Obwohl fast 50 Jahre alt, hat sich die Harder Mittelschule Mittelweiherburg
durch ihre sensible Transformation durch gruber locher architekten
von einem düsteren Bunker in einen von Licht durchfluteten Dampfer
verwandelt, um nun alles zu haben, was eine Schule von heute braucht.

Text: Edith Schlocker | Fotos: David Schreyer

Von dem rund 450 Jahre alten Harder Wasserschloss hat die Ende der 1970er-Jahre in dessen Nachbarschaft von Werner Pfeifer entworfene Mittelschule zwar ihren Namen „geerbt“, sonst haben die beiden markanten Gebäude allerdings nichts gemeinsam. Dass die Schule etwa nicht erhalten bleibt, stand nie zur Diskussion, genauso wie die Notwendigkeit ihrer Generalsanierung. Entsprach ihre Struktur doch weder den pädagogischen noch bau- und sicherheitstechnischen Anforderungen – etwa in Sachen Barrierefreiheit – von heute.

Um den in die Jahre gekommenen „Bunker“, so Schuldirektor Christian Höpperger, gegenwarts- und zukunftsfit zu machen, wurde von der Gemeinde als Bauherr ein geladenes Verhandlungsverfahren initiiert, das die Bregenzer gruber locher architekten für sich entscheiden konnten, um in der Folge mit der Planung beauftragt zu werden. Der Transformation eines riesigen, in die Jahre gekommenen, brutalistisch mit einem Anflug von Postmoderne daherkommenden Gebäudekomplexes, bei dem nicht nur aus Budgetgründen erhalten werden sollte, was erhaltenswert war. Selbstbewusst und doch mit viel Fingerspitzengefühl ergänzt durch Eingriffe von heute, die ganz bewusst als solche erkennbar sind.

„Der spezielle Charakter des Gebäudes
und die vorhandenen strukturellen Qualitäten
waren eine gute Basis für die inhaltliche/ pädagogische
Weiterentwicklung der Schule.“

Gerhard Gruber
Architekt

Sie hätten das von Pfeifer geplante Gebäude eigentlich nur fertiggebaut, sagt Architekt Gerhard Gruber. Die Fassaden des durch ihre von markanten Elementen aus Waschbeton und durchgehenden Fensterbändern dominierten, breit hingelagerten Drei- bzw. Viergeschoßers mit seinen abgetreppten Flügeln blieben praktisch unberührt. Genauso wie der komplett verglaste bzw. turmartig sich nach außen wölbende Mittelteil. Sie wurden nur aufgefrischt, die Holz-Alu-Fenster ausgetauscht, die – erneuerte – hölzerne Verschalung bekam einen zartgrauen Anstrich. Eine breite Treppe führt zu dem über alle Geschoße offenen, gläsern überdachten achteckigen Atrium, dem nun auch per Lift vertikal erschlossenen „Herz“ des Gebäudes. Zu dem sich die einzelnen Stockwerke durch breite Galerien öffnen, deren ehemals massive Stahlgeländer der internen Sichtbezüge wegen durch gläserne ersetzt wurden.

Der Sichtbeton der tragenden Bauteile wurde auch im Inneren freigelegt und sandgestrahlt. Dessen gefühlte Rohheit durch „weiche“ Haptiken und Farben nach einem exakt ausgeklügelten Konzept der Farbdesignerin Monika Heiss atmosphärisch aufgemischt wird. Etwa durch den auf den meisten Böden liegenden farbigen Linoleum, das Weiß oder Bunt der – von den Architekten entworfenen, frei im Raum stehenden oder im Volumen verschwindenden – Einbauten genauso wie das Holz der Türen, der Farbe der Fliesen in den WCs. Wobei die ehemalige Schrillheit nun einer fein zurückgenommenen Farbigkeit gewichen ist. Alles entwickelt in intensiver Zusammenarbeit mit den verschiedenen Nutzergruppen, weshalb Lehrer genauso wie die rund 200 Schülerinnen und Schüler ihre neue „Arbeitsstätte“ regelrecht super finden. Mache die ganz spezielle Atmosphäre dieses Gebäudes doch unmittelbar etwas mit einem, so Hausherr Christian Höpperger. Wobei sich gerade durch den Umbau gezeigt hat, dass Werner Pfeifer in Sachen Schulbau ein fast visionärer Architekt gewesen ist. Das von ihm vorgegebene Potenzial allerdings erst durch die Verwandlung in eine moderne Clusterschule ausgeschöpft wurde.

Das Foyer im Erdgeschoß ist eigentlich eine Bühne, an die das Musikzimmer genauso wie die Bibliothek angedockt sind, die mit ihrem Teppichboden und ihren Regalen aus Lärche fast wie ein Wohnzimmer daherkommt. Der – auch – durch eine Rampe von außen erschlossene ehemalige Keller wurde durch seine neuen groß-zügigen Sichtbezüge ins Freie zum lichtdurchfluteten Sitzplatz für rund 100 Mittagesser(innen). Daneben liegen Werkräume genauso wie die charmant altmodische Lehrküche. Für den ehemaligen Luftschutzbunker haben die Architekten eine abgerundete Holzkonstruktion entwickelt, die Schränke genauso wie Sitznischen der neuen Garderobe sind. Generalsaniert wurde auch die riesige Turnhalle inklusive an das Atrium angedockter Tribüne. Leergeräumt und außenräumlich geklärt wurde im Zug der Generalsanierung der Mittelschule Mittweiherburg auch dessen Vorplatz mit seiner überdachten Verbindung zur unmittelbar daneben liegenden Volksschule.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten und Fakten

Objekt Sanierung Mittelschule Mittelweiherburg, Hard
Bauherr Marktgemeinde Hard am Bodensee
Architektur gruber locher architekten ZT, Bregenz, www.gruberlocher.com
Statik Mader I Flatz I Schett I ZT, Bregenz
Fachplanung Landschaft: Corinna Troy, Rankweil; Heizung, Lüftung, Sanitär: E-plus, Egg; Elektro, Beleuchtung: Brugger, Thüringen; Bauphysik: Spektrum, Dornbirn; Kulturtechnik: Rudhardt, Gasser, Pfefferkorn ZT, Bregenz; Brandschutz: K&M, Lochau; Signaletik: Werkstatt West, Dornbirn; u. a.
Planung 01/2018–05/2022
Ausführung 05/2020–09/2022
Nutzfläche 4100 m² (zzgl. Turnhalle 1830 m²)
Bauweise Betonskelettbauweise; Fassade mit vorgehäng­ten Brüstungsfertigteilen
Ausführung Baumeister: Kostmann, St. Andrä; Portale, Glas: Markus Kalb, Dornbirn; Fenster: Sternath, Hard; Spengler: Rusch, Lauterach; Estrich: Vigl & Strolz, Schnepfau; Türen: Telser, Mals und Lenz Nenning, Dornbirn; Schlosser: Harald Simeoni, Andelsbuch; Böden: Michael Bischof, Hard; Tischlermöbel: Lenz Nenning, Dornbirn und J. Armellini, Hard; Turnhalle: Walser, Altach; Zimmerer: Dobler, Röthis und Hartmann, Hard; Betonbearbeitung: Robert Bassemir, Frastanz; u. a.
Baukosten 12,5 Mio. Euro (KB 2-9)