Katia und Gerold Schneider sind allmeinde architektur und Hoteliers in Personalunion: Seit sie ihren Almhof Schneider in Lech in vierter Generation übernommen haben, gestalten sie das Hotel auf höchstem Niveau ständig um. Die neuesten Eingriffe sind eine edle Garage aus Sichtbeton und ein von römischen Bädern inspirierter Spa-Bereich.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Darko Todorovic

Das Hotel Almhof Schneider ist eine Institution in Lech. Unweit der Talstation der Schlegelkopfbahn liegt es quasi am Hang. Die Familie Schneider ist tief im Ort verwurzelt. Seit Beginn seiner Besiedelung um 1450 lässt sie sich in Lech nachweisen. Ursprünglich betrieb sie Almwirtschaft, ab 1929 wurden in ihrem Walser Bauernhaus auch Gäste beherbergt. Nach und nach sattelte sie ganz auf Tourismus um.

Heute besteht der Almhof Schneider aus drei ineinander verwobenen Häusern mit Satteldächern und Balkonen. Ihr Kernbestand aus vier Etappen – 1963, 1970, 1976, 1983 – wurde so lange um- und ausgebaut, bis er der *****S-Kategorie entsprach. Ein Status, der verpflichtet. Gerold Schneider wuchs in Lech auf, seine Frau Katia spielte als Kind die Hauptrolle in der TV-Serie „Heidi“. Später studierte sie Architektur an der TU Wien und an der Université Paris La Seine. 1995 gründeten Katia und Gerold Schneider ihr Büro allmeinde architektur, 1996 übernahmen sie in vierter Generation den Almhof.

Empfang mit Stil An diesem Rezeptionspult werden Gäste des Almhof Schneider willkommen geheißen.

Seither bemühen sie sich um eine eigenständige Architektursprache im Haus. Klare Formen und natürliche Materialien mit Bezug zur Region und zum Gebirge, präzise Planung und perfekte handwerkliche Ausführung zählen zu ihren Grundsätzen. Geschliffene Fichte, geölte Nuss, Salzburger Kalkstein, Wolle und Leinen prägen die Interieurs. Sie altern in Würde und vermitteln Wertschätzung.

Betätigungsfelder für allmeinde architektur bietet das Haus mit 33 Zimmern, 17 Suiten, zwei Restaurants, der stilvollen Bar und zig Nebenräumen genug. Von 2000–2006 wurde zusätzlich ein alter Stall in zwei Etappen zur „allmeinde commmongrounds“ umgebaut: Das Sprengwerk des einstigen Heustocks blieb erhalten. Darunter wird eine 12,70 Meter lange Kastenwand nach Maß mit integrierter Küche, Bad und WC auch zur perfekten Hängefläche für Kunst. Im Erdgeschoß – dem früheren Stall – gibt es eine Bibliothek, eine Küche, ein Büro und ein Gästezimmer. Die Kulturinitiative „allmeinde“ haben Katia und Gerold Schneider 2000 gegründet. Viele Arbeiten renommierter Künstlerinnen und Künstler (aktuell Erwin Wurm mit „Nordwand“) fin­den im Dachstuhl der „allmeinde commongrounds“ ein konge­niales Umfeld.

Wichtig ist Katia und Gerold Schneider ein durchgängig hoher gestalterischer Standard – und zwar von der Vorfahrt über die Rezeption, die mit aktueller Kunst veredelten Erschließungsflächen, Zimmern und Suiten bis zu jüngsten Baumaßnahmen. Diese müssen stets in der knappen Zeit zwischen den Saisonen erfolgen. Der Großteil ist unsichtbar: Haustechnik, Lager, Lüftungen, Kollektorgänge.

Durchgängig hoher gestalterischer Standard Diese Bank im Wartebereich der Rezeption bietet auch Großfamilien eine komfortable Sitzgelegenheit.
Zeitgenössische Kunst Überall in den Erschließungsflächen des Almhof Schneider lassen sich erstklassige Arbeiten finden. Meist mit Bezug zum Arlberg.
Kunst ist auf den Gängen, bei Liften und Stiegen des Almhof Schneider allgegenwärtig.
„Seit zehn Jahren arbeiten wir an einem Masterplan, um unser Haus klar zu strukturieren und auf die nächsten Jahrzehnte auszulegen.“

Katia Schneider
allmeinde Architektur

In der neuen, zweigeschossigen Tiefgarage herrscht gestalterisch Purismus vor: Gußasphalt am Boden, Säulen, Decken und Wände aus Sichtbeton, indirekte Beleuchtung und ein präzises Fugenbild.
Aufgang von der Tiefgarage: Hier betreten Autofahrende den Almhof.

Die Zufahrt der neuen Tiefgarage liegt direkt an der Straße im Südosten. Sie ist dem Haus gleichermaßen untergeschoben: Dezent schmiegt sich die Einfahrt aus gespitztem Sichtbeton in den Hang. Innen herrscht Purismus: Gußasphalt am Boden und auf den Säulen, Wände und Decken aus Sichtbeton, dazu ein rundes Oberlicht. Nahtlos geht die Deckenstruktur in die Wand über: sie wird indirekt von unten beleuchtet.

Holz: Kassettendecken und Vertäfelungen finden sich in vielen Bereichen. Sie vermitteln alpine Lebenskultur und sind gut für die Akustik.
Nächtlicher Treffpunkt: Die Bar ist ein geselliger Ort mit viel Atmosphäre. Hier kam Nussholz zum Einsatz.
Durchgehende Handschrift: Auch im Speisesaal trifft man wieder auf Kassettendecken, bequeme Bänke, gediegene Möbel, Vorhänge als Raumteiler und eine schöne Aussicht.
Licht als Trägermedium von Atmosphäre spielt auch eine besondere Rolle.

