Während die Zahl der Haushalte weiter ansteigt, nimmt die Zahl der Bewohner pro Haushalt ab.

Laut den Prognosen der Meldestelle für nachhaltiges Bauen soll die Zahl der österreichischen Haushalte von derzeit ungefähr 3,8 Millionen im Jahr 2050 auf 4,5 Millionen angestiegen sein. Ökologisch gesehen verursachen mehr Haushalte mehr Energieverbrauch und Kohlenstoffdioxidemissionen (CO2). Auch die Größe der Wohnflächen ist gestiegen. 1971 betrug die durchschnittliche Wohnfläche eines Hauptwohnsitzes 66 Quadratmeter, jedem Bewohner standen 22,9 Quadratmeter zur Verfügung. 2014 stieg die durchschnittliche Wohnfläche eines Hauptwohnsitzes auf  99,7 Quadratmeter und 44,7 Quadratmeter pro Person an. Die Anzahl der Gebäude in Österreich hat sich seit 1960 mehr als verdoppelt. Der Gebäudesektor mit Heizen, Klimatisieren und Warmwasseraufbereitung ist für ungefähr ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Seit Mitte des 19. Jahrhundert ist die globale mittlere Temperatur durch den Treibhauseffekt um einen Grad angestiegen. Der verstärkte C02-Ausstoß führt zur Bildung von Treibhausgasen in der Atmosphäre, wodurch sich die Atmosphäre erwärmt.  Den Klima- und Energiefonds rief 2007 die österreichische Bundesregierung ins Leben, um neue innovative Wege für den Klimaschutz und eine nachhaltige Energiewende zu entwickeln. Laut dem Klima- und Energiefonds ließe sich im Gebäudesektor eine Dekarbonisierung bis ins Jahr 2050 erreichen. Dekarbonisierung bedeutet, dass sich die Energiewirtschaft von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger abwendet und von derzeit 7,6 Millionen Tonnen CO2 auf knapp über null senkt. Alternativen dazu sind Wind- und Sonnenenergie. Das Land Vorarlberg geht sogar einen Schritt weiter. Es hat sich das Ziel gesetzt bis 2050 energieautonom zu werden. Das heißt bis 2050 den gesamten regionalen Energiebedarf vollständig mit erneuerbarer Energie wie Sonnenkraft, Wasserkraft und Biomasse abzudecken.

Biomasse statt Heizöl

Seit 1990 konnte Österreich die Treibhausgasemissionen des Gebäudesektors um mehr als ein Drittel verringern. Die Ursache für die Emissionsreduktion ist hauptsächlich, dass viele Haus- und Wohnungsbesitzer von CO2-intensiven Brennstoffen wie Heizöl, auf CO2-arme Brennstoffe wie Biomasse oder Fernwärme umgestiegen sind. Eine weitere Treibhausgasreduktion haben thermisch-energetisch sanierte Gebäude und effizientere Heizsysteme gebracht. Laut dem Klima- und Energiefonds sei es wichtig, aufgrund der langfristigen Bauzyklen bereits jetzt in nachhaltige und energetische Qualität neuer Gebäude zu investieren. Die Art und Weise, wie Gebäude und Wohnflächen heute gebaut werden, beeinflusst die Treibhausgasbilanz der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Da das Klimasystem sehr träge reagiert, sind die Folgen heutiger Klimaschutzpolitik erst in 50 bis 100 Jahren spürbar. Treib-hausgasemissionen würden laut dem Klima- und Energiefonds deutlich gesenkt, wenn Immobilien von Beginn an für eine längere Lebensdauer konzipiert werden.

Thermische Sanierung

Es kursiert der Mythos, thermische Sanierung sei teuer und bringe nichts. Fakt ist, dass rund drei Viertel der österreichischen Gebäude vor 1990 errichtet wurden. Ungefähr 60 Prozent gelten aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Neben dem Klimaschutz wirkt sich Sanieren positiv auf die Wohnqualität, die Betriebskosten, die Werterhaltung der Immobilie und die Gesundheit der Bewohner aus. Die Sanierungsrate sei in Österreich seit einigen Jahren rückläufig und liege laut aktuellem Klimaschutzbericht derzeit unter einem Prozent. In einem Altbau liegt der durchschnittliche Heizwärmebedarf bei 115 bis 250 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Im Niedrigenergiehaus liegt er bei 26 bis 60 Kilowattstunden und im Passivhaus bei unter 10. Die tatsächlich eingesparte Energie beträgt in sanierten Gebäuden durchschnittlich 76 Prozent. Wer sein Haus auf Passivhausstandard saniert, spart nach der Sanierung 90 Prozent Energie.

Nachhaltig ist kostenbewusst

Hohe Energiestandards in Neubauten verursachen bei der Errichtung geringe Mehrkosten, die im Lebenszyklus des Gebäudes wieder ausgeglichen werden. Wer klimagerecht baut, investiert vier bis sechs Prozent mehr Geld beim Bau das Gebäudes, spart danach 75 Prozent an Primärenergie, zum Beispiel für Heizen, Warmwasser und Lüftung. Beim nachhaltigen Bauen geht es um mehr als Gebäudehüllen und Energie. Nachhaltiges Bauen heißt auch, Strukturen zu schaffen, die den Gesamtenergieverbrauch niedrig halten. Für Einfamilienhäuser in Streusiedlungen müssen neue Infrastrukturen wie Straßen, Leitungen, Rohre und Kläranlagen geschaffen werden, was deutlich mehr Energie verbraucht, als Mehrfamilienhäuser in dicht besiedelten, erschlossenen Gegenden. Wer lange Wege zur Arbeit oder Schule hat, die nur mit dem Auto zu erreichen sind, hat wenig Gesamtenergieeinsparung, auch wenn er im Passivhaus wohnt.