Der Traum vom Haus im Grünen ist aus vielen Gründen blaß geworden.
Teure Grundstückspreise und Zersiedlung gehören dazu.
Durch verdichtete Bebauung wirken Reihenhausanlagen dem entgegen.
Wenn sie, wie am Fischerweg in Bangs, auch städtebaulich gut geplant sind,
werden sie sogar attraktiver als das Wohnen in „Splendid Isolation“.

Autorin: Claudia Rinne | Fotos: Cornelia Hefel

in drei reihen sind die Gebäude mit vier, drei und fünf Häusern an der Westseite, der Wiesenseite aufgefädelt. Sie sind gut in die von Einfamilienhäusern geprägte Umgebung integriert.
Dass die drei gebäude verschieden groß sind, tut auch der Anlage gut. Ein allgemeiner Rasenplatz, Blick auf die Werkstätten und in private Gärten – und offene Wege zwischen Haustür und Carport, die die Bewohner gerne in Kauf nehmen.

Das Reihenhaus ist die kleine Schwester des Einfamilienhauses, denn es hat auf jeden Fall einen eigenen Garten. Es ist aber nicht von ihm umschlossen, dadurch ist es weniger streng von seiner Umgebung abgegrenzt. Aus dieser Form der Nachbarschaft ergeben sich leichter zwanglose Begegnungen und kurze, sichere Wege für Kinder, die miteinander spielen wollen. Diese Vorzüge kann unsere Gastgeberin in der Reihenhausanlage am Fischerweg in Bangs gar nicht genug hervorheben, als sie uns in das Haus ihrer Familie einlädt. Während ihres Studiums hat sie sich mit dieser Wohn- und Siedlungsform auseinandergesetzt und sie immer schon für die reichere und bessere Variante vom Wohnen im Grünen gehalten. „Eine Atmosphäre wie im Urlaub“, fasst sie zusammen. Im Haus selbst hört man nichts von den Nachbarn. „Ich war so begeistert von den Grundrissen, dass ich erst zu spät gesehen habe, dass das Bad der Nachbarn gleich neben unserem Schlafzimmer liegt. Aber nichts, kein Wasserrauschen, kein Stimmen“, erzählt unsere Gastgeberin. Die Häuser haben ringsum eigene Wände und sind voneinander entkoppelt, ergänzt Architekt Marius Cerha. Schon der großzügige Vorraum stimmt auf ein Haus ein, das bei aller räumlichen Durchdachtheit Platz für Überraschungen bereithält. Vor allem im Studio, das den ganzen Raum unter dem Dach einnimmt und dank vorhandener Anschlüsse zu einer eigenen kleinen Wohnung ausgebaut werden könnte, nachdem es als Schlechtwetterspielplatz, Rückzugsort oder Arbeitsraum gedient hat.

Endlich einmal ein Esstisch in Familiengröße! Mittels einem gut verstecktem Mechanismus kann er auch riesig werden. Architekt Marius Cerha und Dieter Furtenbach von der trimana GmbH sind gern gesehene Gäste.
Der Schwedenofen für die Übergangszeit ist Standard in allen Häusern, die Ofenbank in der Nische hat unsere Gastgeberin selbst entworfen und tischlern lassen.

Im Obergeschoß werden drei Zimmer, Bad und WC von einem Gang erschlossen, der auch als ausgeschwenkter Treppenpodest interpretiert werden kann. Raumhohe Türen geben diesem vertikalen wie horizontalen Dreh- und Angelpunkt entspannte Klarheit. Im Hauptraum im Erdgeschoß steht ein Schwedenofen für die Übergangszeit. Er ist Standard in jedem dieser Reihenhäuser, die Ofenbank in der Nische hat die Hausherrin selbst entworfen und tischlern lassen. Die ökonomische Seite vertritt der hinzugekommene Gastgeber. Ihn hat die solide Holzbauweise angesprochen, dazu die Photovoltaik am Dach, die im Verbund mit der Erdwärmepumpe für Heizung und Warmwasser die Betriebskosten minimiert.

