In guter Gesellschaft
Grundkauf und Hausbau gehen sich finanziell oft nicht aus. Die Alternative, ein Stück Bauland zu pachten und mit drei kleinen Häusern zu bebauen, führt Architekt Rainer Huchler beim Projekt Kirchenbünt in Feldkirch-Altenstadt beispielhaft vor.
Text: Edith Schlocker | Fotos: Dietmar Walser
Für das Projekt Kirchenbünt hat sich Rainer Huchler mit zwei seiner ehemaligen Bauherren zusammengetan. Alle drei „Secondhandsingles“, wie Huchler sagt, denen die Idee gefiel, jeder für sich allein und doch in guter Nachbarschaft zu leben. Doch in akzeptabler Lage einen Baugrund zu kaufen und auf diesem, wenn auch kleine Häuser zu bauen, ging sich finanziell nicht aus. Als sich allerdings die Option ergab, in einer feinen, kleinteilig strukturierten Wohnlage in Feldkirch-Altenstadt einen Grund auf 30 Jahre zu pachten und darauf zu bauen, griffen sie zu. Mit der Option, nach Ablauf der Pacht diese eventuell verlängern zu können, ein Vorkaufsrecht für den Grund eingeräumt bzw. die Immobilien abgelöst zu bekommen. Jedem der drei steht es auch frei, jederzeit seinen Teil zu verkaufen oder weiter zu verpachten. Das alles ist vertraglich wasserdicht fixiert, inklusive der Klausel, dass die Einheiten auf maximal vier Bewohner(innen) gedeckelt sind.
Das Grundstück, auf dem die drei Häuser genauso wie der Carport inklusive kleiner Abstellkammern stehen, ist knapp 900 Quadratmeter groß. Was bedeutet, dass Rainer Huchler bei der Positionierung der Baukörper geschickt jonglieren musste, um jedem der Bewohner trotz räumlicher Nähe durch einen praktisch uneinsehbaren privaten Freibereich das Gefühl von Privatheit zu suggerieren. Ein Gefühl, das noch dadurch befördert wird, dass jede der auf eine betonierte Bodenplatte gestellten Einheiten anders ist, und trotzdem wirken sie wie „Geschwister“ daherzukommen. Gebaut komplett aus Holz mit Fassaden, die vertikal mit fast schwarz lasierten Fichtenlatten verkleidet sind. Wobei das mit 120 Quadratmeter Wohnnutzfläche größte Haus des Architekten ein flaches Dach hat, während die zwei etwa 20 Quadratmeter kleineren Einheiten Satteldächer haben, die nicht zuletzt aus Kostengründen mit Wellblech gedeckt sind.
„Ziel war die Schaffung leistbaren Wohnraums mit hoher Qualität und harmonischer Einbindung in die umgebende Siedlungsstruktur.“
Rainer Huchler
Architekt und Bauherr
Neben dem Einsatz ökologischer Materialien war Kosteneffizienz bei dem Projekt Kirchenbünt generell großgeschrieben. Das ist der Grund, weshalb etwa die Waschbecken und Armaturen in allen Bädern und Küchen dieselben sind, genauso wie die Fenster, Türen und der außenliegende Sonnenschutz. Komplett individuell auf die Bedürfnisse der drei Herren zugeschnitten ist dagegen die räumliche Aufteilung der jeweiligen Einheit. Bei der von Rainer Huchler nehmen neben einem Foyer und einer kleinen Küche, Abstellraum und Gäste-WC und ein großer Wohnraum das gesamte Erdgeschoß ein.
Durch einen in die Südwand geschnittenen langen Fensterschlitz und eine raumhohe Hebeschiebetüre an der Westwand wird der Wohnbereich belichtet. Die Wände sind hellgrau, die Decke und die Türen sind aus unbehandeltem Holz, der Boden ist die geschliffene basale Betonplatte, in die auch die Bodenheizung und sämtliche Installationen integriert sind. Eine Holzstiege führt in das Obergeschoß, wo Huchler neben einem ganz aus Eiche getischlerten Kastenraum sein mit dunkelgrauer Mineralfarbe ausgemaltes Schlafzimmer sowie sein Bad hat. Daneben gibt es noch ein Gästezimmer samt Gästebad. Weil kleiner, haben die zwei anderen Einheiten keine vollen Obergeschoße. In einer davon ist die Küche samt Wohnbereich bis unter das Satteldach offen, was eine Raumhöhe von etwa fünf Metern ergibt. Eine schmale Treppe führt zu einer Galerie, unter der das Schlafzimmer, ein Gästezimmer und das Bad eingenistet sind. Im Außenbereich führt von der Terrasse eine Leiter nach oben zu einer offenen Plattform.
Wieder ganz anders ist die Atmosphäre in Haus Nr. 3. Wie alle Eingangsbereiche ist auch dieser mit rostigem Stahl betont, der Wohnraum samt Küchenbereich ist groß, das Bad und Schlafzimmer des Hausherrn sind eher klein. Auf einer per Stiege erschlossenen Galerie werden hinter einer „Wand“ aus Vorhängen Betten für eventuelle Besucher „versteckt“. Die Häuser mit ihren rechteckigen Grundrissen sind reizvoll rund um einen gemeinsamen kleinen „Dorfplatz“ positioniert. Auf Gartenpflege haben die drei Herren nach eigener Aussage weder Lust noch Zeit, weshalb sie wachsen lassen, was wächst, wie von Grünberater Conrad Amber empfohlen. Beheizt und gekühlt werden alle drei Einheiten gemeinsam per Wärmepumpe, Photovoltaik auf den Dächern ist im Werden.
Daten und Fakten
Objekt: Kirchenbünt 14, 16, 18, Feldkirch-Altenstadt
Architektur: Rainer Huchler, Rankweil, www.rhuchler.com
Projektleitung: Postai Jürgen
Statik: zte Leitner ZT, Schröcken, www.zte.at
Fachplanung: Begrünung: Conrad Amber, Dornbirn
Planung: 09/2019–11/2019
Ausführung: 06/2020–11/2020
Grundstück: 894 m²
Nutzfläche: 320 m²
Bauweise: Bodenplatte Beton; Fenster, Decken und Treppen Holz; Wände Holz/Gipskarton; Dämmung: Holzwolle; Fichtenfassade lasiert; Satteldächer Wellblech; Heizung/Kühlung über Erdsonden und Wärmepumpe
Ausführende: Garten: Conrad Amber, Dornbirn; Zimmerei: Natter Schnepfau; Heizung/ Sanitär: Hepp, Dornbirn; Spengler: Tectum, Hohenems; Fenster: Hipp, Trochtelfingen (D); Innenausbau: Milan Injac, Rankweil; Maler: Hosp, Weiler; Innentüren: Übelher, Bizau; Böden: Bawart, Sulz; Möbel: Toplitsch, Hohenems und Hugl Feldkirch; Elektro: Meissl, Feldkirch; Glas: Marte, Bregenz; u. a.
Energiekennwert: 13,8 kWh/m² im Jahr (HWB)