Viele Menschen wollen auch im Alter möglichst lange in der vertrauten Umgebung, im eigenen Zuhause bleiben. Frühzeitig sollte überlegt werden, ob und wie die eigenen vier Wände seniorengerecht umgestaltet werden können. Wohnen zu Hause ist die ideale Wohnform für Menschen, die rüstig genug sind, um sich selbst zu versorgen oder Hilfe durch Angehörige oder Pflegekräfte haben. Und ihr Zuhause barrierefrei ist oder umgestaltet werden kann. Zudem sollte das Umfeld alles bieten, worauf auch bei abnehmender Mobilität nicht verzichtet werden will. Im Hinblick auf die Barrierefreiheit sind meist Umbaumaßnahmen nötig. Dazu zählen zum Beispiel ein Treppenlift, eine ebenerdige Dusche, Haltegriffe an den Wänden oder auch abgesenkte Arbeitsflächen in der Küche.

Mögliche Vermietung

Zuweilen ist zu hören, dass sich barrierefreie beziehungsweise rollstuhlgerechte Wohnungen häufig nicht gut vermieten lassen. Das mag insbesondere für die Wohnungen gelten, in denen die Anmutung des Barrierefreien dominiert: Stützgriffe und Klinikarmaturen, steril-weiße Fliesen und das 52 Zentimeter hohe Stand-WC sowie Kippspiegel und Schiebetüren. Jedoch gerade bei Bädern gibt es keinen Grund, auf die ästhetische Gestaltung zu verzichten. Eine niveaugleiche Dusche zählt schon längst als Designobjekt. Eine Badewanne kann auf dem Duschplatz aufgestellt und nach Bedarf entfernt werden. Die Unterkonstruktionen für Stütz- und Haltegriffe können unauffällig vorgerüstet und die Griffe später nach Bedarf montiert werden. Ein WC-Block mit Höhenverstellung erspart bei überschaubaren Mehrkosten das spätere Aufreißen der Installationsvorwand und ermöglicht eine stufenlose Anpassbarkeit der WC-Höhe an die Bedürfnisse des Bewohners. Einerseits kommen erfahrungsgemäß auch viele Rollstuhlfahrer mit einer Standard-WC-Höhe von 42 Zentimetern besser zurecht. Andererseits kann diese auch für einen Menschen mit einer heute durchaus nicht unüblichen Körpergröße von 1,90 Metern unpraktisch sein. Ein Waschtischspiegel mit einer Höhe von einem Meter, der knapp über dem Waschtisch beginnt, ist deutlich eleganter und preisgünstiger als jeder Kippspiegel und deckt ebenfalls alle Anforderungen ab. Um alles gut vorzubereiten, sollten Experten in die Bauplanung in jedem Fall einbezogen werden. Da in der Regel der letzte bewusst geplante Umzug zwischen 55 und 65 Jahren erfolgt, ist davon ausgehen, dass die Menschen auch in der Wohnung die Einschränkungen des Alterns hinsichtlich Motorik, Sensorik, Kondition und Kognition erleben. Das heißt auch, dass diese Wohnungen und das Umfeld so weit als möglich den Erhalt der Lebensautonomie gewährleisten sollen.

