Mit seiner bescheidenen, aber gleichzeitig markanten Form integriert sich der schlichte Holzbau mit Satteldach stimmig und behutsam in das Zentrum von Schlins. Als durchgehendes Thema finden vertikale Holzlamellen innen wie außen vielseitige Anwendung, wodurch ein Wechselspiel von Offenheit und Geschlossenheit entsteht.

Autorin: Julia Ess | Fotos: Darko Todorovic

WEISSTANNE Über der glatten Verschalung aus Holzlatten unterschiedlicher Breite filtern nordwestseitig vertikale Holzlamellen im Giebelbereich das einfallende Licht.
Drei separate Büros werden durch eine abgestuft offene, halboffene und geschlossene Raumtrennung geschaffen, die Blickkontakt und Kommunikation erlaubt.

Der Familienbetrieb din-Sicherheitstechnik mit Stammsitz in Linz entwickelt und produziert Not- und Sicherheitsbeleuchtung mit hohem Anspruch an Qualität und Design. In Schlins entstand nun die fünfte Niederlassung in Österreich, die nicht nur als regionales Büro für Vertrieb und Service, vor allem aber auch als Schulungs- und Präsentationsort dient. Um Kunden auch in der Region einladen und die Produkte in einem ansprechenden Rahmen vorstellen zu können, entschied sich die Geschäftsleitung zum Bau der neuen Dependance.

Im großen Schulungsraum sind Kojen in die Rückwand integriert, in denen Produkte ausgestellt und vorgeführt werden.
Auch der Treppenaufgang ist mit vertikalen Holzlamellen versehen. Ein Thema, das sich im gesamten Gebäude durchzieht.

„Für unsere Niederlassung in Vorarlberg wollten wir etwas Einzigartiges aus Holz“, erklärt Christian Malin, Vertriebs- und Standortleiter Vorarlberg. Die beauftragten Architekten besichtigten die Standorte in Linz und Tirol, um die Firmenphilosophie kennenzulernen. „Danach meinte der Bauherr, dass das Gebäude für ihn wie ein Werkzeugkasten sein solle, der ihm dazu dient, seinen Beruf auszuüben“, erzählt Architekt Markus Thurnher. Die Architektur und Gestaltung des Neubaus aus Holz sollte die Hochwertigkeit der Produkte seiner Firma widerspiegeln. Die prägnante Form und Positionierung des Baukörpers entstand aus städte- bzw. ortsbaulichen Überlegungen: Direkt an der Landesstraße situiert, befindet sich das Grundstück in einem gemischt genutzten Gebiet zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten. „Viele Gebäude stehen hier sehr nah an der Straße, oft leicht ausgedreht, und bilden eine kleine Eingangszone, die mit dem öffentlichen Raum korrespondiert“, beschreibt Architekt Thurnher die Umgebung, in die der Neubau integriert wurde. Besonders wichtig war es, eine zum Ort passende Gebäudegröße zu schaffen. „Bereits von Anfang an haben wir an einer zweigeschoßigen Lösung gearbeitet, um eine dem Straßenraum entsprechende Höhe zu bekommen“, erklärt Thurnher.

SONNENSEITE Eine Photovoltaikanlage bedeckt die nach Südwesten gerichtete Dachfläche vollständig.
„Für unseren Standort im Ländle wollten wir ein Gebäude,
das wie ein Werkzeugkasten funktioniert und sich
architektonisch, harmonisch in die Region einfügt. “

Christian Malin
Vertriebs- und Standortleiter Vorarlberg

Durch den Verzicht auf eine Unterkellerung und die Verlegung sämtlicher Neben- und Technikräume in das Obergeschoß konnte ein Volumen entwickelt werden, das den Anforderungen der Firma entspricht, dabei gleichzeitig dem Ort gerecht wird und ihn bereichert. Schlicht mit einem einfachen Satteldach, das auf Vorsprünge verzichtet und mit der Fassadenebene abschließt, fügt sich der Holzbau stimmig und behutsam in das Zentrum von Schlins ein. Straßenseitig, zum öffentlichen Raum orientiert, ist der Eingangsbereich tief in die Fassade eingeschnitten. Hier, Richtung Nordosten, ist das Satteldach mit Holz eingedeckt, wodurch zusammen mit der senkrechten Holzverkleidung ein gleichmäßiges Bild entsteht. Über der glatten Verschalung aus Holzlatten unterschiedlicher Breite filtern nordwestseitig Holzlamellen im Giebelbereich das einfallende Licht. Die nach Südwesten ausgerichteten Büros sind großflächig verglast. Eine Photovoltaikanlage bedeckt auf dieser Seite die Dachfläche vollständig. An der Südostseite schützen Holzlamellen im Erdgeschoß den dahinterliegenden Schulungsraum vor Sonneneinstrahlung und direkten Einblicken. Im Inneren überrascht das Gebäude mit seiner Helligkeit, Großzügigkeit und Offenheit. Der hohe Luftraum unter den sichtbaren Dachsparren ermöglicht Orientierung in alle Richtungen. Beim Pfettendach wurde auf eine Firstpfette verzichtet, um einen störungsfreien Übergang der Sparren im Firstbereich zu schaffen. Dezente, von der Decke herabhängende Leuchten betonen die Höhe des Raumes und reagieren auf die allgegenwärtigen Lamellen.

