Am Rand von Hittisau gaben zwei Zimmerer mit viel Liebe zum Bestand einem alten Wälderhaus wieder Gegenwart und Zukunft. gruber.locher architekten zeichneten den Einreichplan für die behutsame Sanierung und den schlichten Neubau, der den einstigen Stall ersetzt. Die Ausführung übernahmen die Bauherren, umgeben von gestrickten Holzwänden unter alten Kassettendecken arbeitet und wohnt nun eine glückliche Familie mit drei Kindern. Die zwei Wohnungen im Zubau werden vermietet.

Text: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel

Ein Haus aus Holz, langgestreckt und schlicht. Zwischen 1580 und 1650 wurde es erbaut, längst ist es eingewachsen in die Gegend. Im Vorderteil mit den schmucken Fensterläden lebten die Bauern, hinten im Stall das Vieh. Häuser wie diese prägen die Kulturlandschaft des Bregenzerwaldes, viele aber stehen leer. Dieses hier hatte Glück. Die beiden Zwillingsbrüder Hermann und Martin Nenning sind Zimmerer aus Leidenschaft. Sie arbeiten mit höchster Sorgfalt und großer Liebe für historische Details. 2013 hatten sie begonnen, ein freistehendes Wälderhaus zu sanieren. „Zeit ist ein wichtiger Faktor, der die Qualität eines Umbaus verbessert“, sagt Hermann. Als sein Besitzer völlig unvermutet starb, kauften die Brüder das denkmalgeschützte Haus.

„Wichtig war uns, in der Kontur des Bestands die Ablesbarkeit von Wohn- und Wirtschaftstrakt zu bewahren“, sagt Architekt Gerhard Gruber vom Büro gruber.locher. Der Keller wurde abgegraben, unterfangen, Stall und Tenn ersetzte man durch eine Pfosten-Riegel-Konstruktion. „Wo früher Mauerwerk war, haben wir jetzt im Erdgeschoß einen verglasten Sockel“, sagt Gruber. Im Süden ist die öffenbare Glaswand um einen Meter zurückversetzt. So entsteht ein gedeckter Freibereich und haben die Zimmer im ersten Stock einen kleinen Balkon. Nordseitig – zur Straße hin – bildet eine Front von Schiebetoren aus Polycarbonat-Stegplatten eine Art von modernem Schopf. Von hier aus werden die drei Wohnungen erschlossen. Die erste ist im sanierten Altbau, die zweite ist eine kleine, durchgesteckte Maisonette im einstigen Tenn, die dritte, etwas größere Einheit ist dort, wo früher Stall und Heuboden waren. „Die Wohnungen funktionieren unabhängig voneinander, das Konzept könnte man auf viele leere Wälderhäuser anwenden,“ sagt Gruber. „Wir zeichneten die Einreichung, alles weitere wurde vor Ort auf der Baustelle entschieden. Wie früher.“

„Diese Häuser sind ein Stück Kulturgut. Sie prägen die Gegend.
Daher ist es uns wichtig, sie zu revitalisieren und der Landschaft zu erhalten.“