Keine größeren Flächen

Barrierefreies Wohnen braucht nicht unbedingt größere Flächen: Vor allem in Ballungsgebieten steigen die Kosten. Es sind deutlich kleinere Wohnungen gefragt. Demgegenüber steht der Bedarf an mehr altersgerechten Wohnungen, die nach Meinung vieler mehr Fläche benötigen. Dieses scheinbare Dilemma lässt sich jedoch leicht auflösen, wenn bei der Planung Grundanforderungen berücksichtigt werden. Dazu gehören stufenlose und schwellenfreie Zugänglichkeit und Nutzbarkeit, Bewegungsflächen, die eine Nutzung von Hilfsmitteln wie auch Assistenz ermöglichen, leicht auffindbare und erkennbare Einrichtungen und Funktionsbereiche, Anpassungsfähigkeit und Nachrüstbarkeit von Ausstattungen. Diese Grundausstattung bietet in allen Lebensphasen Vorteile und Komfort. Trotzdem wird nicht, wie häufig argumentiert, für barrierefreie Wohnungen stets mehr Fläche benötigt. Erreichen lässt sich dies mit einer intelligenten Verteilung der Flächen und der Raumzuschnitte. Generell sollten alle Zimmer breiter als 2,75 Meter sein, um die Stell- und Bewegungsflächen für eine möglichst variable Nutzung zu gewährleisten. Planer können gewisser-maßen einen Ideal-FlächenStandard am Beispiel konventioneller Wohnmuster umsetzen. Doch wie lässt sich Barrierefreiheit mit der Forderung nach kleineren Wohnungen vereinbaren? Das funktioniert beispielsweise durch die Auflösung von festen Zimmerstrukturen und die Überlagerung von Bewegungsflächen. Mithilfe variabler Trennwandsysteme kann dies auch temporär erfolgen. Je nach Standort und Zielgruppe ist in der Auslegung die Kreativität der Planenden gefordert.

Erleichterungen schaffen

Auch die tägliche Körperhygiene wird immer schwieriger, je eingeschränkter die Beweglichkeit ist. Ein barrierefreies Badezimmer bietet ausreichend freie Fläche, um es auch als Rollstuhlfahrer benutzen zu können. Der Einstieg in die Dusche sollte ebenerdig sein. Falls die Badewanne behalten werden soll, könnte diese mit einem Hebesitz ausgestattet werden. Ein unterfahrbarer Waschtisch auf Sitzhöhe ermöglicht es, diesen auch im Rollstuhl oder auf einem Stuhl sitzend zu benutzen. Haltegriffe im Bereich der Toilette, Dusche, Badewanne und dem Waschbecken erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen. Zusammen mit rutschhemmenden Fliesen auf dem Boden ist für mehr Sicherheit gesorgt.

Küche vorbreiten

Töpfe, Pfannen, Geschirrspüler oder Kühlschrank: In einer barrierefreien Küche sollte alles ohne Bücken und Strecken erreicht werden können. Elektrogeräte wie Backofen und Geschirrspüler befinden sich daher im Idealfall auf Hüfthöhe. Abhilfe schaffen auch sogenannte Apothekerschränke. Diese werden horizontal herausgezogen, sodass alle Gegenstände und Vorräte mühelos erreicht werden können. Es gibt auch Schranksysteme, die sich mittels elektronischer Steuerung herausfahren und auf die gewünschte Höhe bringen lassen. Für Rollstuhlfahrer sind unterfahrbare Arbeitsflächen hilfreich. Das gilt auch für Senioren, die nicht mehr lange stehen können und die meis-ten Tätigkeiten in der Küche im Sitzen erledigen. Mit ausschwenkbaren Unterschränken oder Rollcontainern geht dabei kein wertvoller Stauraum verloren. Elektrogeräte mit Abschaltautomatik sollten bevorzugt werden, damit zunehmende Vergesslichkeit kein Sicherheitsrisiko wird. Haltegriffe und ein rutschhemmender Bodenbelag erhöhen die Sicherheit zusätzlich.

Schlafzimmerumbau

Auch die Möbel im Schlafzimmer können für körperlich eingeschränkte Menschen zum Hindernis werden. Beim Umbau sollte darauf geachtet werden, dass das Bett eine bequeme Höhe hat und von drei Seiten zugänglich ist. Sogenannte Komfortbetten bieten eine höhere Liegefläche, die das Ein- und Aussteigen erleichtert. Lichtschalter in Bettnähe beziehungsweise eine Steuerung per Fernbedienung gewährleisten unfallfreie Toilettenbesuche während der Nacht. Eine kontrastreiche Farbgestaltung sowie die ausreichende Beleuchtung aller Räume sind – besonders in Hinblick auf die nachlassende Sehkraft – von großem Vorteil. Zum Beispiel werden weiße Lichtschalter und Türgriffe an farbigen Wänden leichter erkannt als dunkle.