Auf einem Gewerbegrundstück im Dornbirner
Wallenmahd plante Architekt Meinhard Rhomberg der
Schlosserei Kalb eine Werkstatt mit Büro nach Maß.
Form folgt hier Funktion und Pragmatismus:
So wird die Fassade aus Wellblech zum für alle Passanten
sichtbaren Referenzobjekt für die Arbeit der Schlosserei.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel

Begonnen hatte alles 1955. Damals gründete Wilhelm Kalb eine Huf- und Wagenschmiede, aus der die Schlosserei Kalb am Unteren Kirchweg in Dornbirn hervorging. Diese machte sich bald einen Namen. 1988 übernahm Sohn Markus die Firma und gründete die heutige GmbH. Sie wurde rasch größer und brauchte mehr Platz. Kalb entschied sich für Wegzug aus dem durch Wohnbebauung geprägten Gebiet im Dornbirner Hatlerdorf, für Neubau und für gleichzeitige Modernisierung. Im nahe gelegenen und expandierenden Gewer­begebiet im Dornbirner Wallenmahd fand sich ein geeignetes Grundstück.

Die Bundesstraße macht im Südosten einen leichten Knick. Hier ordnete Architekt Meinhard Rhomberg in einem zweistöckigen Trakt die Büros an. Die Lage ist zwar verkehrsbedingt laut, sorgt aber auch für große Sichtbarkeit und ermöglicht Kunden, an der Zufahrt zu parken. Im Verhältnis zum mächtigen Baukörper wirkt die vier Meter hohe Stele an der Einfahrt gar nicht so groß: Der Fimenrschriftzug ist darauf zu lesen, in tanzenden Lettern, wie sie auch je ein Eck jeder Fassade zieren. Das Büro bildet den Kopf, die Vorhut für die Werkshalle dahinter. 3-fach-Isolierglas mindert Lärm und Hitze, bodenlange Jalousien steuern den Sonneneinfall. Eine vorgehängte Außenhaut aus Wellblech bildet die Fassade: ein Material, das man leicht reinigen kann, das gut altert und viel mit der Schlosserei zu tun hat. Denn die hochwertige Verarbeitung von Stahl ist ihre ureigenste Kompetenz. „Es ist die ureigene Blechfassade, die es gibt“, meint Rhomberg pragmatisch. So, wie sie verarbeitet wurde, wirkt sie hochelegant: Die Blechbahnen verlaufen nämlich horizontal um den ganzen Baukörper und geben ihm so eine feine Struktur. Außerdem machen sie Büro und Halle als gemeinsames Ganzes wahrnehmbar, wie es dem Selbstverständnis der Firma entspricht.

„Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig“, so Bauherr Markus Kalb. Die Schlosserei produziert selbst so viel Strom, unter anderem mit einer Photovoltaikanlage am Dach.

„Neben dem Stahlbau entstand auch die Fassade durch sehr viel Eigenleistung“, so Bauherr Markus Kalb. „Es gibt bewusst keine Stöße, damit alles durchgängig ist.“ Die genaue Verarbeitung veredelt das preisgünstige Industriematerial und wirkt als Referenz für die Firma. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die Fassade bei den Fensterbändern und in der Eingangszone aufgeschnitten ist, was einen interessanten Schattenwurf und einen witterungsgeschützten Vorbereich erzeugt. Über der hohen Verglasung im zweigeschoßigen Lagerbereich ist sie semitransparent ausgeführt: Hier schimmert Bewegung durch und wird der Wechsel der Nutzung erahnbar. „Im Prinzip ging es um eine funktionale Lösung mit optimalen Abläufen und optimaler Logistik“, so Rhomberg. „Der Baukörper ist so weit wie möglich an die Straße gerückt, damit sich bei Bedarf eine zweite Bauetappe ausgeht.“

Ums Eck ist in die durchlaufende Wellblechfassade eine weitere große Öffnung eingeschnitten: An dieser Nordostflanke der Werkstatt werden die kleinen Lkw abgefertigt, rückseitig im Nordwesten die großen Laster.
Die Bundesstraße macht im Südosten einen leichten Knick: Hier ordnete Architekt Meinhard Rhomberg in einem zweistöckigen Trakt die Büros an.
Blau ist die Firmenfarbe von Kalb. Deshalb ist auch die Metallbrüstung der Treppe, die vom Eingang in den ersten Stock führt, blau.
Der Steinteppich am Boden dämpft den Schall in den Büros der Techniker, von denen man gut in die Werkshalle sieht.

Vom Eingang führt eine Treppe mit blauer Metallbrüstung in den ersten Stock: Blau ist die Firmenfar­be. Durch den Luftraum sieht man zu Empfang und Halle. Steinteppich am Boden dämpft den Schall. Vom technischen Büro im Erdgeschoß blickt man ebenso direkt in die Werkshalle wie vom Chefzimmer im ersten Stock. Auch die Buchhaltung und alle Zimmer, die den Besprechungsraum flankieren, haben direkten Blickkontakt in die Produktion. Im ersten Stock gibt es eine Küche, wo mittags für die Belegschaft gekocht wird. Am Tisch im Aufenthaltsraum hinter der Küche treffen sich alle. Er liegt an einer gedeckten Terrasse mit Blick über Straße und Felder. Hier kann man wunderbar in der Abendsonne auf die Schweizer Berge sehen.