Hermann Nenning
Architekt, Bauherr und Zimmerer

Viele kluge Details finden sich im Haus, die Fassade aus Weißtannschindeln bildet über den Fenstern einen kleinen Überstand, damit sie nicht nass werden. „Es braucht einen Typ von Handwerker, der den Bestand schätzt. Man muss Respekt vor denen haben, die vor Jahrhunderten diese Wand- und Deckenverkleidungen gefertigt haben“, sagt Nenning. Er kann den Bestand lesen: So entdeckte er alte Zeitungen im Holz, die als Winddichtungen dienten. Auf einem Deckenbalken von 1888 hinterließ der Schreiner Peter B. Wild aus Hittisau eine Botschaft: „Bitte ein Vaterunser für mich.“ Früher baute man sehr ökonomisch und verwendete Material aus der Umgebung: Nagelfluh und Sandstein für den Sockel, Weißtanne und Fichte aus dem Hittisauer Mischwald. „Diese Häuser sind ein Stück Kulturgut. Sie prägen die Gegend“, so Nenning. „Daher ist es uns wichtig, sie zu revitalisieren und der Landschaft zu erhalten.“ Eigentlich war das Haus für seine Kinder gedacht. „Sie studieren noch, ich aber war mit dem zweiten Kind schwanger, unsere Wohnung war viel zu klein, wir wollten immer in einem alten Haus leben und Hermann hatte eins. Ich fand das unfair und sagte ihm das auch“, erzählt die glückliche Bewohnerin. Hermann Nennig musste nicht lang dazu überredet werden, der jungen Familie das Haus zu vermieten. Inzwischen hat sie drei Kinder. „Es ist gut, wenn jemand die Häuser beseelt.“

Viele kluge Details finden sich im Haus, die Fassade aus Weißtannschindeln bildet über den Fenstern einen kleinen Überstand, damit sie nicht nass werden. „Es braucht einen Typ von Handwerker, der den Bestand schätzt. Man muss Respekt vor denen haben, die vor Jahrhunderten diese Wand- und Deckenverkleidungen gefertigt haben“, sagt Nenning. Er kann den Bestand lesen: So entdeckte er alte Zeitungen im Holz, die als Winddichtungen dienten. Auf einem Deckenbalken von 1888 hinterließ der Schreiner Peter B. Wild aus Hittisau eine Botschaft: „Bitte ein Vaterunser für mich.“ Früher baute man sehr ökonomisch und verwendete Material aus der Umgebung: Nagelfluh und Sandstein für den Sockel, Weißtanne und Fichte aus dem Hittisauer Mischwald. „Diese Häuser sind ein Stück Kulturgut. Sie prägen die Gegend“, so Nenning. „Daher ist es uns wichtig, sie zu revitalisieren und der Landschaft zu erhalten.“ Eigentlich war das Haus für seine Kinder gedacht. „Sie studieren noch, ich aber war mit dem zweiten Kind schwanger, unsere Wohnung war viel zu klein, wir wollten immer in einem alten Haus leben und Hermann hatte eins. Ich fand das unfair und sagte ihm das auch“, erzählt die glückliche Bewohnerin. Hermann Nennig musste nicht lang dazu überredet werden, der jungen Familie das Haus zu vermieten. Inzwischen hat sie drei Kinder. „Es ist gut, wenn jemand die Häuser beseelt.“

Daten und Fakten

Objekt: Haus Nenning, Großenbündt, Hittisau

Bauherr: Familie Nenning

Architektur: gruber locher zt, Bregenz, www.gruberlocher.com

Statik: Zimmerer Nenning, Hittisau

Fachplanung: Bauphysik: Bernhard Weithas, Lauterach

Planung: 01/2016–10/2019

Ausführung: 2017–11/2019

Grundstück: 1980 m²

Nutzfläche: 737 m² (zzgl. Keller 190 m²)

Bauweise: Bestand Strickbau mit Dämmung und Schindelschirm; Dielenboden Erdgeschoß (neu); Balkendecken Bestand; Keller Bruchsteinmauerwerk (Bestand), Kastenfenster neu; neuer Teil Holzständerbau mit Holzfaserdämmung; Holzfassade; Dielendecken und -böden; Isolierglasfenster; beide Teile mit Warmdach mit Ziegeldeckung; Fußbodenheizung mit Wärmepumpe (Tiefenbohrung) und Kachelöfen

Ausführung: Zimmerer, Innenausbau und Kastenfenster: Nenning, Hittisau; Isolierglasfenster: Schwarzmann, Schoppernau; Heizung/Sanitär: Walter Fink, Schwarzach; Elektro: Österle, Hittisau; Kachelofen: Voppichler, Egg

Energiekennwert: 43-56 kWh/m² im Jahr (HWB)