Bauen: Klima und Geldtasche schonen
Energieeffizientes Bauen – damit werden die Belastungen für Klima und Umwelt verringert.
Und zudem werden den Eigentümern hohe Heizkosten erspart.
Wer beim Bauen über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht, profitiert besonders stark.
Mit der Energieeffizienz wird angegeben, wie viel Energie aufgewendet werden muss, um einen bestimmten Nutzen, beispielsweise eine gewisse Raumtemperatur, zu erhalten. Energieeffizientes Bauen ist ein Weg, um den Brennstoffverbrauch in Wohnungen und Häusern stark zu senken. Dies geschieht im Interesse des Klimas und der Geldbörsen von Hausbesitzern. Es ist noch gar nicht so lange her, da schluckten selbst neu gebaute Häuser Tausende Liter Heizöl im Jahr, damit im Winter die Bewohner nicht vor Kälte zittern mussten. Energiekrisen, hohe Brennstoffpreise und spürbare Auswirkungen des Klimawandels regten zur Umkehr an. Im Gebäudebereich liegt ein besonders hohes Potenzial für Energieeinsparungen. Über ein Viertel des Energiebedarfs in Österreich wird bereits mit erneuerbaren Energien gedeckt. Dieser positive Trend, der auch in Vorarlberg das Bauen bestimmt, muss sich fortsetzen. Denn die Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden steigen weiter an.
Gute Wärmedämmung
Eine hohe Energieeffizienz von Gebäuden wird vor allem durch eine gute Wärmedämmung und Abdichtung der Gebäudehülle erreicht. Diese Art zu bauen wird als Niedrigenergiebauweise bezeichnet. Diese ist sowohl mit Holz- als auch Massivbauweisen mit entsprechendem Wandaufbau und Dämmschichten unter dem Dach möglich. Unbedingt dazu gehören wärmedämmende Fenster mit Mehrfachverglasung sowie gut abgedichtete Türöffnungen. Je dichter das Haus ist, desto weniger Raumwärme entweicht durch Öffnungen und Fugen nach außen und desto geringer ist dann folglich der Heizbedarf. Je nach erreichtem Standard spricht man von Niedrigenergie-, Niedrigstenergie- oder Passivhäusern. Letztere sind fast vollständig luftdicht gebaut und grundsätzlich mit einer automatischen Komfortlüftung ausgestattet, die das Lüften über die Fenster überflüssig macht. Es muss nur noch minimal geheizt werden.
Seit über 20 Jahren realisieren wir Wohnraum mit erneuerbaren
Energieträgern und gut gedämmter Gebäudehülle,
das bringt mehr Wohnkomfort und weniger Energieverbrauch.
Jeannot Fink
ATRIUM® – Raum für Ideen
Energieeffizienz-Standards
Energieeinsparung ist ein Ziel aller Länder der Europäischen Union. Die Vorgaben für energieeffizientes Bauen und Sanieren sind deshalb in einer Energieeffizienz-Richtlinie der EU festgelegt, welche in den Mitgliedsstaaten mit entsprechenden nationalen Bestimmungen umgesetzt werden. In Österreich ist dafür in erster Linie das „Energieausweis-Vorlage-Gesetz“ verantwortlich, nach dem Gebäude gemäß energetischem Standard in Gebäudeklassen von A++ (Passivhaus) bis G (alt und unsaniert) eingeteilt werden. Näheres zur Bauausführung ist in der OIB-Richtlinie 6 (Energieeinsparung und Wärmeschutz) des Österreichischen Instituts für Bautechnik festgelegt. Einen noch umfassenderen Gebäudestandard hat das Ministerium für ein Lebenswertes Österreich (BMLFUW) zusammen mit Partnerorganisationen im Rahmen seiner Klimaschutzinitiative definiert. Neben der Energieeffizienz beinhaltet dieser „klimaaktivstandard“ beispielsweise den Einsatz erneuerbarer Energien und ökologischer Baustoffe.
Ökologische Baustoffe
Mehrere Pluspunkte bei der Umweltfreundlichkeit sprechen für die Verwendung ökologischer Baustoffe beim Häuslebau. Das betrifft den gesamten Prozess von der Entstehung über die Verarbeitung bis zur Entsorgung. Ökologische Baustoffe tragen zur Energieeinsparung bei, enthalten möglichst wenig Schadstoffe und lassen sich gut wiederverwenden. So können die Auswirkungen des Gebäudesektors auf den Klimawandel eingedämmt werden. In der Herstellung soll möglichst wenig Energie, und diese am besten aus erneuerbaren Quellen, eingesetzt werden, vorzugsweise aus nachwachsenden oder Recyclingrohstoffen mit kurzen Transportwegen und ohne Schadstoffe oder Emissionen. Die Produkte sollen wartungsfreundlich und langlebig sein und am Ende ihrer Gebrauchsdauer leicht rückbaubar und wiederverwendbar sein. Häufig eingesetzt werden etwa Holz, Lehm, Kokosfaser, Wolle, Stroh oder Hanf. Diese Materialien haben ein breites Einsatzspektrum und eignen sich zur Verarbeitung bei Außenwänden, Dämmung, Wandverkleidung oder an Dächern. Im Gegensatz zu künstlichen Produkten handelt es sich um natürliche Rohstoffe, bei Materialien wie Holz sogar um nachwachsende. Gesetzliche und normative Rahmenbedingungen, Bilanzierungen und Bewertungen definieren ökologische Bauprodukte. Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie in Österreich umfasst zum Beispiel Vorgaben für die öffentliche Beschaffung, in der konkrete Kriterien für Bauprodukte verankert sind ebenso wie in Gebäudezertifizierungen wie etwa klimaaktiv.
Neue Herausforderungen
An ökologischen Baustoffen wird kein Weg vorbeiführen – diese sind unabdingbar für Klimaschonung, nachhaltige Entwicklung und persönliche Gesundheit. Die Nachfrage nach gesundheitsfördernden und allergikergerechten Bauprodukten wird weiter ansteigen. Die strengeren Vorgaben durch den „Circular Economy Action“-Plan werden die Fragen nach Wiederverwendung und -verwertung erneut stellen. Durch die Pandemie wird die Raumluftqualität und damit die Frage nach emissionsarmen Bauprodukten stärker fokussiert.
Das gebräuchlichste Kriterium für die Beurteilung des energetischen Standards eines Gebäudes ist der Heizwärmebedarf (HWB), auch Energiekennzahl genannt. Dieser wird angegeben in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Im Detail ist die Berechnung in einzelnen Bundesländern etwas unterschiedlich. Auf diese Weise werden beispielsweise Besonderheiten verschiedener Klimaregionen berücksichtigt. Ein Neubau, der die gesetzlichen Mindestanforderungen hinsichtlich der Energieeffizienz erfüllt, darf etwa im Wärmebedarfsbereich von höchstens 50 bis 65 kWh/m2 pro Jahr liegen. Der Neubaustandard entspricht also in der Regel mindestens dem Niedrigenergiehaus. In einem solchen Haus fallen nur etwa die Hälfte der Kosten für Heizöl an, die in einem unsanierten Altbau benötigt werden. Im Passivhaus wären es sogar nur ein Zehntel der Kosten im unsanierten Altbau. Noch höher wird die Kostenersparnis durch den Umstieg auf preisgünstigere Energieträger wie Holz oder Umweltwärme, wobei allerdings die Installationskosten für die Heizungsanlagen höher sind. Das rechnet sich jedoch im Laufe der Jahre.