Perfekte Aufnahmen mit einem Hauch Glamour sind das Markenzeichen von Fotograf Marcel Albert Mayer. Auf einem schwierigen Zwickelgrundstück in Alberschwende hat ihm Tankred Bergmeister vom Büro Baumschlager Hutter Partners ein extravagantes Haus mit Studio zwischen die Kurven der Zufahrtsstraße in den Hang gesetzt. Über einen Steg begehbar, aus schwarzem Holz, von einem rostigen Stahl-rahmen gefasst, mit riesigem Balkon für Aussicht und Abendsonne.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel, Marcel Mayer

Marcel A. Mayer ist Fotograf. Seine Fashion-, Werbe- und Industrie-Aufnahmen bestechen mit einem Flair, das erst durch größte Perfektion am Set und in der Nachbearbeitung zu erzielen ist. In leicht nostalgische Farbigkeit und weiches Glanzlicht getaucht, verbreiten sie rund um vielsagende Accessoires und schöne Models ihr eigenes glamouröses Flair. Mayers professioneller Lebensstil zwischen Shootings in aller Welt ist kosmopolitisch-nomadisch. Doch irgendwann ist jeder privat.
In der kleinen Gemeinde Alberschwende fand sich gleichsam zwischen den zwei Kurven einer Zufahrtsstraße am steilen Hang im Siedlungsgefüge ein Zwickelgrundstück, das kompliziert zu bebauen war. Die Lage des Ortes ist für den Fotografen günstig: nach Deutschland, in die Schweiz und zum Flughafen Altenrhein ist es nicht weit. „Marcel ist gleich mit dem Nachbarn gut ausgekommen. Und er wollte von Anfang an etwas Extravagantes“, erinnert sich Tankred Bergmeister vom Büro Baumschlager Hutter Partners in Dornbirn, der das Haus gemeinsam mit Carlo Baumschlager entwarf und plante. „Ich bin viel unterwegs und froh, wenn wir eine Basis haben, wo wir auch im Studio mit Assistenten arbeiten können“, sagt Mayer, der kürzlich Vater wurde. Ein triftiger Grund mehr für ein Haus, das die Nutzungen Wohnen und Beruf unter einem Dach vereint. So wird hier einerseits gearbeitet, die räumliche Struktur erlaubt aber auch ein Zur-Ruhe-Kommen mit Frau Miriam Luzia Nagel und Baby Julien Constantin.

STEILHANG UND KURVE machten das Grundstück zu einer komplexen Planungsaufgabe.
DIE FUNKTIONEN Studio und Wohnen wurden getrennt und in zwei verschiedenen autarken, vorgefertigten Boxen aus schwarzem Holz übereinander angeordnet.

Der Zuschnitt des Grundstücks war schwierig: Es beginnt an der unteren Kurve mit einem spitzen Zwickel, folgt an seiner oberen Grundgrenze dem Straßenverlauf und wird hangaufwärts immer breiter. An seiner schmalen Längsflanke misst es über 60 Meter, mehr als die Hälfte davon ist unbebaubar. Dafür ist der Rest nach Südosten und Südwesten orientiert, die Aussicht ist phänomenal. Über die Gesamtlänge verbreitert sich die Parzelle bis zur nordöstlichen Grundgrenze auf 26 Meter, der Höhenunterschied zwischen dem untersten und dem obersten Punkt beträgt 4,5 Meter. „Die größte Herausforderung war die Hanglage“, so Tankred Bergmeister. „Der Weitblick ist sensationell, der Bauherr wollte aber keine Treppe im Haus.“ Gemeinsam fanden sie eine unkonventionelle Lösung: Die Funktionen Studio und Wohnen wurden getrennt und in zwei verschiedenen autarken, vorgefertigten Boxen aus schwarzem Holz übereinander angeordnet. Sie werden von einem Gerüst aus unbehandelten Stahlträgern, die mit der Zeit durch die Witterung immer mehr rostige Patina anlegen, optisch zusammengefasst, statisch ausgesteift und per Brunnenfundament im Boden verankert. Luftbrücken und Außentreppen erschließen beide Ebenen. „Für uns ist es ein absolutes Traumhaus. Das schwarze Holz nimmt sich in der Landschaft zurück“, so Mayer. „Und uns gefällt der Materialmix mit der Rostoptik extrem gut.“ Die Studiobox ist die untere: Sie ist 9,30 Meter lang, 7,40 Meter breit und hat eine innere lichte Höhe von 3,18 Meter. Sie ruht auf den zwei unteren Stahlträgern und schwebt so gleichermaßen über dem Gelände.

