Mit der Übergabe eines Handwerksbetriebes an die nächste Generation und dem Wachstum des Unternehmens entstand neuer Raumbedarf, der mit einer Bestandserweiterung und einem Umbau gelöst wurde. Architektin Nina Beck begleitete Bauherr und Prozess. Entstanden ist ein ehrlicher und gut nutzbarer Raum, der aufnimmt, was schon da war, und den Bestand selbstbewusst weiterdenkt.

Text: Verena Konrad | Fotos: Elisa Moosbrugger, Jenny Haimerl

Von Schwarzenberg kommend liegt an der Ortseinfahrt nach Egg die Einfahrt zu einer kleinen Siedlung. Der Handwerksbetrieb ist dort eingebettet in das räumliche Setting von Einfamilienhäusern in einer gewachsenen dörflichen Struktur. Vor Jahren hat hier die Familie ihr Haus mit Architekt Hermann Kaufmann errichtet und gleich nebstan einen kleinen Bau, der die Ofenbauwerkstatt des Vaters beherbergte. Mit der Generationenübergabe an den Sohn und dem erfreulichen Wachstum des Unternehmens wuchs der Platzbedarf, aber auch der Wunsch, die Dinge insgesamt neu zu ordnen. Für die Neuordnung und Anpassung holte Simon Voppichler
Architektin Nina Beck ins Boot. Die Wahl war leicht getroffen, entstand sie doch aus Nachbarschaft und Freundschaft und aus einem gemeinsamen Verständnis von Baukultur, Handwerkskultur und dem Wunsch, den Ort, der für beide auch biografischer Anker ist, gut weiterzuentwickeln.

Viel war schon da. Der kleine Vorgängerbau war an den Erfordernissen des Betriebes ausgerichtet – pragmatisch und gut organisiert. Mit dem Umbau sollten bestehende Qualitäten erhalten bleiben und den neuen Anforderungen Genüge getan werden. Zu diesen gehörte vor allem mehr Platz für mehr Angestellte, aber auch ein neuer Schauraum zur Präsentation von Material und Unternehmen, vor allem aber auch für Gespräche mit Kunden und für das Team selbst. In diesem Raum findet auch der Ausgang zur Besichtigung für diese Geschichte statt.

„Der hochwertige Bestand, die Analyse der Abläufe, die enge Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft und die Prüfung möglicher Eigenleistungen prägen dieses Projekt. Auch auf beengtem Raum kann in einem wirtschaftlichen Rahmen Platz für ein wachsendes Unternehmen geschaffen werden.“

Nina Beck
Architektin

Simon Voppichler sitzt mit Nina Beck an einem asymmetrisch geschnittenen Tisch und holt kurz aus: Dabei wählt er kein Wort zu viel. So wie auch im Raum alles seinen Platz hat, hat auch alles andere hier Struktur und folgt wohl überlegten Grundsätzen. Einen Handwerksbetrieb zu übernehmen, ein Erbe anzutreten, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Das Wachstum des Betriebes ist ebenso wohl dosiert. Es folgt moderat der gestiegenen Auftragslage, aber auch den Erfordernissen eines arbeitsteiligen Betriebes, der neben Produktion und Montage, auch Reparatur und Instandhaltung sowie den administrativen Teil des Geschäftes kennt. So führt der Weg vom Schauraum über einen mittleren Lagerbereich – ähnlich der Struktur eines Bauernhauses – in ein neu eingerichtetes, nicht zu großes, aber auch nicht zu kleines Büro.

Besonders an der Baustelle war, das betonen Bauherr und Architektin immer wieder, das Vertrauen ineinander, aber auch in die herbeigezogenen Fachplaner und Handwerker. Dabei schauen sie auf den Boden, der sich sägerau und präzise verlegt, vor uns ausbreitet. „Wir mussten mit den uns bekannten Profis nicht viel über diese Details reden. Es war klar, was und wie wir etwas wollten und die Umsetzung erfolgte schnell und unkompliziert.“ Ebenso unkompliziert wirken die Details an der Decke. Aber der Schein trügt. In die offene Heraklitdecke sind Spots von Architektenkollege und Lichterzeuger Georg Bechter integriert. Ein schönes Detail, die roh belassene Struktur mit feiner Präzision und anspruchsvoller Technik zu ergänzen. Bemerkenswert ist auch die Möblierung, die aus einer gemeinsamen Einreichung beim Wettbewerb „Handwerk und Form“ stammt, den der Werkraum Bregenzerwald seit vielen Jahren auslobt, und hierfür ausgeführt und in den Funktionen variiert wurde.

Die Werkstatt liegt ein Geschoß tiefer. Eine schmale Einfahrt führt in einen kleinen Hof, der sich zwischen Haupthaus, einem historischen Zubau und einem alten Baumbestand, auf dessen Erhalt besonderes Augenmerk gelegt wurde, auftut. In der Werkstatt ist es hell, aufgeräumt und wird gerade gearbeitet. „Wir machen hier fast alles selbst“, erzählt Simon Voppichler. „Nur wenige Details wie den Zuschnitt mancher Materialien lagern wir aus. Manche Geräte, die nur selten benutzt worden sind, haben wir mit dem Umbau infrage gestellt und so viel Platz gewonnen.“ Das Infragestellen war auch grundsätzlich die wichtigste Methode für die Entscheidungsfindungen zu diesem Umbau. Was kann und muss bleiben, was soll und darf sich verändern? Der kleine Umbau zeigt, wie gemeinsam gute und tragfähige Entscheidungen entstehen, die sich nicht nur im Betrieb selbst, sondern auch für das Gefüge der kleinen Siedlung als wertvolle, sanfte Transformation erweisen. Für Nina Beck ein schöner Auftakt in die selbstständige Praxis als Architektin und für Ofenbau Voppichler eine Etappe in einer hoffentlich noch langen Firmengeschichte.

Daten und Fakten

Objekt: Sanierung Ofenbau Voppichler, Egg
Bauherr: Ofenbau Voppichler, Simon Voppichler, www.ofenbau-voppichler.at
Architektur: Nina Beck msc. arch. ZT, www.becknina.com
Fachplanung: Statik: Hämmele-Huster, Bregenz; Bauphysik: Günter Meusburger, Schwarzenberg
Planung: 12/2022–06/2023
Ausführung: 07/2023–06/2024
Grundstück:  499 m²
Nutzfläche: 330 m² inkl. Keller
Bauweise: Bestand: Ständerbau; neu: Dämmung, Bodendeckelschalung und Stülpschalung, Fichte unbehandelt
Besonderheiten: Ausführung mit großem Anteil Eigenleistung der Firma Ofenbau Voppichler
Ausführung: Baumeister: Oberhauser & Schedler, Andelsbuch; Zimmerer: Reinhard Bischof, Schwarzenberg; Fenster:
Joachim Flatz, Egg; Dachdecker: Rusch, Alberschwende; Innenausbau: Tischlerei Geser, Andelsbuch; Böden: Helmut Fink, Au; Heizung/Lüftung: Siegfried Steurer, Bersbuch; Elektro: Elmar Peter, Schwarzenberg; Tore Werkstatt: Franz Denz, Schwarzenberg
Fotos: Jenny Haimerl, Elisa Moosbrugger