Das BORG in Egg ist eine typische Hallenschule aus dem Jahr 1979. Die Innsbrucker ao-architekten sanierten und erweiterten sie um einen schlanken Zubau an der Ostflanke. Direkt am bestehenden Foyer gelegen, bietet er akustisch herausragende Sonderunterrichtsräume für Musik, die sich auch hervorragend für Veranstaltungen eignen. Im ersten Stock bekamen die Lehrenden helle, neue Bereiche, wie in einem Cockpit schweben darüber die panoramaverglasten Säle für Werken und Zeichnen.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Petra Rainer

Das BORG (Bundes-Oberstufenrealgymnasium) Egg ist ein besonderer Ort. Architektonisch eine exemplarische Hallenschule, die 1979 vom Hochbauamt im Geist der Zeit und im strengen Raster von 1,05 Meter geplant und realisiert wurde. Von außen wirkt der aus mehreren vor- und rückspringenden, mit dunkelbraunen Eternittafeln verkleidete Baukörper mit den braun eloxierten Alufenstern eher hermetisch.

Innen zeigt die von oben erhellte, haushohe, zentrale Halle mit ihrer Sitzstufentribüne im Erdgeschoß kommunikationsfördernde Qualitäten. Ihre Großzügigkeit ist über die Zeitgebundenheit der Materialien weit erhaben. In die Halle münden windradartig die Gänge ein, an die sich helle Klassen mit schönen Proportionen reihen. Philosophisch-pädagogisch war das BORG seit jeher ein Hort von intellektueller Verbundenheit, Kunstsinn und weltoffenem Freigeist zwischen rund 40 engagierten Pädagoginnen und Pädagogen und ihren etwa 300 Schülerinnen und Schülern. Der musische und bildnerische Zweig sind stark ausgeprägt. Ein Schwerpunkt liegt auf Architektur. Die Saat ging auf: Bernardo Bader, Rene Bechter, Josef Fink, Bernd Frick: viele einstige Schüler prägen heute die Architekturszene.

An der Ostflanke dockt der neue Zubau an und überbrückt souverän den Biologiesaal, der bereits vorher saniert worden war.
Den Zubau fügten das Tiroler Architekturbüro so platzsparend und intelli- gent an, dass möglichst viele Freiflächen rund um die Schule erhalten blieben.

„Jeder, der in diesem Tal die Matura machen wollte, landete im BORG Egg“, erinnert sich Michael Felder, heute einer der Masterminds der Innsbrucker ao–architekten. „Wir waren über zweihundert Gleichgesinnte an einem Ort, sowas stiftet Identität.“ 2012 schrieb die Bundesimmobiliengesellschaft einen Wettbewerb für Funktionserweiterung und Sanierung des BORG Egg aus. Gefragt waren neue Sonderunterrichtsräume für Zeichnen und Musik, sowie Räumlichkeiten für Lehrende und Verwaltung. ao-architekten siegten klar. Ihr Entwurf respektiert den Bestand, bestärkt seine Qualitäten durch eine kluge Entflechtung der Funktionen und ergänzt ihn durch den schmalen Zubau an der Ostflanke optimal um sehr charakteristische, neue Raumatmosphären.

„Die ganze Schule hat von dem Umbau profitiert.
Auch die Klassen sind viel logischer angeordnet. Früher waren die Räume
für den bildnerischen und musischen Zweig im ganzen Haus verstreut,
wir hatten katastrophal wenig Platz.
Jetzt ist das wirklich eine tolle Sache.“

Ariel Lang
Direktor

Panorama und Licht schaffen in diesem 4,50 Meter hohen Saal ein ideal inspiratives Umfeld für bildnerisches Gestalten.

Ich habe ja ein Faible für diese Hallenschule, wo man auch Leute aus anderen Schulstufen sieht“, so Felder. Der Bestand wurde neu gedämmt, hinterlüftet und alle Gläser in den alten Fenstern ausgetauscht. Höchst intelligent und platzsparend ließen ao-architekten den Zubau im Osten andocken: Optisch fügt sich der klare Baukörper mit seiner Fassade aus braun-eloxierten, längs gelochten Aluminiumtafeln und großen Fensterbändern harmonisch an den Bestand. Auch innen gehen Alt- und Neubau auf jeder Ebene ineinander über. Die Garderobe wurde ins Untergeschoß verlegt, dadurch wirkt das bestehende Foyer nun sehr großzügig. Es grenzt unmittelbar an den schönen, großen Musiksaal. Eine grüne Tafel mit Notenlinien, Sichtbetonwände, eine sowohl geometrisch als auch holzverkleidungstechnisch akustisch wirksame Shed-Decke, dunkel geräuchertes Eichenstabparkett und die übereck geführte Verglasung, die den Blick ungehindert in die Landschaft schweifen lässt, erzeugen eine sehr angenehme Raumatmosphäre.