„Qualitätsmäßig und von den Raum-
und Klimaverhältnissen her ist das hier ein Quantensprung.
Es ist für alle, egal ob im Büro oder in der Werkstatt,
ein sehr angenehmes Arbeiten.“

Markus Kalb
Bauherr

Auch für den Betrieb war die Lage an der Straße optimal. Ums Eck ist in die durchlaufende Wellblechfassade eine weitere, große Öffnung eingeschnitten: An dieser Nordostflanke der Werkstatt, gleich hinter dem Magazin werden kleine Lkw abgefertigt, rückseitig im Nordwesten die großen Laster. Die dreischiffige Werkshalle mit drei Kranbahnen ist riesig. Ihre Rückseite ist knapp 50 Meter lang, die Seitenflanke 35 Meter breit, die Tragstruktur besteht aus Stützen mit einem Achsabstand von 16,50 Meter in Längs- und fünf Meter in Querrichtung. So kann das Team der Schlosserei, das oft auch extrem lange, sperrige Stahlträger, Traversen, Stützen, Portale, Tore und mehr bearbeiten muss, flexibel auf die Anforderungen reagieren und sich immer noch frei im Raum bewegen.

Sperrige Stahlträger, Vierkantrohre, Rundrohre, Stützen, Portale, Tore, Fassaden und mehr: Die Bearbeitung von Stahl aller Art zählt zur Kernkompetenz der Schlosserei Kalb.

Oberlichtsheds sorgen für gleichmäßige Helligkeit. In der Mitte gibt es eine auf 3,85 Meter erhöhte Lagerbühne, die auf 1000 kg Nutzlast/m2 ausgelegt ist. An ihrem höchsten Punkt ist die Werkshalle fast neun Meter hoch. „Die Höhe brauchen wir,“ erklärt Markus Kalb. „Wir bearbeiten Stiegen, Geländer, Tragkonstruktionen, Brandschutzportale und Fassaden jeder Größe. Wir decken alles ab – von der klassischen Schlosserarbeit über Fenster und Türen bis zum größeren Stahl­bau.“ Die Schlosserei Kalb arbeitet sowohl für Häuslebauer als auch im Auftrag von Architekten und Bauträgern Sowohl kleinere Reparaturen als auch komplexe Projekte gehören zum Arbeitsalltag.

Die dreischiffige Werkshalle mit drei Kranbahnen ist riesig.
Oberlichtsheds sorgen für gleichmäßige Helligkeit.

An die 45 Leute, davon im Schnitt sechs Lehrlinge, arbeiten hier. „Wir fahren kein Standardprogramm. Für ein optimales Ergebnis brauchen wir optimale und flexible Arbeitsräume. Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Wir haben allein dafür fast eine halbe Million Euro investiert“, so Kalb. Die Schlosserei produziert selbst so viel Strom, wie sie verbraucht. Sie verfügt über eine Photovoltaik-Anlage am Dach, nutzt die Erdwärme, hat Fußbodenheizung und Betonkernaktivierung: in den Beton sind Rohre eingelegt, durch die im Sommer kaltes Wasser zur Kühlung zirkuliert, im Winter warmes, um zu heizen. Es gibt eine kontrollierte Be- und Entlüftung, außerdem Staubfilter. Wenn es im Sommer zu heiß wird, gehen nachts automatisch die Fensterflügel im Erdgeschoß und die Oberlichter auf. Kühle Nachtluft kann die Werkhalle durchströmen. „Qualitätsmäßig und von den Raum- und Klimaverhältnissen her ist das hier ein Quantensprung“, freut sich Kalb. „Es ist für alle, egal ob im Büro oder in der Werkstatt, ein sehr angenehmes Arbeiten.“

Daten & Fakten

Objekt Schlosserei Kalb, Dornbirn

Eigentümer Markus Kalb

Architektur Meinhard Rhomberg, Dornbirn, www.architekturbuero-rhomberg.at

Statik Hagen-Huster ZT, Bregenz

Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär: E- Plus, Egg; Elektro/Licht: Hecht, Rankweil; Geotechnik: FreeFall ZT, Dornbirn; Bauphysik: Bernhard Weithas, Lauterach

Planung 6/2014–2/2015

Ausführung 2/2015–2/2016

Grundstücksgröße 6594 m²

Nutzfläche 3230 m² (2500 m² Produktion)

Bauweise Bürotrakt Stahlbetonmassivbau, Produktionshalle Stahlbau; Bürotrakt mit Außendämmung, Produktionshalle: Gedämmte Metallkassette, beides mit hinter­lüfteter Metallfassade; Dach: Trapezblech mit Dämmung, Kunststoffabdichtung mit Bekiesung

Besonderheiten Heizung über Energiepfähle, Spitzenlast mit Gastherme, Heizung und Kühlung über Estrich bzw. Betonkernaktivie­rung; Photovoltaik deckt den Strombedarf zu 100 %; Ladestationen für E-Bikes und Elektroautos

Ausführung Baumeister: A. Gobber, Bregenz; Tiefgrün­dung: Hilti & Jehle, Feldkirch; Energiepfähle: Enercret, Sulz;
Stahl-, Glasbau und Fassade: Markus Kalb, Dornbirn; Flachdach: Andreas Kutzer, Dornbirn; Lüftung: Gruber, Wolfurt; Heizung/Sanitär: Walter Hepp, Dornbirn; Elektro: Walter Schönbeck, Dornbirn

Baukosten 5 Mill. Euro