Die Bauplätze werden immer rarer. Entgegengewirkt werden kann dem mit verdichtetem Bauen in den Zentren der Gemeinden. An der Attraktivität der Zentren wird ständig gearbeitet.

Jüngere, aber auch zunehmend ältere Menschen, zieht es in die Zentren der Städte und Gemeinden. Kurze Wege, Gaststätten und viele weitere notwendige Einrichtungen locken die Menschen in die Zentren. Es scheint so, als ob es Menschen mit Macht aufs Land zieht. Doch das Gegenteil ist der Fall. Seit Jahren schrumpft dort die Bevölkerung. Vor allem jüngere, aber auch zunehmend ältere Menschen zieht es in die größeren Gemeinden. Etwa ins Rheintal und die Zentren der größeren Orte in Vorarlberg – wie beispielsweise Götzis oder Lustenau.

Mehr Abwechslung

Eigentumswohnungen in Zentren sind sehr beliebt. Schließlich kann am Wochenende gerade in Vorarlberg schnell Entspannung im Grünen, ob am Berg oder am See, genossen werden. Wohnt man „draußen“, müssen zumeist täglich zwei Autofahrten, womöglich mit lästigen Wartezeiten im Stau, in Kauf genommen werden, argumentieren etwa junge Familien. Mancher sieht sich auf dem Land vereinsamen.
Die Statistik gibt ihnen zumindest teilweise Recht: Viele der Neu-Eigentümer zieht es in hoch verdichtete Räume wie etwa das Rheintal. Hier sind meist die attraktiveren Arbeitgeber angesiedelt. Aber auch facettenreichere Freizeitmöglichkeiten locken – zumindest dann, wenn keine Pandemie das Leben einschränkt: Theater, Kino, Konzert, Stadion, Ausstellung, Restaurant und Gasthaus sind schneller zu erreichen – und steigern die Lebensqualität. Abwechslung und am Puls der Zeit zu bleiben sind Argumente auch von älteren Menschen. Sie schätzen das lebendigere Umfeld, die sozialen Bindungen, kurze Wege.

Innenstädte beleben

Aber auch aus stadtplanerischem Interesse, um die Baukultur zu fördern und der Verödung der Innenstädte zu begegnen, ist es wichtig, Raum in den Zentren zu nutzen. Immer öfter reden die Vorarlberger bei der Gestaltung mit – Foren und Initiativen bieten kreative Plattformen. Ins Gespräch kommen immer wieder auch sogenannte Mehrgenerationenhäuser, die Jung und Alt zusammenbringen.
Die Neubauaktivität liegt unter dem Bedarf. Entsprechend schwer ist es, die Wunschimmobilie zu finden. Spürbar ist es etwa an den überdurchschnittlich steigenden Preisen. Deshalb sollten Interessenten einen Wohnungskauf nicht auf die lange Bank schieben. Das knappe Angebot hat aber auch eine positive Seite, denn diese Wohnungen verkaufen sich bei Bedarf später bestens.

Schwierige Suche

Nach Beobachtung von Experten rückt das „Wohnen im Zentrum“ wieder verstärkt in das öffentliche Bewusstsein. Berufliche Gegebenheiten sind die wichtigsten Motive für die Wohnortwahl, der Standort Ortszentrum spielt hier eine zunehmende Rolle. Dies ist auch für die kleinräumige Standortwahl wesentlich. Innerstädtische Wohnquartiere sind trotz oft höherer Wohnkosten (Miete, Kaufpreis, Nebenkosten) eine attraktive Alternative geworden. Die Zusatzkosten für Benzin, ein zweites Auto bzw. Fahrtkosten in den Öffis werden zunehmend kritisch hinterfragt und übersteigen die günstigeren Wohnkosten in zentrumsfernen Lagen zum Teil deutlich.
Ein Grund, warum auch das Umland trotzdem für Familien als Wohnraum interessant bleibt, sind die Mietpreise in zentralen Lagen. Da sind enorme Preisanstiege zu verzeichnen, auch weil der Wohnraum beschränkt ist. Deshalb werden Menschen weiterhin Immobilien oft nur im Umland finden und finanzieren können. Kosten für die Mobilität lassen sich senken, zum Beispiel durch Fahrgemeinschaften – und zukünftig sicher auch durch wesentlich energieeffizientere Fahrzeuge.

Knapp und teuer

In Ballungsräumen tun sich Interessenten jedoch schwerer mit der Immobiliensuche als in ländlichen Regionen. Lukrative Angebote sind knapp und teuer. Experten raten ihren Kunden deshalb, Wünsche und Bedürfnisse sehr genau auszuloten und dann mit Fachleuten über die Realisierung zu sprechen. Dem entsprechenden Experten von einer Bank oder einem Wohnbauträger können Kontaktdaten und konkrete Wünsche durchgegeben werden, der Interessent wird vorgemerkt und sucht passiv. So erhält der Vorgemerkte automatisch aktuelle Immobilienangebote. Natürlich lohnt es sich auch, Zeitungsannoncen und Onlineportale zu studieren sowie Freunde, Bekannte und Kollegen von der Suche zu informieren und so aktiv zu suchen. Natürlich muss man sich daran orientieren, was Haushalte zahlen können. Schaut man sich Wohnwünsche an, mangelt es enorm an qualitativ guten Wohnungen mit attraktivem Badezimmer, Freisitz und moderner Medientechnologie für Singles wie auch für Paare. Gleichzeitig fehlt in hohem Maße barrierefreier Wohnraum für ältere Menschen.

Zentrumswünsche

Einer der Hauptgründe für den Drang, mehr in den Zentren zu leben, liegt nach Expertenmeinung in der Veränderung der Haushaltsstrukturen. Für Familien mit Kindern ist das Umland vor allem wegen der Bezahlbarkeit von Wohnraum nach wie vor oft alternativlos. Immer mehr Kinderlose bevorzugen jedoch größere Gemeinden und Städte mit ihren Vorteilen wie kurzen Wegen, dichter Infrastruktur und großem Freizeitangebot.
Hinzu kommt, dass die jüngere Generation sich später ebenso Wohneigentum aufbauen möchte. Dies aber technikorientierter – kurz gesagt „smarter“ – als die vorangegangene Generation. Weiters ist das Single-Dasein heute keine Übergangsphase mehr, sondern eigentlich schon Standard für große Teile der Gesellschaft. Dieser Anteil wird laut Prognosen noch weiter steigen.