Das Bankgebäude der Raiffeisenbank Mittel- und Hinterbregenzerwald liegt zentral im Dorf an der Faschinastraße mit Abzweigung zum Dorfzentrum. Aufgrund einer Bankenfusion sollte der Standort in Au langfristig gestärkt und gesichert werden. Die räumliche Organisation wurde den neuen Anforderungen angepasst, das 1996 errichtete Gebäude energetisch saniert und in seiner Gesamterscheinung neu ausgerichtet. So sind lichtdurchflutete Räume entstanden, die auf die sich ändernden Kundenbedürfnisse reagieren.

Text: Klaus Feldkircher | Fotos: Adolf Bereuter

Nachdem vor 30 Jahren das Schaltergeschäft den Bankalltag dominiert habe, sei heute die Kundenberatung von großer Bedeutung, erklärt Vorstand Clemens Sutter die Notwendigkeit des Umbaus. In einem gemeinsamen Prozess wurden von allen betroffenen Mitarbeitenden, dem Vorstand und dem Architektenteam die Bedürfnisse an die „neue“ Bankstelle erhoben. Kosmetische Maßnahmen für mehr Komfort waren schnell vom Tisch, wie Bankstellenleiter Martin Moosbrugger erzählt: „Da hätten die Decken und Böden nicht mehr gepasst. Wir wollen unseren Kund(inn)en und Mitarbeiter(inne)n eine moderne Bank und hochwertige Arbeitsplätze bieten. Daher fiel schnell der Entschluss für eine große Lösung.“  Die Architekten meinen dazu: „Der Schwerpunkt beim Umbau war die Beratersituation.“ Anfang 2023 begannen die Gespräche und die Entscheidungsfindung über die bevorstehenden Maßnahmen. Die Architekten betonen die Bottom-up-Vorgehensweise, die die Bankstelle heute zu dem mache, wie sie sich präsentiert: modern, offen, hell, funktional, aber unaufdringlich.

Nachdem die Planung im Vorstand einstimmig abgesegnet war, erfolgte im Februar 2024 der Baubeginn. Als Ausweichlokal fungierten drei Holzmodule beim Parkplatz vor dem Gemeindeamt, die im Sinne der Nachhaltigkeit beim neuen Fußballstadion in Lustenau Wiederverwendung finden. Im Zuge des Umbaus wurde der Haupteingang neu ausgerichtet. Jetzt öffnet er sich zur Straße und erhält mehr Präsenz. Die Außenerscheinung des Gebäudes ist geprägt vom Sockelgeschoß mit seinem vertikalen Fichtenschirm und eingefrästen Ornamenten. Die Fensteröffnungen der Obergeschoße wurden zusammenfassend gerahmt. In Kombination mit den Rundholzschindeln aus Fichtenholz wirkt der Bau heute klar strukturiert. Er wird nun als öffentliches Gebäude wahrgenommen und durch die Materialwahl regional verortet. Die energetische Sanierung umfasst die Erneuerung der Fassadendämmung, der Fenster sowie den Einbau von Kühldecken und einer Photovoltaikanlage.

„Es freut uns, dass über 30 heimische Betriebe aus dem Bregenzerwald und aus unserem Kundenbereich die Modernisierung unserer Bank mit gewohnter, höchster Qualität umgesetzt haben.“

Clemens Sutter
Vorstand Raiffeisenbank

Betritt man das Bankgebäude durch den Windfang, gelangt man in Eingangshalle mit zwei Anlaufpunkten. Auf der linken Seite befindet sich der Schalterbereich, räumlich gegenüber melden sich Besucher(innen) für Kundentermine oder weitere Anliegen an. Im Erdgeschoß ist durchgängig ein Natursteinboden verlegt. Die Architekten weisen auf die offene Atmosphäre dieses Bereichs hin, der nicht zufällig an die Rezeption eines modernen Hotels erinnert: „Wir befinden uns in einer Region, in der Tourismus eine wichtige Rolle spielt.“ Die Wände sind aus naturfarbenem Tannentäfer, die weiß lasierte Akustiklattendecke, ebenfalls aus Tannenholz, sorgt für eine gedämpfte Geräuschkulisse. Eine weitere wichtige Funktion das Raumklima betreffend übernehmen die Kühlelemente in den Decken.

Im Obergeschoß finden die Kundengespräche in Beraterbüros statt. Eine Besonderheit sind die Glaswände zwischen Beraterbüro und Wartebereich, die auf Knopfdruck opak werden. Den Büros vorgelagert ist ein Warte- und Aufenthaltsbereich. Der gestalterische Gesamteindruck ist auch hier geprägt von Offenheit und Transparenz und wirkt einladend und wertig. Die Tischoberflächen sind aus Ulmenholz. Bestehende Wandelemente sind mit geglättetem Kalkputz bezogen. Hoher Wert wurde auf das Licht- und Möblierungskonzept gelegt, um im klaren und ruhigen Gesamteindruck frische und abwechslungsreiche Akzente zu setzen.

Im hinteren Bereich der offenen Halle zieren mehrere „Sumsis“, die von der Decke hängen, den „Luftraum“. „Wir haben einen Wettbewerb für Kunst am Bau ausgelobt, den das Künstlerduo Fulterer-Scherrer für sich entscheiden konnte“, erklärt Vorstand Clemens Sutter. Das Siegerprojekt ziert jetzt die Bankstelle, Vorgabe war, dass die Umsetzung mit heimischen Materialien und Handwerkern erfolgen sollte. Auch die Mitarbeitenden kommen in der „neuen“ Bankstelle nicht zu kurz. Der großzügige Aufenthaltsraum verströmt Caféhausflair mit Sitzecke. Durch die Hangsituation haben die Angestellten die Möglichkeit, ebenerdig ins Freie zu gelangen. Der Vorplatz im Außenbereich wurde neu gestaltet und entspricht einer klaren Designsprache.

Daten und Fakten

Objekt: Sanierung Raiffeisenbank Au
Bauherr: Raiffeisenbank Mittel- und Hinterbregenzerwald eGen
Architektur: firm Architekten ZT GmbH, Lustenau, www.firm.ac
Planung: 11/2023–05/2024
Ausführung: 03/2024–09/2024
Nutzfläche: 800 m²
Bauweise: Bestandsgebäude als Massivbau wird thermisch saniert. Die Gebäudestruktur (Rohbau) und das Dach bleiben erhalten.
Energiekennwert: 44 kWh/m² im Jahr (HWB)