Den Zubau des St.-Josefs-Hauses in Gaißau plante das Büro JK&P Architekten als modularen Holzbau. Alle Zimmer kamen fix und fertig möbliert auf die Baustelle. Mit Holzböden und -decken wirken sie sehr wohnlich. Vielleicht auch, weil sie nicht industriell, sondern von Handwerkern gefertigt wurden. Die Gemeinschaftsräume mit ihren Küchen sind ebensolche Treffpunkte wie der Speisesaal im Erdgeschoß, der für den Ort offen und auch Mittagstisch für Schüler und Schülerinnen ist.

Text: Isabella Marboe | Fotos: Karin Nussbaumer

Viel zentraler geht nicht: Das St.-Josefs-Haus liegt an der Kreuzung von Kirch- und Hauptstraße in Gaißau. Ein guter Ort für ein Pflegeheim, draußen tut sich was und es ist leicht zu finden. Gegenüber steht die Pfarrkirche St. Othmar. In ihrem Schutz werden Menschen beerdigt, um sie breitet sich ein kleiner Landfriedhof aus. Wo heute der neue Holzbau steht, war früher das Kloster der Franziskaner Missionsschwestern von Maria Hilf, die in den 1980er Jahren am Nachbargrundstück ein Heim zur Betreuung alter Menschen errichteten. 1999 übergab der Orden die Trägerschaft an die Stiftung Liebenau gemeinnützige GmbH. Sie ersetzte das Konvent durch den Neubau, dessen zwei Bettentrakte im rechten Winkel zueinander stehen. Einer – der mit dem vorderen Bestandsflügel den Platz vorm Hauptzugang zwischen Alt- und Neubau definiert – hat vier Geschoße. Der andere nur drei. Von seiner Dachterrasse aus sieht man den Kirchturm gut.

Das bestehende Heim ist ein Kind der 1980er: Seine zwei Trakte sind in einem Winkel von 135 Grad gegeneinander verschwenkt, haben Mittelgang, je rechts und links vier Zimmer. Die nach Süden und Nordwesten orientiert sind, haben Fertigteilerker mit mehr Licht und Aussicht. Wo sich die Trakte überschneiden, entsteht in der Mitte ein dreieckiger Raum. Auch er hat einen Erker, dort ist die Gemeinschaftszone im Blickfeld des Empfangs. In den 1980ern baute man aus Beton in Schottenbauweise. Beton zählt zu den größten Emittenten, deshalb blieben der Bestand und der Keller des Konvents erhalten. „Der Keller gab die Form für den Neubau vor, wir haben nur die gemauerten Obergeschoße abgerissen und durch einen vorgefertigten Holzbau ersetzt“, so Projektleiter Christoph Dörflinger von JK&P (Johannes Kaufmann & Partner Architekten). Dieses Büro spezialisierte sich auf den Holzbau und zählt zu den Pionieren der Vorfertigung. Sieben Modulsysteme entwickelte es bereits, 41 Modulbauprojekte setzte es um. Der Zubau des Pflegeheims ist eines davon.

„Die Vorfertigung ersparte uns drei bis vier Monate Bauzeit. Die Zimmer kamen wie Schuhschachteln voll möbliert fix und fertig auf die Baustelle. Die handwerkliche Qualität war sehr hoch.“

Christoph Dörflinger
JK&P Architekt

„Die Vorfertigung ersparte uns drei bis vier Monate Bauzeit“, sagt Dörflinger. Die Zimmer kamen wie Schuhschachteln voll möbliert fix und fertig auf die Baustelle. Sie sind 2,36 Meter hoch, der Grundriss misst vier mal sechs Meter, so kann man sie leicht auf Lastkraftwagen transportieren. Das sparte auch an die 30 Prozent Baustellenverkehr. „Erstmals stellten wir Module aus 1200 m2 Holz ohne industrielle Vorfertigung her. Die handwerkliche Qualität war sehr hoch.“ Mit ihren Holzdecken, -böden, -möbeln und dem kleinen Sitzplatz vor dem Holzfenster mit der niedrigen Brüstung wirken sie sehr wohnlich. Ihre Einrichtung ist durchdacht, das Pflegebett lässt sich drehen, an die Wand, ins Eck oder ans Fenster stellen.

Der Gelenksbauteil schwingt sich im Erdgeschoß in einem weichen Bogen zum Parkplatz aus und bildet so ein Entrée. Durch schmale Fensterschlitze fällt das Licht zwischen den Lamellen in den weichen Raum, der Café und Speisesaal ist. Hier sitzen die alten Menschen und ihre Gäste. Stefanie Martin hat eine Operation hinter sich und muss erst wieder gehen lernen. Bis dahin ist sie vorübergehend hier. „Das Café ist sehr gemütlich“, sagt sie. „Sie kommt uns immer am Bänkle besuchen“, erklären ihre Freundinnen und lachen. Hier gibt es sogar einen Mittagstisch für Schüler und Schülerinnen. Es ist ein sozialer Ort.

Im Gelenk zwischen Alt- und Neubau befindet sich in jedem Stock ein Gemeinschaftsraum mit großen Fenstern und zweizeiligen Küchen. Am Tresen stehen die sogenannte Alltagsmanagerin oder ihr männliches Pendant. Kevin Keuschnig macht gerade Zivildienst, er mag die alten Menschen. „Ich unterstütze sie mit kleinen Handreichungen. Gebe ich ihnen die Gabel, dann wissen sie, dass das Essen vor ihnen steht.“  Je 15 pflegebedürftige Personen bilden eine Art großfamiliäre Hausgemeinschaft. Ihr soziales Leben spielt sich in diesen Gemeinschaftsräumen am Stock ab. Dort sitzen, plaudern, spielen sie und gibt es organisierte Aktivitäten wie Kuchenbacken. 30 Betten hat der neue Zubau, insgesamt kommt das St.-Josef-Haus dadurch nun auf 60 Plätze für Pflegebedürftige. Rüstigere Senioren und Seniorinnen leben in einer der 14 betreuten Woh-nungen im dritten Stock.

Daten und Fakten

Objekt: Pflegeheim, Gaißau
Bauherr: Liebenau Österreich gemeinnützige GmbH
Architektur: Johannes Kaufmann und Partner, Dornbirn; www.jkundp.at
Statik: Hämmerle-Huster Statik-Ziviltechniker GmbH, Bregenz
Fachplanung: Bauphysik: Spektrum Bauphysik & Bauökologie, Dornbirn; Brandschutz: K&M Brandschutztechnik, Lochau; Geotechnik: 3P Geotechnik West ZT GmbH, Bregenz; Kanal und Entwässerungsplanung: Rudhardt | Gasser | Pfefferkorn Ziviltechniker, Bregenz; Infrastruktur: Cukrowicz Landschaften GmbH, Hallen am Rhein; Elektro: ek-plan Elektroplanung, Nenzing; HSL: GMI Ing. Peter Messner, Dornbirn
Ausführende: Baumeister: Bauunternehmen Moosbrugger GmbH, Lauterach; Holzbau: Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH, Reuthe; Innenausbau: Lenz-Nenning GmbH Möbelhandwerk; Holz Innentüren: Josef Feuerstein GmbH & Co KG; Dachdecker/Spengler: IAT GmbH Zweigniederlassung Vorarlberg
Bauweise: Erdgeschoß: Massivbauweise; Obergeschoße: Holzbauweise|Modulbauweise