Die Altstadt von Feldkirch mit ihren gepflasterten Gassen und den wunderbaren Arkadengängen legt bis heute Zeugnis ab von ihrer reichen und bewegten Vergangenheit. In einem der beeindruckenden Bürgerhäuser an der Ecke Schlossergasse/Schmiedgasse besteht seit 75 Jahren das Café Feurstein. Ende der Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts als Konditorei gegründet, erweiterte Arthur Feurstein das Geschäft 1949 um zwei Kaffeehausräume, die beinahe unverändert bis heute für ein einzigartiges Ambiente sorgen.

Text: Kerstin Forster | Fotos: Katja Berger

Das denkmalgeschützte Stadthaus mit den schönen Fresken aus dem 17. Jahrhundert hat eine bewegte Vergangenheit. Es ist bereits seit 1850 im Besitz der Stadt Feldkirch, zwischen 1862 und 1954 war darin der Sitz der Handelskammer. In den Obergeschoßen sind Büros untergebracht, im Erdgeschoß hinter den Laubengängen richtete 1937 Arthur Feurstein eine Konditorei ein. Einige Jahre später, 1949, erweiterte er das Geschäft um zwei Gasträume, deren Ausstattung noch heute Zeugnis ist für die Designkultur der Nachkriegszeit. Der architektonische Reichtum, der sich an der Fassade und in den Arkadengängen mit ihren Rundbogenfenstern und Steingewänden zeigt, setzt sich auch in den Räumlichkeiten des Cafés Feurstein fort.

Gewölbte Decken und ein Terrazzoboden aus fünf Marmorsorten empfangen die Gäste in einem Raum, in dem einst Kuchen und Konfekt über die Theke gereicht wurden. Der detailreich verzierte Tresen und die Gestaltung dieser Bar stammen aus den 1980er-Jahren. Hinter der Bar befindet sich noch eine Küche, die im Zuge der aktuellen Sanierung etwas verkleinert wurde, sodass der vorderste Raum des Cafés, die Bar, großzügiger wurde. Nach rechts weg führt die Reise weiter in die Vergangenheit. Zwei Kaffeehausräume, jeweils hinter einem Arkadenbogen gelegen und in einer perfekt ausgestalteten Flucht miteinander verbunden, gewähren einen Blick zurück in die Mitte des letzten Jahrhunderts.

„Es erfüllt mich mit großer Freude, das Café wieder in so gutem Zustand und mit viel Leben erfüllt zu sehen. Eine echte Bereicherung und Ergänzung für das historische Feldkirch!“

Barbara Keiler
Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorin für Vorarlberg

Eine Kaffeehauskultur, wie man sie mit den bekannten Wiener Cafés aus der Gründer- oder Jugendstilzeit assoziiert und von denen man auch einige in anderen Bundesländern jenseits des Arlbergs findet, gibt – und möglicherweise gab – es in Vorarlberg nicht. Es finden sich nur wenige Belege zu älteren Cafés als das Feurstein – teils wurde ihr Betrieb eingestellt, teils wurden sie mehrfach umgebaut, erhalten geblieben ist nur das „Feurle“. Arthur Feurstein beauftragte den mit ihm befreundeten Architekten Fritz Ahammer aus Saarbrücken, der einige Zeit auch in Vorarlberg gewirkt hat, mit dem Ausbau des Cafés. Bemerkenswert sind bis heute der für die damalige Zeit hochwertige und kostspielige Ausbau sowie die geschickte Ausnutzung der zwei kleinen Räume: Auf gesamt 42 Quadratmetern können 40 Gäste Platz nehmen.

In beiden Räumen wurden Sitzgelegenheiten für zwei oder mehr Personen geschaffen, jede individuell eingeschmiegt an eine Wand, in eine Ecke, unter den Bogen. Es gibt originelle Zweier-ensembles, quadratische, rechteckige, aber auch runde Tische und passende Bänke unterschiedlicher Größe und Form. Niedrige Raumteiler aus Holz, auf denen schmiedeeiserne Gitter mit einem kalligrafisch anmutenden Schnörkel obenauf montiert wurden, gliedern die wandfest eingebauten Sitzgruppen aus rotem Leder. Mit der gleichen Sorgfalt in entwerferischer wie handwerklicher Sicht wurden sämtliche Details dieser Räume ausgestaltet: Zwei in Holz gefasste verspiegelte Garderoben finden sich in den Durchgängen, kleine, in die Mauer eingelassene Vitrinen beherbergen Schätze und Konfektschachteln von früher. Auch die Beleuchtung, zwei mehrflammige Luster sowie sämtliche Wandlampen, wurde passend zur Gesamtgestaltung angefertigt. Sie sind wie die Raumteiler aus Schmiedeeisen und auch das an eine Linzertorte erinnernde Rautenmuster findet sich in ihnen wieder.

Klaus Feurstein hat das Café in den Siebzigerjahren von seinen Eltern übernommen. Als er vor vier Jahren plötzlich verstarb, war das ein Schock für seine Gäste und das kulturelle Leben in Feldkirch: Jung und Alt, Bewohner der Innenstadt, Architektinnen, Künstler und Anwältinnen, manchmal auch Touris-ten fanden den Weg bei Tag und Nacht in diese Feldkircher Institution. In den vergangenen Jahren ist das Feurstein auch selbst immer wieder einmal Tagesgespräch gewesen, unter anderem aufgrund der Unterschutzstellung des Inventars durch das Bundesdenkmalamt. Nun fand sich mit der REI GmbH ein Investor und Pächter, der das Café in seiner bewährten Form fortsetzen wollte, und mit Wally Waldner eine Gastgeberin, die sich in Feldkirchs Gastronomie bestens auskennt. Trotz Klaus Feursteins Tod, Corona- und Umbaupause sind die Menschen nach zwei Jahren zurückgekommen, denn die Gesellschaft braucht Treffpunkte wie das Feurle wie damals, als es gegründet wurde, zur Kommunikation, aber auch zur Zerstreuung. Wer ein Stück Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Nachkriegszeit erleben will dem sei ein Besuch im ältesten Kaffeehaus Vorarlbergs ans Herz gelegt.

Daten & Fakten

Objekt: Café Feurstein, Schlossergasse Feldkirch

Bauherr: Sanierung: Fa. REI GmbH, Feldkirch

Ausführung: Sanierung: Dezember 2021–Mai 2022

Nutzfläche: 133 m² (zzgl. Keller ca. 35 m²)

Material: Materialien Sanierung: Terrazzoböden, Kalkputze und Kalkfarben

Ausführung: Baumeister und Verputz: Hilti und Jehle, Feldkirch; Sanierung Möblierung: Rene Bechter, Weiler; Polsterer: Thomas Bechtold, Muntlix; Innenausbau: Martin Dörn, Nenzing; Terrazzoböden: Lerbscher, Hard; Parkettböden: Elmar Lampert, Sulz; Heizung/Sanitär: Fa. Stolz, Feldkirch; Elektro: Paul Bianchini, Göfis; Fliesen: Gort, Frastanz; Maler: Philip Bianchini, Göfis Denkmalschutz, aktivierte Bodenplatte über Gewölbe