Die Vorarlberger Baubranche ist bestens ausgelastet
und ist damit Spitzenreiter von ganz Österreich.

Wer durch das Land fährt, ortet überall Baukräne. Der Eindruck täuscht nicht, eine rege Wohnbautätigkeit ist von Bregenz bis Bludenz im Gange. Der Wohnbau wird auch 2019 ungebrochen der Träger der Vorarlberger Baukonjunktur sein: Die Bauunternehmen rechnen mit einem Plus von 4,2 Prozent im ersten Halbjahr 2019. Allerdings steigen mit der starken Konjunktur auch die Preise, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot. Gute Handwerker und Fachleute werden händeringend gesucht.

Nachfrage besteht

Obwohl mehr Wohnungen errichtet werden, als die Bevölkerung in Vorarlberg zugenommen hat, ist die Nachfrage nach Wohnraum ungebrochen hoch. Von 1998 bis 2018 ist die Bevölkerung in Vorarlberg um knapp 14 Prozent – von 346.000 auf 394.000 Personen angestiegen. 2001 gab es in Vorarlberg knapp 149.000 Wohnungen als Haupt-und Nebenwohnsitze, im Jahr 2018 sind es gut 200.000 Wohnungen. Geänderte Lebensgewohnheiten und die Zunahme von Singlehaushalten zählen u.a. zu den Ursachen. Auch der Zuzug aus dem EU-Raum bleibt hoch. Die Leistbarkeit steht nach wie vor im Vordergrund.

Kleine Wohnungen boomen

Immobilienvermittler bestätigen: „Kleine Wohnungen werden sehr stark nachgefragt, bei den größeren Wohnungen benötigen wir mehr Vermittlungszeit.“ Ein anderer Makler berichtet aus der Praxis: „Die Mietpreisspirale bekommt in einem bestimmten Segment langsam einen Deckel. Große teure Wohnungen lassen sich nahezu nicht mehr vermieten.

Durch die hohen Eigentumswohnungspreise wurde der Druck auf den Mietwohnungsmarkt weiter erhöht, langsam erfolgt aber durch das steigende Angebot eine Entspannung.“ Eine große Rolle spielt dabei der gemeinnützige Wohnbau. Alpenländische Heimstätte, Wohnbauselbsthilfe und Vogewosi errichten im ganzen Land Wohnbauprojekte für leistbares Wohnen. Allein die Vogewosi investiert 2019 knapp 33 Mill. Euro für 325 neue Wohnungen, wovon bis Ende des Jahres 230 fertiggestellt sein sollen. Auch das Projekt Wohnen500, bei dem Mieter 65 m² große Wohnungen für 500 Euro nutzen können, wird weiterverfolgt. Für den Eigentumsmarkt wiederum unterstützt der aktuelle Zinsmarkt immer noch günstige Kredite. Experten sehen für heuer noch keinen Zinsanstieg und selbst bei einem moderaten Anstieg wären keine wesentlichen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt spürbar.

Während die einen noch von einem ausgetrockneten Gebrauchtimmobilienmarkt sprechen, orten die anderen bereits eine höhere Verkaufsbereitschaft. Das kommt jenen zugute, die unbedingt eine Altimmobilie – sei es Wohnung oder Haus – erwerben und sanieren, ausbauen, selbst bewohnen oder weitervermieten möchten. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern im Preissegment zwischen 400.000 und 600.000 Euro ist besonders im Rheintal sehr hoch.

Konkrete Maßnahmen

Verschiedene Maßnahmen sollen eine Erleichterung bei den hohen Vorarlberger Wohnkosten bringen. Mit den Änderungen des Raumplanungs- und Grundverkehrsgesetzes will die Vorarl-berger Landesregierung aktiv gegen Baulandhortung und Bodenspekulation vorgehen. Bauträger, Architekten, Immobilienvermittler und Raumplaner fordern darüber hinaus seit Jahren eine Erhöhung von Baunutzungszahlen, um die beachtlich gestiegenen Wohnpreise zu reduzieren. Künftig sind u. a. Gemeinden verpflichtet, Verdichtungszonen auszuweisen, räumliche Entwicklungspläne als langfristige strategische Grundlagen zu erstellen und Quartiersentwicklungsplanungen zu forcieren. In der Praxis wird sich zeigen, ob die Maßnahmen greifen werden. Projektentwickler und Bauträger stellen sich der Herausforderung, trotz des schwierigen Grundstücksmarktes neuen Wohnraum zu schaffen.