Wer sich eine Immobilie zulegen will oder eine Wohnung sucht, der steht vor der Frage, ob es sinnvoller ist, auf dem Land oder in der Stadt zu leben.

Zu beobachten ist in den jüngsten Jahren auch in Vorarlberg, dass sich Bauträger um die Verdichtung in den Innenbereichen der Gemeinden bemühen. Frühere Gewerbeflächen wurden – wie in Götzis – für die Schaffung von Wohnraum umgenutzt. Vor allem die zentralen Wohnlagen sind begehrt und dementsprechend teuer. Alle größeren Städte sind von den steigenden Immobilienpreisen betroffen. Die Raumknappheit und kaum bezahlbare Mieten oder Immobilien haben dazu geführt, dass Gemeinden nach außen wachsen müssen und sich ein Zuzug in den Randgebieten verstärkt. Ein weiterer Indikator ist die Leerstandsquote.
Die Vorteile vom Wohnen in den Zentren liegen eigentlich auf der Hand. Und doch haben Österreichs Zentren alle das gleiche Problem: An Touristen mangelt es nicht, doch die Bewohner ziehen zunehmend – ebenso wie die Geschäfte – in die Randgebiete. die Stadtkerne sterben langsam aus. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, braucht es Konzepte, das allem voran jene Menschen wieder in die Zentren bringt, die diese beleben: Die Bewohner selbst.

Balkone und Freiflächen

Oft stehen Gebäude unter Denkmalschutz. Die alten Wohnungen haben üblicherweise weder Balkone noch Terrassen. In Zeiten von immer kleineren Wohnflächen sind solche Oasen nahezu Pflicht. Flexible Befestigungssysteme erlauben ein Anbringen von Balkonen, ohne dabei in denkmalgeschützte Fassaden eingreifen zu müssen. Auch außerhalb der eigenen vier Wände sind Erholungsräume für Innenstadtbewohner wichtig. Gerade im Sommer wird die Gestaltung dieser Freiflächen zentral. Aufgrund der urbanen Hitzeinseln, die besonders durch versiegelte Flächen wie Straßen, Dächer und Hausfassaden entstehen, sind die Temperaturen in den Stadtzentren nachweislich wärmer als in den Randgebieten.

Kinderbetreuung

Sollen die Stadtzentren nicht nur durch Touristen und Geschäftsleute, sondern auch durch Anrainer aller Altersgruppen belebt werden, ist die Erreichbarkeit von Bildungseinrichtungen ein Muss. Schulen und Kindergärten müssen in den Stadtzentren vorhanden sein, um das Leben für Familien attraktiver zu machen. Für die Innenstadtbewohner ist zudem die schnelle Erreichbarkeit eines Nahversorgers von zentraler Bedeutung für die Lebensqualität – und das natürlich ohne Auto. Zwar ist meist einen Grünmarkt in der Nähe, doch für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln reicht das nicht aus.

Thema Leistbarkeit

Tatsache ist: Das Wohnen im Herzen der Gemeinden ist meistens teuer – und für Menschen und Familien mit einem Durchschnitts-einkommen kaum leistbar. Die Politik kann an dieser Stelle eingreifen, indem strategisch relevante Immobilien durch die Städte selbst angekauft und Wohnungen darin zu moderaten Preisen zur Verfügung gestellt werden.
Der beste Garant für eine belebte Innenstadt sind deren Bewohner selbst. Damit wieder mehr Menschen in die Stadtzentren ziehen, ist es wichtig, das Alltagsleben der Bewohner so praktisch und angenehm als möglich zu gestalten. Bildungseinrichtungen in Gehweite, Nahversorger oder das Angebot von Dienstleistungen, die im Alltag oft gebraucht werden, sind dabei ebenso bedeutsam wie eine hohe Wohn- und Lebensqualität durch ausreichend Frei-flächen für Freizeit und Erholung.

Flucht auf das Land

Nach wie vor entstehen immer noch zu wenige kleine Wohnungen und Apartments abseits des Luxussegments. Auch das ist ein Grund, dass viele Menschen das Umland zum Wohnen nutzen. Zunächst einmal wird die Nähe zur Natur gesucht. Größere Freiräume, Grünflächen, kurz: Naherholung direkt vor der Haustür. Hier liegt allein der Horizont schon um einiges tiefer, denn die Bebauung überschreitet nur selten die Grenze von drei Stockwerken. In Zeiten zunehmender körperlicher Beschwerden wie Allergien oder chronischer Erkrankungen aufgrund von Lärm- oder Umweltbelastungen und anderen Einflüssen des Lebensumfeldes ist der Rückzug ins Grüne ebenfalls eine Alternative.

Zentrumswünsche

Einer der Hauptgründe für den Drang, mehr in den Zentren zu leben, liegt nach Expertenmeinung in der Veränderung der Haushaltsstrukturen. Für Familien mit Kindern ist das Umland vor allem wegen der Bezahlbarkeit von Wohnraum nach wie vor oft alternativlos. Immer mehr Kinderlose bevorzugen jedoch größere Gemeinden und Städte mit ihren Vorteilen wie kurzen Wegen, dichter Infrastruktur und großem Freizeitangebot.
Hinzu kommt, dass die jüngere Generation sich später ebenso Wohneigentum aufbauen möchte. Dies aber technikorientierter – kurz gesagt „smarter“ – als die vorangegangene Generation. Weiters ist das Single-Dasein heute keine Übergangsphase mehr, sondern eigentlich schon Standard für große Teile der Gesellschaft. Dieser Anteil wird laut Prognosen noch weiter steigen.

Infrastrukturelle Nachteile

Nachteile ergeben sich hingegen im Bereich der Mobilität und der grundsätzlichen infrastrukturellen Versorgung. Je nach Wohnort muss gegebenenfalls etwa ins Rheintal zur Arbeit gependelt werden. Dies ist mit einem zusätzlichen Zeitaufwand verbunden. Fehlen zudem die Möglichkeiten in der näheren Umgebung einzukaufen oder zum Arzt zu gehen, ist man beinahe unumgänglich auf einen eigenen Pkw angewiesen.
Nicht nur die Kosten für den Kauf einer Immobilie, auch die Mietpreise sinken in der Regel, je weiter man sich vom Zentrum einer Metropole entfernt. Wer selbst bauen möchte, wird – wenn überhaupt – auf dem Land ebenfalls leichter fündig. Im Gegensatz zu den verdichteten Städten stehen hier noch Flächen zur Neuerschließung und Bebauung.
Was viele allerdings nicht beachten, ist die Kalkulation der Mobilitätskosten in diese Rechnung miteinzubeziehen. Denn oftmals ist vor Ort kein Arbeitsplatz vorhanden. Für den Beruf muss dann gependelt werden, was nicht selten mit hohen regelmäßigen Ausgaben verbunden ist.
Auch hier bestimmen Angebot und Nachfrage die Marktpreise. Während in den strukturschwachen Regionen die Preise weiter fallen, steigen die Kosten für Miete oder Wohneigentum in den Regionen nahe an den Metropolen weiter. Je besser die Anbindung und die Infrastruktur ausgebaut ist, umso teurer wird auch dort der Wohnraum.