„Seit zehn Jahren arbeiten wir an einem Masterplan, um unser Haus klar zu strukturieren und auf die nächsten Jahrzehnte auszulegen“, so Schneider. Letztes Jahr erneuerte man den Spa-Bereich. So gut wie alle Zwischenwände und selbst einige tragende Wände wurden abgerissen, wo nötig statisch mit Auflagern und Stahlträgern unterfangen und der verfügbare Raum hangseitig und nach Nordosten, wo früher die Anlieferung war, erweitert: Die exquisite Badelandschaft ist de facto im Haus neu errichtet. Hervorragend integriert sie sich in den Bestand. Bei der Gestaltung orientierte man sich an Thermalbädern der Antike. „Die Bedürfnisse des Körpers sind heute noch die gleichen, die antike Bäderarchitektur hat das perfekt berücksichtigt“, so Schneider.

Neuzugang im Almhof Schneider: Letztes Jahr wurden der Sauna und Spa-Bereich von allmeinde architektur neu gestaltet. Dem Prinzip, ausschließlich natürliche, hochwertige Materialien einzusetzen, blieb man auch hier treu.
Strikte Trennung: Wo man sich unbekleidet aufhält, sind die Bereiche für Damen und Herren getrennt.
„Die Bedürfnisse des Körpers sind heute noch die gleichen, die antike Bäderarchitektur hat das perfekt berücksichtigt.“

Gerold Schneider
allmeinde Architektur

Im Spa-Bereich gibt es Saunen mit heißer, trockener (95º C) und mit feuchter Luft (42º C ), ein Tepidarium, ein heißes und kaltes Becken. „Wir haben entschieden, dass Wände, Böden und Decken beheizt werden. Diese Strahlungswärme ist sehr angenehm und sorgt dafür, dass die Temperatur nicht so hoch sein muss.“ Der Spa-Bereich ist symmetrisch aufgebaut: Sein Zentrum bildet das Tepidarium mit einem runden Stein in der Mitte und Bänken in Nischen. Hier kann man sich treffen. Rechts und links von dieser Mittelachse liegen spiegelverkehrt die Bereiche für Damen und Herren – Dampfbad mit Kuppel, Kaltwasserbecken, Aufenthaltszone, Schwallbrause, finnische Sauna. „Wir wollten alles durchgehend mit einem einzigen Material gestalten, dessen Oberfläche unterschiedlich behandelt ist.“ Wände, Decken und Sitzflächen aller nassen Zonen sind mit Salzburger Kalkstein verkleidet: ein feiner, heller, Stein. Die Ecken aller Ablageflächen und Bänke sind körpernah rund, so kann man am beheizten Stein sitzen und den Rücken an die warme Wand lehnen, ohne sich zu verletzen. Hier sind die Oberflächen geschliffen. Wo Nässe und Rutschgefahr herrschen, ist der Stein gestockt.

Das Schwimmbad wurde bereits 2004 umgebaut. Trotzdem integriert es sich perfekt. Ein Beweis, wie gut wertvolle Materialien altern und harmonieren.
Klassisches Vorbild: Antike Thermalbäder dienten als Inspirationsquelle für die Planung des Spa-Bereichs. Als Material kam vor allem Salzburger Kalkstein zum Einsatz.
Natürliches Licht: Möglichst viele Räume haben Tageslicht und eine schöne Aussicht.

Das Schwimmbad wurde 2004 umgebaut. Man erlebt es als integrative Einheit des Spa-Bereichs, obwohl zwischen beiden Bauabschnitten 13 Jahre liegen. Das zeigt, wie zeitlos die Gestaltung mit Naturstein ist und dass er trotz hoher Beanspruchung sehr haltbar ist. Alle Flächen, die unter Wasser sind, wurden geschliffen, Böden, die begangen werden, gestockt ausgeführt. Die Decke des Schwimmbades ist mit Holz verkleidet: das nimmt Feuchtigkeit auf und wirkt warm. Durch große Fenster fällt Sonnenlicht auf das Wasser. allmeinde architektur gestalteten möglichst viele Räume des Spas mit Tageslicht und schöner Aussicht. Auch der Fitnessraum hat vier Fenster mit Blick auf Dorf und Schlegelkopf. Um das zu erreichen, mussten im Masterplan große Umschichtungen passieren. Im komplexen Gefüge dieses Hauses will jede Maßnahme mit Bedacht gesetzt sein.

Daten & Fakten

Objekt Almhof Schneider, Hotel, Lech am Arlberg

Bauherr Katia und Gerold Schneider

Architektur allmeinde architektur (Katia und Gerold Schneider)

Statik Mader Flatz, Bregenz, www.mader-flatz.at

Fachplanung Bauphysik: Lothar Künz, Bregenz; Elektro: Müller, Landeck, Landschaftsarchitektur: Doxiadis+, Athen

Masterplan ab 2000

Planung 2013 bis 2016 (Ausführung, Detail)

Ausführung Sommer 2015 bis Sommer 2016

Nutzflächen Zu- und Umbau Untergeschoße 3100 m², Erdgeschoß 1350 m², Obergeschoße 755 m²

Bauweise Zubauten (großteils unterirdisch) Stahlbeton, vorgehängte; zweischalige Ziegelmauer mit Natursteinverkleidung

Besonderheiten Nassbereiche des Spa in Kalkstein geschliffen und gestockt; Lehmputz; Trockenbereiche aus sägerauer Eiche

Ausführung Baumeister: Nägele/Porr, Röthis; Zimmerer: Kaufmann Reuthe; Fenster: Feuerstein, Nüziders;
Heizung: Wagnertec, Nüziders, Lüftung: Ender Klima, Altach, Elektro: Müller, Landeck