Wie in einem Cockpit fühlt man sich im rundum verglasten zweiten Obergeschoß: Hier die Computerarbeitsplätze im Mittelbereich zwischen den Sälen zum Zeichnen und Werken.
Stauraum für Kunstwerke und Utensilien aller Art gibt es auch genug: Rechts zeigt sich die Kirche St. Nikolaus.

Dank mobiler Trennwand sind zwei Klassen zu einem Veranstaltungssaal zu verbinden: Mit Kinobestuhlung und Konzertflügel fanden hier bereits echte Musikereignisse statt. Außerdem eignet sich der große Raum für die Zentralmatura. Umsichtig überbrücken die Räumlichkeiten für die Lehrenden im ersten Stock mit einer Spannweite von etwa 16 Metern den bestehenden Biologiesaal, der erst kürzlich aufwendig saniert worden war. „Die ganze Schule hat von dem Umbau profitiert“, so Schuldirektor Ariel Lang. „Unser altes Lehrerzimmer hatte 40 m², jetzt hat der Bereich für die Lehrer mit Besprechungsräumen 120 m². Auch die Klassen sind viel logischer angeordnet. Man findet sie sofort. Früher waren die Räume für den bildnerischen und musischen Zweig im ganzen Haus verstreut, wir hatten katastrophal wenig Platz. Jetzt ist das wirklich eine tolle Sache.“

Vom Umbau profitierten auch die Lehrenden: das neue Konferenzzimmer mit Schrankwand zum Verstauen von Materialien und viel Platz zum Austausch.
Das Foyer grenzt direkt an den Musiksaal, der sich hier festlich auf ein Konzert einstimmt: Die Tafel für den Unterricht ist beiseite geschoben, wartet auf eine Pianistin oder einen Pianisten und ein Publikum.
Derselbe Raum eignet sich auch hervorragend zum Unterrichten.
Immer noch das Herzstück der Schule: die haushohe, helle, zentrale Halle mit den Sitzstufen im Erdgeschoß.

Wie in einem Cockpit fühlt man sich im dreiseitig verglasten Zeichensaal und dem ebenso transparenten Werkraum im zweiten Stock, wo man förmlich über Egg hinwegschwebt und die Kirche St. Nikolaus bestens im Blick hat. „Das ist der schönste Zeichensaal Europas“, sagt Kunsterzieher Michael Hirtenfelder. „Für das Unterrichten bedeutet es eine Umstellung, weil die Distanz von der Tafel zur letzten Reihe recht groß ist. Ich bin meistens im Mittelbereich, das erleichert die Sache. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr gern da “ Das Panorama in diesem 4,50 Meter hohen Saal erscheint als ideale Inspiration für bildnerisches Gestalten.

Daten & Fakten

Objekt BORG Egg

Bauherr BIG – Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.

Architektur ao-architekten ZT, Innsbruck, www.ao-architekten.com

Statik gbd ZT, Dornbirn

Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro: Energieberatung und Haustechnik Müller, Dornbirn; Brandschutz: K&M, Lochau; Bauphysik: Günther Meusburger, Schwarzenberg

Planung ab 2013

Ausführung 2015–2017

Grundstück 16.101 m² (inkl. Ausgleichsfläche)

Nutzfläche 3226 m² (davon neu 798 m²)

Bauweise Außenwand Sichtbeton und gedämmte, hinterlüftete Aluminiumfassade; Dach: Betonfertigteile (Hohldielen) und gedämmtes Flachdach mit Kieseindeckung; raum­seitig abgehängte Holz-Akustikdecke

Besonderheiten Hochwärmegedämmte Bauteile, Nachtauskühlung

Ausführung Bauaufsicht: Michael Haßler, Dornbirn; Baumeister: Erich Moosbrugger Bau, Andels­buch; Fassade Aluminium: Behrens, Weiler; Fassade Glas: Huter&Söhne, Innsbruck; Holz-Akustikdecken: Kaspar Greber, Bezau; Heizung, Lüftung, Sanitär: Markus Stolz, Bregenz; Elektro: Willi, Andelsbuch

Energiekennwert 7 kWh/m² im Jahr (HWB Neubau)

Baukosten 5 Mill. Euro (gesamte Investition)