Von Kindesbeinen an sind die zwei Bauherrinnen beste Freundinnen. Die eine besaß das Grundstück im eingemeindeten Weiler von Dornbirn, die andere das Geld für den Bau. Architekt Juri Troy plante ihnen ihr Haus am Hang. Es sollte die drei schönsten Aussichten des Ortes einfangen. Troy entwickelte also einen Y-förmigen Grundriss auf einem Sockel aus Beton. So reagiert das Haus auf seine Lage am Hang und überrascht mit einem ungeahnten Reichtum an Lichtstimmungen und Perspektiven.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel

Die Straße auf den Hang windet sich durch ein malerisches Grüppchen eng beieinander stehender Rheintalhäuser. Als ältester Teil des Weilers stehen diese unter Ensembleschutz. Daher begutachtete der Gestaltungsbeirat, der Bausünden verhindern soll, das unkonventionelle Y-Haus mit viel Skepsis. Es schien einigen nicht in das mehrheitlich sattelbedachte Umfeld zu passen, umso mehr, als die Straße direkt in seine nordwestliche Grundgrenze mündet. Sie ist die Nahtstelle zum Ort, an allen anderen Seiten ist das Haus von einem steilen Garten umgeben, der in den Wald übergeht. Troy argumentierte, dass es als letztes Haus an der Straße mit seinen großzügigen Glasöffnungen sehr wohl mit der umgebenden Bebauung kommuniziere. Mit seinem wesentlichsten Bezugspunkt – der Landschaft – harmonieren Holzfassade und begrüntes Flachdach bestens. Dieser Argumentation folgte schließlich auch der Gestaltungsbeirat, er gab grünes Licht für den Bau.

„Unser Haus bildet am Ende der Straße den Abschluss des Weilers“, sagt Troy. „Wir haben den Ort neu besetzt. Die Materialität des Hauses – ein verputzter Sockel, darüber der Holzbau – nimmt die Tradition des Rheintalhauses auf zeitgenössische Weise auf.“ Auf den ersten Blick wirkt das Y-Haus sehr schlicht, im Detail entpuppt es sich als äußerst raffiniert. Der Sockel aus Ortbeton öffnet sich im Südwesten direkt zum Garten und schafft so einen 3,20 Meter hohen, sonnigen Extraraum. Das auskragende Obergeschoß schützt die davor liegende Terrasse vor Witterung. Perfekt, um auch bei Regen draußen zu sitzen. Ein Oberlicht erhellt die einläufige Treppe, je nach Sonnenstand werfen die Holzlatten schöne Schatten auf die Seitenwände, am Ende der Stiege wartet ein Fenster. „Man bewegt sich direkt auf das Licht zu, wenn man nach oben geht“, so Troy.

„Unser Haus bildet am Ende der Straße den Abschluss des Weilers. Wir haben den Ort neu besetzt. Die Materialität – ein verputzter Sockel, darüber der Holzbau – nimmt die Tradition des Rheintalhauses auf.“

Juri Troy
Architekt

„Unser Haus bildet am Ende der Straße den Abschluss des Weilers“, sagt Troy. „Wir haben den Ort neu besetzt. Die Materialität des Hauses – ein verputzter Sockel, darüber der Holzbau – nimmt die Tradition des Rheintalhauses auf zeitgenössische Weise auf.“ Auf den ersten Blick wirkt das Y-Haus sehr schlicht, im Detail entpuppt es sich als äußerst raffiniert. Der Sockel aus Ortbeton öffnet sich im Südwesten direkt zum Garten und schafft so einen 3,20 Meter hohen, sonnigen Extraraum. Das auskragende Obergeschoß schützt die davor liegende Terrasse vor Witterung. Perfekt, um auch bei Regen draußen zu sitzen. Ein Oberlicht erhellt die einläufige Treppe, je nach Sonnenstand werfen die Holzlatten schöne Schatten auf die Seitenwände, am Ende der Stiege wartet ein Fenster. „Man bewegt sich direkt auf das Licht zu, wenn man nach oben geht“, so Troy.

Die Wohnebene ist von einer Fassade aus vertikalen, sägerauen Weißtannenlatten umhüllt, auch innen ist das Haus bis auf das Fensterglas aus Weißtanne. Sie ist sehr haptisch eingesetzt. Alle horizontalen Flächen – Massivholzdecken und -böden – sind aus sägerauer, die Wände aus gehobelter Weißtanne. Mit raumfüllenden Panoramafenstern erobert sich der Y-Grundriss in drei Himmelsrichtungen die Landschaft. Wie Rüssel recken sich die drei Teile des Baukörpers, die in Länge und Breite leicht variieren, den schönsten Blicken entgegen. Das Panoramafenster über der Straße zeigt das historische Ortsensemble und den am Horizont aufblitzenden Bodensee im Cinemascope-Format. Seine sechs Meter breite Brüstung ist zugleich eine Bank, auf der man gleichermaßen in der Aussicht sitzen oder liegen kann. In sanften Rundungen biegen die Wände ums Eck, dadurch gehen die Raumzonen Wohnen, Kochen und Schlafen mit Bad fließend ineinander über. Letzteres hat Morgensonne und Blick auf den First, Schiebewände schaffen eine Möglichkeit zum Rückzug.

„Das Holz ist aus dem Bregenzerwald“, sagt Troy. Holzbau Fetz, eine der ältesten Zimmereien Österreichs, fertigte das Haus als Generalunternehmer. Es ist eine Freude, über diese mit größter Sorgfalt handwerklich gerundeten Wände zu streichen, die das einfallende Licht weich zeichnen. „Wir schmusen immer mit diesem Haus“, gestehen die begeisterten Bauherrinnen.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Y-Haus, Dornbirn
Bauherrin privat
Architektur juri troy architects, Wien, www.juritroy.com
Statik Kofler, Götzis, www.kofler-baustatik.at
Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Elektro: Willi, Andelsbuch; Licht: Georg Bechter, Hittisau; Energie: Otto Haag, Hörbranz
Planung 2015–2019
Ausführung 2019–2020
Grundstücksgröße 802 m²
Nutzfläche 153 m² (+ 45 m² Nebenflächen)
Bauweise Holzriegelbau auf Ortbetonsockel; Gründach; Luftwärmepumpe
Besonderheiten Gerundete Außenwände in Holz und Beton

Ausführung: Baumeister: Feuerstein, Andelsbuch; Holzbau und Generalunternehmer: Fetz, Egg; Dach: Rusch, Alberschwende; Fenster: Metzler, Hohenems; Boden: Raum und Zeit, Schwarzenberg; Heizung, Sanitär: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Elektro: Willi, Andelsbuch; Landschaft: Anton Moosbrugger, Hörbranz
Energiekennwert 37,8 kWh/m² im Jahr