Der gebürtige Innsbrucker Wilhelm Franz Ramersdorfer (1922 bis 2010) ist einer der erfolgreichsten Vorarlberger Architekten der Nachkriegszeit. Seiner großen Bescheidenheit ist es geschuldet, dass viele zwar seine Bauten kennen, aber nichts über seine Person wissen.

Dabei ist das Werk, das er in Vorarlberg und international hinterlassen hat, enorm umfangreich. Viele öffentliche Bauten, die heute noch bestehen oder unter Denkmalschutz gestellt wurden, entstammen seiner Feder. So die ehemalige Textil- und heutige Fachhochschule, der Vinomnasaal, einstiger Schwarzer Adler, die Tankstelle Kobel, die moderne Kirche Levis und renommierte Hotelbauten wie das Burghotel Lech etc. Die Architekturhistorikerin Ingrid Holzschuh und Tochter Patricia Ramersdorfer dokumentierten das reiche Schaffen des zu seiner Zeit modernsten Architekten Vorarlbergs in einem 260 Seiten starken und reich bebilderten und mit Plänen und Projekten ausgestatteten Buch. Die meisterhafte Umsetzung der Moderne ist in dem Band ablesbar. Eine kurze Zusammenfassung des reichen Schaffens:

Ramersdorfers Kreativität und sein Talent für die Architektur wurden früh erkannt. Beim Besuch der Staatsgewerbeschule wurde er von seinem Lehrer dazu motiviert, das Studium der Architektur zu ergreifen. Nach einem Jahr an der Akademie der bildenden Künste in München wurde er an die Front nach Albanien und Norwegen berufen. Als er kriegsverletzt am Ende des Krieges nach Innsbruck zurückkehrte, setzte er bald sein Architekturstudium in München fort, wechselte jedoch nach kurzer Zeit zu seinem Mentor Sep Ruf an die Akademie der bildenden Künste nach Nürnberg, wo er 1951 sein Diplom erwarb.

SOS-Kinderdorf-Häuser

Schon 1952 führte ihn der Wettbewerb der Hauptschule Markt in Dornbirn nach Vorarlberg. Am Bahnhof in Feldkirch angekommen, suchte er den nächstgelegenen Architekten aus dem Telefonbuch, dessen Stempel er für die Abgabe des Wettbewerbs „Hauptschule Markt in Dornbirn“ benötigte. Er fand German Meusburger und gemeinsam gewannen sie den ersten Preis. Dies war der Start für die erfolgreiche Kooperation Ramersdorfer – Meusburger, die bis 1973 andauerte. Zahlreiche Bauten entstanden in diesen Jahren: Messehallen, Schulen, Industrie- und Gewerbebauten, Wohnbauten und Hochhäuser, Tankstellen, soziale Bauten wie die Kirche Levis bis hin zu Gebäuden für die Lebenshilfe Vorarlberg und mehreren SOS-Kinderdörfer für Hermann Gmeiner. Sein Tätigkeitsfeld ging weit über Österreich hinaus: Schweiz, Deutschland, Italien, Malta, ja selbst in Südafrika, Pakistan und Vietnam entstanden seine Projekte.

Große Hotelbauten

Ramersdorfers Schwerpunkt verlagerte sich auf die Planung von Hotelbauten in den österreichischen Alpen und ausländischen Tourismusregionen. Aber auch Einfamilienhäuser, die zu ihrer Zeit topmodern und dennoch zeitlos elegant ausgeführt wurden, entsprangen seinem Schaffen. Sein eigenes, sehr großzügiges Haus (BJ. 1965) in Rankweil-Brederis, das er mit seiner Frau und den vier Kindern bewohnte, wird heute noch als Wohnhaus und Büro genutzt. Patricia Ramersdorfer betreibt in den einstigen Büroräumlichkeiten des Vaters erfolgreich ihr Architekturbüro. In der Tradition des Vaters führt sie Hotelplanungen, Planungen für Hotellerie, SPA und Wellnessanlagen, Interiordesign und Wohnanlagenplanungen durch.

Der heutige Stellenwert der Architektur in Vorarlberg liegt zu einem großen Anteil in den Leistungen von Einzelpersonen begründet, welche durch ihre Pionierarbeit Wegbereiter für eine qualitätsvolle und breite Entwicklung der modernen Architektur in diesem Land waren. Ein Zitat der Zentralvereinigung der Architekten Vorarlberg: „Willi F. Ramersdorfer war einer dieser Pioniere, die man unbestritten zu den herausragenden Persönlichkeiten der Vorarlberger Baugeschichte zählen darf. Sein Wirken und seine Bauten haben die Architektur in Vorarlberg seit den sechziger Jahren nachhaltig geprägt und inspirieren noch heute viele jüngere Berufskollegen.“