Die zentrale Theke dient als Ankunfts- und Treffpunkt für Mitarbeitende und Kundinnen und Kunden.

Den Mittelpunkt bildet eine zentrale Theke, die als Ankunfts- und Treffpunkt dient – für die Mitarbeitenden ebenso wie für Kund(inn)en und Gäste. Direkt anschließend befindet sich ein großer abtrennbarer Schulungsraum, das sogenannte visionLAB, in dem Veranstaltungen wie Vorträge und Schulungen stattfinden. Auch hier regeln Holzlamellen vor der Glasfront den Lichteinfall und schaffen Intimität. Parallel zum Hauptraum sind die hellen Büroräume mit insgesamt acht Arbeitsplätzen angeordnet. Drei separate Büros werden durch eine abgestuft offene, halboffene und geschlossene Raumtrennung geschaffen, die Blickkontakt und Kommunikation erlaubt. Auch der Treppenaufgang ist raumhoch mit vertikalen Holzlamellen versehen – ein Thema, das sich im gesamten Gebäude durchzieht. Im Obergeschoß erleben Kund(inn)en in einem Fluchtwegsimulationsgang den Einsatz der Produkte hautnah. In absoluter Dunkelheit können Gefahrensituationen wie Brand mit Rauchentwicklung nachgestellt werden – Planende und Ausführende erfahren die Wirkung von Notleuchten und intelligenten Notlichtsystemen. Innen wie außen ist das Gebäude auf wenige Materialien und Farben reduziert, wobei Holz als standortgerechtes Material eine wesentliche Rolle spielt. Für die Konstruktion kommt Fichte zum Einsatz, alles Verkleidende ist aus Weißtanne, die Böden in Esche und geschliffenem Estrich. Der Neubau verkörpert Nachhaltigkeit auf mehreren Ebenen. Einerseits durch die ökologische Bauweise mit regionalen Materialien und ausführenden Firmen aus der Umgebung, andererseits zeigt der Bau, welche hohe Wertschätzung den Mitarbeitenden und dem Ort entgegengebracht wird.

Architekt Markus Thurnher und die Architektin und Projektleiterin Katharina Berchtold erläutern ihren Entwurf.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt din-Sicherheitstechnik, Schlins

Bauherr ddin – Dietmar Nocker, Linz

Architektur din-Sicherheitstechnik, Schlins

Objekt Fink Thurnher Architekten, Bregenz, www.fink-thurnher.at

Statik gbd ZT, Dornbirn, www.gbd.group

Fachplanung Geotechnik: 3P, Bregenz; Heizung, Lüftung, Sanitär: Koller & Partner, Bregenz; Elektro: Hiebeler + Mathis, Hörbranz; Beleuchtung: Manfred Remm, Dornbirn; Bauphysik: Lothar Künz, Hard; Bauaufsicht: Thomas Marte, Dornbirn

Planung 2016–2019

Ausführung 2018–2019

Grundstücksgröße 1000 m²

Nutzfläche 532 m²

BauweiseKonstruktiver Holzbau, Erdwärmepumpe; Mechanische Zu- und Abluft; Photovoltaik

Ausführung Holzbau: Sutter, Ludesch; Baumeister: Dobler, Röthis; Heizung, Sanitär und Lüftung: Hörburger, Altach; Elektro: Willi, Andelsbuch; Fenster: Böhler, Wolfurt; Spengler: Baldauf, Doren; Estrich: Vigl & Strolz, Schoppernau; ; Parkett: Michael Bischof, Hard; Innentüren: Elmar Dünser, Thüringerberg; Verglasung: Längle, Götzis; Einbaumöbel: Hartmann, Schlins; Theke: Kleeblatt Betonmanufaktur, Altach

Energiekennwert 18,2 kWh/m² im Jahr (HWB)

Baukosten 2 Mio. Euro