Den Wohnkosten und der Einsamkeit ein Schnippchen schlagen. Soziale Wohnformen entsprechen dem Trend der Zeit. Gerade das Einfamilienhaus kann mit zunehmendem Alter eine unsoziale Bebauungsform darstellen. Atriumhäuser sind als Alternative für gemeinschaftliches Wohnen derzeit im Osten Österreichs stark nachgefragt. In Vorarlberg hat Roland Gnaiger mit Udo Mössler ein solches bereits im Jahr 1999 verwirklicht. Im Dornbirner Stadtteil Oberdorf, der lange von Fabrikantenvillen geprägt war, zählt das Gebäude heute noch zu den innovativsten Bauten. Das dreigeschoßige Wohnhaus verfügt über ein mit Sichtbeton und Lärchenholz ausgestattetes Atrium. Dieses fungiert als Treffpunkt, Spiel- und Partyraum. Ein Musterbeispiel von flexiblem Wohnen, ideal für individuelles Wohnen, bei dem man jedoch weniger allein sein kann.

Im Team stärker sein

Senioren-WGs liegen im Trend, das attestierte eine Marktstudie von Raiffeisen Immobilien bereits vor drei Jahren. In Innerösterreich werden für gemeinschaftliche Wohnzwecke bereits Vierkanthöfe adaptiert. Während dort die Leidenschaft für Garten und Landwirtschaft als Voraussetzung gilt, sind im dicht besiedelten Westen Österreichs eher gemeinschaftlich zupackende Mieterinnen und Mieter gefragt. Eine Wohngemeinschaft im Alter bietet viele Vorteile und kaum Nachteile. Einer der wichtigsten Vorteile: das Alleinsein hat ein Ende. Die älteren Bewohner kommen wieder zu den wichtigen Sozialkontakten, können über gemeinsame Aktivitäten wieder größere Lebensfreude empfinden und zudem anfallende Kosten geringer halten. Gemeinsames Kochen und unterhaltsame Abende sowie neue Aufgaben, die den Tag erfüllen, sind weitere wichtige Gründe für das Leben in einer Senioren-WG. In der Realität ist es allerdings schwierig, Menschen mit relativ geringem Pflegebedarf zu finden, die sich für diese Wohnform eignen.

Sozialer Effekt

Wer kann wem die Einkäufe hochtragen, wer ist geschickt beim Anbringen von Regalen, wer kocht und bäckt gerne, wer unterstützt beim Aufräumen? Wohnformen, welche mit flexibler Raumeinteilung und barrierefrei realisiert werden, haben Potenzial. Eine große Gemeinschaftsküche, in der mehrere Personen schnibbeln und braten, rühren und backen und vor allem gemeinsam tafeln können, machen der Einsamkeit ein Ende. Kosten können bei Gemeinschaftsnutzungen gespart, der Spaß hingegen verdoppelt werden. Im Krankheitsfall ist immer jemand da, ob Schach, Mühle oder Rommé, ob Jassen oder Fußballspiele schauen – zusammen ist man weniger allein. Dabei hat selbstverständlich jede Person auch ihre eigenen Räumlichkeiten und somit Rückzugsmöglichkeiten. In den letzten Jahren wurden Senioren-WGs vielfach auf Privatinitiative hin gegründet. Während Microapartments für Studierende bereits aktiv am Markt angeboten werden, werden Senioren bislang eher mit betreubaren Wohnformen umworben. Selbstbestimmt wohnen und dennoch bei Bedarf Service und Hilfe in Anspruch nehmen zu können, hat jedenfalls bei rüstigen Senioren viel Potenzial. Experten gehen davon aus, dass in Europa rund sieben Prozent der über 70-Jährigen betreutes Wohnen in Anspruch nehmen oder nehmen werden. In Österreich werden bis 2029 rund 87.000 Wohneinheiten für betreutes Wohnen benötigt.

Wohnen 70 plus

Auch Silver Living, Anbieter für betreutes Wohnen für Best Ager, stellte in einer Studie fest: Um die Wohnkosten der Mieterhaushalte 70 plus in bezahlbarem Rahmen zu halten, werden gemeinschaftliche Wohnformen wie eben Wohngemeinschaften und Quartierskonzepte in den Städten an Bedeutung gewinnen. Die Wohnplattform wohnbuddy.at wiederum führt in der Steiermark Interessenten für gemeinschaftliches Wohnen – seien diese jung oder alt – zusammen. In Vorarlberg bieten verschiedene Wohnbauträger und Gemeinden betreubare Wohnmodelle an.