Am Rand von Mäder steht zwischen Feldern und Einfamilienhäusern eine
außergewöhnliche kleine Wohnanlage. Die Architekten Dorner\Matt gruppierten einen Carport, eine zweigeschoßige Reihenhauszeile und einen dreistöckigen Wohnblock um einen Grünraum mit Grill- und Spielplatz, ein Gemeinschaftsbeet gibt es auch. Alle Gebäude sind aus Holz, eine Seltenheit im geförderten Wohnbau. Das war nur möglich, weil Architekten, Bauträger und Generalunternehmer an einem Strang zogen.

Text: Isabella Marboe | Fotos: Karin Nussbaumer

Hinter jedem geglückten Wohnbau stehen das Streben nach Architekturqualität und die Zähigkeit, diese auch durchzusetzen. Das Büro Dorner/Matt verfügt über beides, lustvoll lotete es die Grenzen des Möglichen aus. „Ein reiner Holzbau im geförderten Wohnbau, das ist absolut einzigartig!“, schwärmt Architekt Christian Matt von der Anlage in Mäder. „Der Außencharakter ist ganz anders als beim Mauerbau mit Anstrich oder Beton mit Vollwärmeschutzfassade.“ In der Nachbarschaft treffen Industrie und Landwirtschaft auf Einfamilienhausteppiche. Dorner/Matt reagierten mit drei unterschiedlich hohen Baukörpern, die das Grundstück auf drei Seiten rahmen und so einen grünen Innenhof bilden. Das schafft Identität und ermöglicht Blickbezüge, was Gemeinschaft fördert. Insgesamt gibt es 12 Wohnungen zwischen 44 und 104 m2. Und keine Tiefgarage. Das tut gut.

Die 63 Meter lange, 40 Meter breite Parzelle liegt genau an der Kreuzung von Feld- und Gartenweg. Letzterer verläuft an der langen Grundgrenze im Westen, wo ein Carport auf filigranen Stützen und begrüntem Flugdach den Auftakt zur Anlage bildet. Es nimmt einen offenen, befestigten Platz mit Sonnensegel und Kinderspielpatz in seine Mitte. Er ragt in den zentralen Hof, dem alle Wohnungen ihre Terrassen und Balkone zuwenden. Umzäunte Eigengärten gibt es hier keine. „Architektur kann Möglichkeitsräume mit Aufenthaltscharakter bieten“, sagt Matt. Auf dem kleinen Platz stehen schon einige Streckstühle.

„Architektur kann Möglichkeitsräume mit Aufenthaltscharakter bieten. Ein reiner Holzbau im geförderten Wohnbau ist absolut einzigartig! So etwas geht nur mit einem engagierten Team.“

Christian Matt
Architekt

Je drei Maisonetten zu einem Baukörper zusammengefasst und über den Gemeinschaftsraum in der Mitte zu einer Art Reihenhauszeile verbunden. „Der Wohnraum am Garten und die Schlafzimmer im Oberschoß haben absoluten Hauscharakter“, sagt Steffi D., die eine davon bewohnt. „Ich schätze diese großen Freiräume ungemein.“ Die Balkone im ersten Stock dürfen ganz selbstverständlich in den gedeckten Luftraum über der Terrasse ragen. Das erzeugt eine außerordentliche räumliche Großzügigkeit, die als vermietbare Wohnfläche nicht pekuniär verwertbar, in puncto Qualität aber unbezahlbar ist.

Sie verbessert das Lebensgefühl jedes Einzelnen jeden Tag und stellt das bauherrliche Bekenntnis zur Architekturqualität auf eine harte Probe. Die Alpenländische Gemeinnützige Wohnbaugesellschaft bestand sie mit Bravour, ohne ihre Unterstützung und den persönlichen Einsatz der dortigen Projektverantwortlichen, Ing. Wilhelm Muzyczyn, Alexandra Schalegg und Markus Allgäuer, hätte diese Anlage nie realisiert werden können. „So etwas geht nur mit einem engagierten Team. Alle waren begeistert dabei“, sagt Matt. Das inkludiert auch Rhomberg Bau als Generalunternehmer. Der Feldweg mündet in ein Wäldchen, das an der westlichen Schmalseite des Grundstücks das Gegenüber des dreigeschoßigen Riegels bildet. Die Photovoltaik auf seinem Dach trägt zum Niedrigenergiestandard bei. Alle Loggien sind zur Abendsonne und den Bäumen hin orientiert. Die dortigen Geschoßwohnungen werden von einem Laubengang erschlossen, der vor den Nebenraumboxen im Erdgeschoß eine Art Arkade bildet. Diese luftige Haupterschließung führt zu zwanglosen Kontakten und wendet sich dem Hof zu: das erhöht die Kommunikationsbereitschaft.

Das Material Holz passt gut in sein Umfeld, die Ausführungsqualität ist außerordentlich. Alle Außenwände sind in Holzrahmenbauweise gefertigt, Wohnungstrennwände und Decken in Kreuzlagenholz, alle Fassaden mit vertikalen Latten verkleidet, deren Breite und Konstruktion variiert. Sie erinnern an Scheunen, der grüne, lasierende Schutzanstrich steht ihnen gut. „Diese Farbe ist kein Standarddetail“, sagt Projektleiter Georg Lora. „Die Detailplanung ist mit viel Aufwand verbunden, aber alle Ausführenden waren mit Begeisterung dabei.“ Alle Türen sind raumhoch, die Lamellen der Balkongeländer bis zum Boden weitergeführt: So entsteht eine schattige, gedeckte Nische auf der Terrasse am Garten. Die dortige Fenstertür nach innen hat eine Stahlstütze. „So viel Stahl steckt im Vorarlberger Holzbau“, lacht Lora. Die hellen besenstrichgebürsteten Betonplatten und Sichtbetonwände der Erschließung bilden einen schönen Kontrast zum Holz, die Lampenhalterungen fertigte Peter Haimerl, der Bauleiter von Rhomberg am Wochenende in seiner Werkstatt selbst.

Daten & Fakten

Objekt: Wohnanlage Mäder

Bauherr: Alpenländische Gemeinnützige WohnbauGmbH

Architektur: Dorner\Matt\Architekten, www.dorner-matt.at

Statik: Kofler Baustatik GmbH, Götzis

Fachplanung: Bauphysik: Bauphysik Weithas, Lauterach; Elektro: IB-Brugger, Thüringen, HSL: Plankraft, Bezau, Landschaft: Gruber Haumer Landschaftsarchitektur, Bludenz

Planung: April/2021–Juni/2022

Ausführung: März/2022–Juli/2023

Objektdaten: Grundstücksfläche 2526 m², Wohnnutzfläche 1062,64 m², 211,93 m² im Erdgeschoß und Gemeinschaftsraum

Ausführende: Bauleiter: Rhombergbau GU, BM: KEHA Bau GmbH, Fraxern; Zimmerer: Zimmerei Joe Moosbrugger, Hohenems; Schlosser: Karl Wohllaib GmbH, Sulzberg; Fenster: JOSEF Fenster & Türen, Götzis; Sonnenschutz: HELLA, Abfaltersbach; Türen: Inbau Türen&Parkett Kopf GmbH, Klaus; Innenausbau: Raumwerk Gerd Arnold GmbH, Wolfurt; Böden: Bal Ges.m.b.H., Bregenz; Heizung/Lüftung: SieZe GmbH, Ländle Haustechnik, Kennelbach u. A.

Technische Daten: Energieverbrauch: 9,9 kWh/m²/a

Kosten: 3 Mill. Euro