Viele Menschen setzen sich frühzeitig mit ihrer Altersvorsorge auseinander und treffen Vorkehrungen, um sich finanziell abzusichern. Fast niemand sorgt jedoch rechtzeitig dafür, sein Zuhause und damit sein unmittelbares Lebensumfeld so zu gestalten, dass es auch im Alter uneingeschränkt nutzbar bleibt.

Sich frei bewegen zu können, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, ist eine Grundvoraussetzung für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben. Menschen, die aufgrund ihres Alters oder einer Behinderung in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist diese Freiheit nicht gegeben. Im Alltag stoßen sie in vielen Lebensbereichen auf unterschiedlichste Barrieren. Hörgeschädigte oder sehbehinderte Personen können sich in ihrer gebauten Umwelt durch ihre Einschränkung oft nur schwer orientieren. Für Menschen mit Gehhilfe oder im Rollstuhl bedeutet eine Treppe meist ein unüberwindbares Hindernis. Diesen Menschen ihre Selbstständigkeit und Bewegungsfreiheit zurückzugeben, ist das Ziel der barrierefreien Bauweise.

Problemlos zugänglich

Wichtig ist in jedem Falle die uneingeschränkte Zugänglichkeit zu allen Räumen und Bereichen im Haus oder der Wohnung. Die Räume sollten so gestaltet sein, dass diese an unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden können. Höhenverstellbare Arbeitsflächen in der Küche oder flexibel nutzbare Badezimmerausstattungen (etwa begehbare Duschen, Haltegriffe) sind Beispiele für flexible Gestaltungselemente. Barrierefreie Wohnungen berücksichtigen auch die Sicherheit und den Komfort der Bewohner. Rutschfeste Bodenbeläge, gut erreichbare Notrufsysteme oder automatische Türöffner sind wichtige Bestandteile, um Unfälle zu vermeiden und den Alltag zu erleichtern. Visuelle und akustische Signale, gut sichtbare Beschriftungen und kontrastreiche Gestaltungselemente helfen dabei, sich in der Wohnung sicher zu bewegen, insbesondere für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen.

Privatsphäre schützen

Selbstbestimmtes Wohnen in allen Lebensphasen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Das bedeutet, dass man unabhängig vom Alter und der persönlichen Lebenssituation in den eigenen vier Wänden ohne fremde Hilfe dauerhaft zurechtkommt. In der eigenen Wohnung aufgrund einer Einschränkung jeden Tag und bei den kleinsten Dingen auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, das empfinden die Betroffenen häufig als unangenehm. Dieses Gefühl resultiert nicht nur aus der Scheu und der Angst, der Gesellschaft zur Last zu fallen, sondern auch daraus, dass der Pflegende in die Intimsphäre des Betroffenen eindringt. Die Barrierefreiheit der eigenen vier Wände dient also auch dem langfristigen Schutz der Privatsphäre.

Grundanforderungen

Eine barrierefreie Wohnung muss so gestaltet sein, dass der Bewohner diese selbstständig verlassen und betreten kann und der Haushalt muss selbstständig bewältigt werden können. Eine barrierefreie Wohnung muss also bestimmten Grundanforderungen genügen, um für alle Bewohner uneingeschränkt nutzbar zu sein. Drei Prinzipien sind unabdingbar: Die Räume dürfen im Inneren keine Schwellen oder Stufen aufweisen, müssen genügend Fläche bieten, damit sich der Betroffene frei bewegen kann, und es muss eine selbstständige Haushaltsführung und Köperhygiene ermöglicht werden. Hieraus resultieren Anforderungen an die Ausführung von Bauelementen wie Türen und Ausstattungsobjekte, aber auch an die Größe der Wohnräume. Zu beachten ist beispielsweise, dass Türen mindestens 90 cm breit sein sollten, um Platz für Rollstühle zu sichern. Schwellen und Stufen sollten vermieden oder zumindest abgeflacht sein. Insbesondere im Eingangsbereich und in den Nassräumen sind schwellenlose Übergänge wichtig.

Rechtzeitig vorsorgen

Viele dieser Bedingungen lassen sich im Nachhinein nur mit großem Aufwand gewährleisten. Technische Hilfsmittel wie etwa Lifte für Treppen oder Badewanne, die es körperlich einschränkten Menschen ermöglichen selbstständig zu leben, können nur Kompromisslösungen sein, da in der Praxis solche Dinge nur eine begrenzte Lebensdauer haben.

Hindernisse beseitigen

Barrierefreies Leben ist ein Konzept, das darauf abzielt, Wohnräume so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich, nutzbar und komfortabel sind – unabhängig von körperlichen Einschränkungen, Alter oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Empfohlen wird, gedanklich den Tagesablauf durchzugehen und zu überlegen, auf welche Hindernisse man während des Tages in seiner Wohnung stoßen und was Probleme bereiten kann. Viele Hindernisse lassen sich rasch und kostengünstig beseitigen, wenn diese erkannt werden. Mit etwas handwerklichem Geschick und der Hilfe von Angehörigen oder Nachbarn lässt sich große Wirkung erzielen.

Zimmer neu aufteilen

Möglicherweise kann man sich von überflüssigen Einrichtungsgegenständen trennen und die Zimmer neu aufteilen, Möbel umstellen, damit alle Einrichtungsgegenstände und Fenster leicht zugänglich sind. Beispielsweise können auch spezielle Holzklötze unter dem Sofa, Sessel oder Bett montiert werden, um die Sitzfläche zu erhöhen und damit das Aufstehen und Hinsetzen zu erleichtern. Um für mehr Sicherheit zu sorgen, sollten rutschfeste Bodenbeläge aufgebracht, lose Läufer befestigt oder eventuell beseitigt und Kabel fachgerecht verlegt werden, um Stolperfallen zu vermeiden. Wichtig ist ebenso eine helle und schattenlose Ausleuchtung der Räumlichkeiten. Eine stabile Sitzgelegenheit für das An- und Ausziehen von Schuhen sollte vorhanden sein und auch beidseitige Handläufe im Treppenhaus machen das Leben sicherer.