„Trotz des Bauvolumens integrieren sich die Gebäude ohne weiteres in die von Einfamilienhäusern geprägte Umgebung.
Durch die gesammelt angeordneten Carports wird die
Bodenversiegelung weiter minimiert.“

Marius Cerha
Architekt

Eine halbgewendelte U-Treppe liegt gegenüber der offenen Küche, die Kammer unter ihr kann der Küche oder dem Vorraum zugeschaltet werden. Der Wohn- und Essbereich öffnet sich komplett verglast nach Süden, auf eine überdachte Terrasse – sie bildet gleichzeitig einen Sicht- und Hitzeschutz – und den Garten. Hier spielt sich in der warmen Jahreszeit das Leben ab, ein Paradies für Kinder und Katzen. Aber auch auf der überliegenden Hausseite stehen neben den Eingangstüren Topfpflanzen und Bänke. Die zwölf Reihenhäuser am Fischerweg sind in drei Gebäuden zusammengefasst, deren Volumina freundlich an die von Einfamilienhäusern geprägte Umgebung angepasst sind.  Dass die drei Gebäude verschieden groß sind, tut auch der Anlage gut. An der ortsabgewandten Westseite, der Wiesenseite, sind sie aufgefädelt: erst das mittelgroße, dann das kleine, dann das größte. Zur Straßenseite ergeben sich dadurch ein kleiner und ein großer allgemeiner Rasenplatz, ein flacher Carport mit sieben Anwohnerparkplätzen in Verlängerung des kleinen Gebäudes, Besucherparkplätze ohne Überdachung, Wege, Zufahrten, Blicke in die Gärten, eine Spielstraße. Mehr Vielfalt geht kaum.

Zu jedem Reihenhaus gehört neben einem Carport ein Abstellraum, der auch als Werkstatt genutzt werden kann. Ungewöhnlich sind die Ausstattung jedes Carports mit einer Ladestation für E-Car oder E-Bike und die offenen Wege zwischen Haustür und Fahrzeug, die die Bewohner gerne in Kauf nahmen, auch weil sie zu der einen oder anderen zwanglosen Begegnung führen. Kann man in so einer Anlage auch wie ein Einsiedler leben? Die einstimmige Antwort kommt ohne großes Überlegen: Ja sicher – wenn man es will.

Differenziert Ein Abstellraum mit einem offenen Vorraum, den man auch mit einer Wand schließen lassen konnte, gehört zu jedem Carport. Nicht immer Auf- und Zumachen müssen, mal eben die Räder abstellen — diese Variante mag unsere Gastgeberin lieber.
Klare Formen, warme Holztöne: Innen haben die meisten Käufer(innen) die Häuser in Fichte Wohnsichtqualität belassen.
Eine halbgewendelte U-Treppe liegt gegenüber der offenen Küche. Unter ihr eine Kammer, die in diesem Haus nicht von der Küche her, sondern vom Vorraum aus benutzt werden kann.
Eine sehr gute ökonomische Entscheidung: So ausgiebig die Verkehrsflächen im Erdgeschoß sind, so sparsam sind sie im Obergeschoß. Die Erschließung von drei Zimmern, Bad und WC ist nicht größer als nötig.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Vollholz Reihenhäuser Fischerweg in Feldkirch Bangs

Bauherr trimana GmbH, 6800 Feldkirch

Architektur DI Marius Cerha Feldkirch, Bmst. Wilhelm Hager

Statik Denkfabrik AG, Schaanwald FL

Fachplaner Bauphysik: DI Günter Meusburger Schwarzenberg

Planung 2016/2017

Ausführung September 2017- Juli 2018

Grundstücksgröße 4181 m²

Wohnnutzfläche pro Haus: 176 m² über RH 1,80 m

Lagerraum / Carport:11 m² / 15 m²

Besonderheiten Holzbauweise KLH (Kreuzlagenholz)

Ausführung Baumeister: Geserbau Müselbach; Zimmerer: Denkfabrik Liechtenstein, Fenster: Zimmerei Bernhard Erath Au, Innenausbau: Elmar Dünser Thüringerberg, Böden: Alfons Greber Schwarzenberg; Heizung/Lüftung: Harald Vonier Vandans; Elektro: Elektro Willi GmbH Andelsbuch; Garten: Lukas Pfleger Nüziders, Fassade: Zimmerei Bernhard Erath Au, Dach: Joe Moosbrugger Dornbirn, Carport: Holzbau Mayer Götzis, Spengler: Bertram Zerlauth Feldkirch, Dachdecker Roman Weber Feldkirch Sonnenschutz: Sonpro Dornbirn, Asphalt: Wilhelm+Mayer Götzis, Estrich: Engstler Wolfgang Lorüns, Erdbau: Hager Bernhard Schoppernau, PV: Optikon Feldkirch, Erdwärmebohrung: Fa. Plankl Wolfurt

Energiekennwert (HWB) 33 kWh/m² im Jahr

Baukosten: ca. 4.200.000,00 Euro