Das „Wohn- und Geschäftshaus Josef Luger“ gehört seit 1911
zum prägenden Stadtbild von Dornbirn. Vor wenigen Jahren wurde es umgebaut.
Ein Blick hinter die Fassaden in eine der charmantesten Dachwohnungen der Stadt.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: Christoph Theurer

Geplant von Architekt Hanns Kornberger, der damals zu den bekanntesten Architekten der Region zählte, ist das Wohn- und Geschäftshaus Josef Luger bis heute eines der wenigen Beispiele einer Jugendstilarchitektur in Vorarlberg. Bis vor wenigen Jahren war es in seiner Nutzung vor allem als Möbelhaus Luger bekannt. Hier kleidete man seine Wohnungen mit ausgewählten Möbelstücken ein und damit gelingt auch gleich der Sprung in die Gegenwart, denn heute wohnt hier Martina Hladik, Inhaberin von Room Service, einem Concept Store für Einrichtung, Stoffe und Farbe in Dornbirn. Sie hat eine der 38 Wohnungen, die unter dem Dach des ehemaligen Möbelhauses entstanden sind, bezogen und gestaltet.

Bei der Revitalisierung, getragen von Rhomberg Bau und geplant durch Baumschlager Hutter Parnters Architekten, die zwischen 2010 und 2012 stattgefunden hat, wurde zunächst die Nordfassade in den Ursprungszustand zurückgeführt. Die Umbauten aus den 1950er- und 1960er-Jahren wurden entfernt. Was wird man zu den Umbauten aus unserer Zeit einst sagen? Die Architekten suchten den Kontakt zum Stadtarchiv und recherchierten mit altem Fotomaterial den Originalzustand. Farbe spielt heute nicht nur im Innenraum von Martina Hladiks Wohnung eine wichtige Rolle, sondern war auch bei der Revitalisierung des Gebäudes ein wichtiger Faktor. So fanden die Projektbetreiber heraus, dass die Fassadenfarbe nicht durch Farbpigmente, sondern durch bestimmte Zuschlagsstoffe im Putz entstanden war. Eine überraschende Erkenntnis, auch wertvoll für zukünftige Revitalisierungen. Auch Bordürenmuster wurden rekonstruiert. Das Haus, das schon vom Bahnhof aus gut zu sehen ist, hat am Tor zum Marktplatz eine prominente Stellung und prägt die Ansicht der Stadt ganz wesentlich.

„Mir waren natürlich Licht und Farbe besonders wichtig,
das spielt für mich auch beruflich immer eine wichtige Rolle.“

Martina Hladik
Eigentümerin, Bewohnerin und Einrichtungsexpertin

Heute sind hier wieder Geschäfte untergebracht, doch hauptsächlich dient das ehemaliger Lugerhaus nun Wohnzwecken. Diese haben sich seit 1911 wesentlich verändert und den Bestand zu erhalten und doch zeitgemäßen Ansprüchen zu dienen, war ein wichtiges Anliegen und Herausforderung zugleich. Besonders die Dachgeschoßwohnung hat hier viel Fantasie für zukünftige Bewohner(innen) erfordert. Ein Gedankenspiel, bei dem nicht viele mitkönnen. „Auch wir haben eine Weile gebraucht, um einen Grundriss zu finden, der dem entsprach, wie wir wohnen wollten“, erzählt Martina Hladik, die das Space Planning schließlich selbst in die Hand genommen hat. Die Innenarchitektin und Einrichtungsberaterin ist hier mehr als erfahren und konnte so ihre Vorstellungen auch im eigenen Wohnraum einmal mehr ausformulieren. „In einem Altbestand zu wohnen war für uns nicht neu. Wir haben das bereits in Wien erlebt, auch hier in Dornbirn, und hatten so auch schon genügend Gelassenheit und Erfahrung.“ Die brauche es unbedingt. „Jedem, der den Charme eines alten Gebäudes schätzt, muss gleichzeitig auch bewusst sein, dass damit auch gewisse Einschränkungen verbunden sind. Dies muss man oft einfach akzeptieren und schätzen lernen.“

Die Dachgeschoßwohnung lebt so von vielen Details, die sich oft erst auf den zweiten Blick, als Neuzutat oder als Altbestand erweisen. Der Umgang mit Licht war mir besonders wichtig. So haben wir die Küche hin zu den kleinen Fenstern Richtung Bahnhofsstraße versetzt und damit einen zonierten, aber durchgängigen Raum für Wohnen, Essen und Arbeiten erhalten, der hin zur Terrasse orientiert ist und auch ein angemessenes Entrée bietet, wenn etwa Gäste kommen.

Das Schlafen und dazugehörige Bäder sind auf zwei Etagen verteilt. „Wenn Kinder, Verwandte oder Freunde kommen, gibt es Platz und genügend Rückzugsräume.“ Atmosphäre im Raum hängt ganz wesentlich von Materialien, Licht, Farbe und von einem Raumerlebnis ab, für das auch Raumhöhen eine wichtige Rolle spielen. Der Mix von weich und hart, von hell und dunkel, farbliche Akzente – all diese Elemente finden sich fast lehrbuchartig unter diesem Dach, doch fehlt es kein bisschen an Lebendigkeit und einem Augenzwinkern. Die kleinen Details in der Wohnung von Martina Hladik sind weniger ausgesuchte Einzelstücke als zugeflogene und liebgewonnene Dinge mit Geschichte. „Natürlich habe ich hier umgesetzt, wovon ich überzeugt bin, und darüber hinaus Platz gelassen für das, was mich ganz persönlich überzeugt hat.“

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen (jetzt wieder geöffnet) und Veranstaltungen bietet das vai monatlich Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Privatwohnung im Luger-Areal, Dornbirn
Bauherr Rhomberg Bau
Architekten Baumschlager Hutter Partners, Dornbirn
Statik Mader Flatz, Bregenz
Objektdaten Grundstücksfläche 1799 m²
Wohnnutzfläche ca. 180 m², 2 Geschoße, 1 Terrasse, 1 Balkon
Keller: 13 m²
Garage: 2 Tiefgaragenplätze
Bauweise Altbau: Ziegel
Innenwände neu: Gipskarton
Ausführung
Bauleiter: Udo Feuerstein Rhombergbau Bregenz; Trockenbau Bohn Feldkirch; Fenster: Rusch Lauterach; Türen: Graf Fenster Dornbirn; Böden: Fechtig Andelsbuch; Heizung/Lüftung/Sanitär: Kienreich Lauterach; Fliesen: Devon & Devon, Wien; Naturstein: Rein, Dornbirn; Küche: Frick Dornbirn; Duschwände: O.K. Glas, Dornbirn; Maler: Fetz Alberschwende; Farben: Farrow & Ball, Roomservice Dornbirn; Beleuchtung: Bernd Nagel Licht & Form, Dornbirn u. a.
Energiekennwert 33 kWh/m² im Jahr (HWB)