LUFTBRÜCKEN und Außentreppen erschließen beide Ebenen.
Im Studio werfen nachmittags die zwischen den Jalousien einfallenden Sonnenstrahlen tänzelnde Streifenmuster auf die weiße Wand.
„Das schwarze Holz nimmt sich in der Landschaft zurück. Uns gefällt der Materialmix mit der Rostoptik extrem gut.“

Marcel A. Mayer, Bauherr

Die Box ist auf einer Seite – nach Südwesten und zum Parkplatz hin – verglast. Hier werfen nachmittags die zwischen den Jalousien einfallenden Sonnenstrahlen tänzelnde Streifenmuster auf die weiße Wand und den grauen, geschliffenen Estrich am Boden. Will man mit Kunstlicht arbeiten, lässt sich der Raum komplett abdunkeln. An der südöstlichen langen Seitenwand befinden sich die Computerarbeitsplätze von Mayers Assistenten Alexander und Felix. Einer von ihnen zog extra nach Dornbirn, um näher zu wohnen. Beide lieben das neue Studio.

Eine großzügige Terrasse erweitert den Wohnbereich.
„Uns gefällt der Materialmix mit der Rostoptik extrem gut.“

„Es ist wunderschön, wenn man in der Früh vom Sonnen-aufgang geweckt wird.“ Im rechten Winkel zum Studio schwebt die Wohnbox zwischen den zwei Stahlträgern im ersten Stock. Sie ist 9,70 Meter breit und mit Terrasse 14, 50 Meter lang. Frech reckt sie ihre schmale Rückseite im Nordosten, in der zwei Schlafzimmer einen Schrankraum in die Mangel nehmen, gute vier auskragende Meter der Straße entgegen. Auf der leicht ansteigenden Rampe schreitet man von der Grundstücksgrenze über den abschüssigen Hang an der nordöstlichen Längsseite des Hauses entlang auf den Eingang zu: Er liegt in der Flucht des Schlafflurs, von dem zwei Seitengänge rund um den Sanitärblock direkt an die Wohnküche andocken. Sie breitet sich mit offenem Küchenblock, Essplatz und Couch im Südwesten vor einem Panoramaglas aus, das man dank Schiebeelement zur Terrasse öffnen kann. „Wegen der riesigen Fenster wirkt der Wohnraum größer, als er ist“, so Mayer zufrieden. Am Tisch stehen frische Wiesenblumen, auch am Balkon wuchern sie. Ihr Grün harmoniert mit dem Rost der Tragkonstruktion und dem Streckmetall vom Geländer. „Mit der Aussicht fühlt es sich an, als wäre ich im Urlaub.“

Die Wohnküche breitet sich mit offenem Küchenblock, Essplatz und Couch vor einem Panoramaglas aus, das man dank Schiebeelement zur Terrasse öffnen kann.
Der Eingang liegt in der Flucht des Schlafflurs.

Daten & Fakten

Objekt Haus mit Fotostudio in Alberschwende

Bauherr und Eigentümer Marcel A. Mayer

Architektur Baumschlager Hutter Partners www.baumschlager-hutter-partners.com

Statik Mader + Flatz, Bregenz

Planung 7/2015–8/2016

Ausführung 12/2016–7/2017

Grundstücksgröße 830 m²

Wohnnutzfläche 98 m² zuzüglich 21,10 m² Terrasse

Studio 90 m²

Keller keiner

Bauweise Die Außenwände sind in Holzrahmenbauweise ausgeführt; Decken und Bodenkonstruktionen in Massivholz

Besonderheiten Die beiden Geschoße sind nur über eine externe Erschließung miteinander verbunden

Ausführung Zimmerer: Oa.sys, Alberschwende; Stahlbau: Thaler, Hard; Fenster: Nicolussi, Thüringen; Dach: Spenglerei Mathis, Altach; Böden: Vigl & Strolz, Schoppernau; Malerarbeiten: Atelier Mayer, Gaißau; Innentüren: Josef Fenster & Türen, Götzis; Heizung /Lüftung/Sanitär: Dorf-Gebäudetechnik, Wolfurt; Elektro: Pro Strom Bösch-Elektro, Lauterach; Sonnenschutz: Matthi, Sibratsgfäl

Fotos Cover, Seite 4, Seite 5 oben:
Fotostudio MAM Photographer,
alle übrigen: Corenlia Hefel