossen mit einer umlaufenden Fensterreihe empfindet man das Haus nun eher als durchlässigen Pavillon. Die Kinder kommen über vier Gänge zu ihren jeweiligen Garderoben und ihren Gruppen. Vier der Räume sind aktuell für Kindergartengruppen vorgesehen, vier weitere für die Kleinkindbetreuung.

Zwischen jeweils zwei Gruppenräumen gibt es einen Material- und Vorratsraum, der beidseitig angeschlossen ist. Jedem Gruppenraum ist wiederum ein eigener Balkon vorgelagert, von dem aus die Kinder die Anlage und die Umgebung überblicken können. Diese ist ausgesprochen ruhig, denn der Autoverkehr ist begrenzt: Wer nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen kann, parkt sein Fahrzeug in der Tiefgarage. Über eine Treppe gelangt man auf den Vorplatz des Hauses. „Mit dieser ruhigen Atmosphäre und dem entsprechenden Verkehrskonzept rund um das Kinderhaus wollten wir einen Treffpunkt und Kommunikationsort für die Kinder und Eltern schaffen“, so die Architektin.

Ein weiteres Projekt von Innauer Matt schließt sich in dieser verkehrsberuhigten Situation übrigens südwestlich an den Bau an: mehrere Holz-Wohnhäuser ergänzen das Quartier und machen die große, freie Wiese, die südlich an das Kinderhaus angrenzt, zu einem gefassten Bereich. Wenn dieser Freiraum künftig als zen-traler Grünraum erhalten würde, wäre das ein Gewinn für die gesamte Anlage.

Objekt: Kinderhaus Kreuzfeld

Bauherr: Gemeinde Altach

Architektur: Innauer Matt Architekten, www.innauer-matt.com

Fachplanung: Statik: merz kley partner GmbH, Dornbirn / M+G Ingenieure, Feldkirch; Bauphysik: Günter Meusburger, Schwarzenberg; ELT-Planung: Ludwig Schneider, Egg; HKLS-Planung: Peter Messner, Dornbirn; Landschaft: Planstatt Senner, Überlingen

Planung: 05/2019 – 02/2021

Ausführung: 02/2021 – 01/2023

Grundstück: 5621,28 m²

Wohnnutzfläche: 1509,52 m²

Besonderheiten: konstruktiver Holzbau

Ausführende: Baumeister: Nägele Hoch- und Tiefbau, Röthis; Zimmerer: Dobler Holzbau, Röthis; Fenster: Sternath Tischlerei, Hard; Böden: Ludovikus, Lustenau; Garten: Planstatt Senner, Überlingen

Energiekennwert: 12,3 kWh/m² im Jahr (HWB)

Kosten: 6,5 Mio. €