Ein Gehöft in drei Teilen
Die denkmalgeschützte „Alte Krone“ in Vandans hat sich vom Gasthaus zum Wohnhaus entwickelt. Zum Teil eines Gehöfts gemacht durch ein von Lang Vonier Architekten geplantes Poolhaus aus Sichtbeton und einen hölzernen „Stall“.
Text: Edith Schlocker | Fotos: Cornelia Hefel, Lang Vonier Architekten
Die Zahl 1619 steht am Giebel der „Alten Krone“ in Vandans geschrieben, einem ehemaligen Gasthaus, das zum Wohnhaus geworden ist und seit 1964 unter Denkmalschutz steht. Dass das in mehreren Etappen gebaute und ab etwa 1960 leer stehende Gebäude überhaupt erhalten wird, war allerdings lange nicht klar. Auch nicht nach den in den frühen 1970er-Jahren durchgeführten Sicherungsmaßnahmen des bis dahin noch weitgehend in seinem Urzustand erhaltenen Hauses. Dessen östliche Seite wurde in Blockbauweise errichtet und bis auf den mit Brettern verschalten Wirtschaftsteil weiß verputzt, während der westliche eine Fachwerkkonstruktion des 18. Jahrhunderts ist. Errichtet wurde es auf einem Kellergeschoß, das wie der Mittelteil des Erdgeschoßes aus Bachsteinen gemauert ist. Für eine Erhaltung des markanten, das Ortsbild von Vandans prägenden Gebäudes sprachen aber nicht zuletzt auch die gut erhaltenen alten Türen und Fenster mit ihren handwerklich wunderschönen Details sowie die teilweise bemalten Täfelungen in den ehemaligen Gaststuben.
Trotz all dieser Indizien, die für die Rettung der „Alten Krone“ sprechen, gäbe es sie heute ohne das Engagement von Gerhard Maier nicht mehr. Nicht zuletzt sentimentale Gründe haben ihn bewogen, nach Jahren in Wien um die Jahrtausendwende ins Ländle zurückzukehren und das Haus der Großeltern zu dem Ort zu machen, an dem er mit seiner Frau leben möchte. Um seine Sanierung und Adaptierung finanziell stemmen zu können, wurde das ehemalige Gasthaus in Abstimmung mit den Denkmalschützern nach den Plänen von Maier vertikal in drei voneinander unabhängige Einheiten geteilt. Die des Bauherrn ist rund 200 Qua-dratmeter groß, die zwei anderen – vermieteten – 70 bzw. 80.
„Das Flair in so einem alten Haus ist einzigartig.
Etwas Vergleichbares schafft
neue Architektur nicht.“
Gerhard Maier
Bauherr
Das Anliegen von Gerhard Maier, möglichst viel des Bestehenden zu erhalten, ist in seiner Wohnung unübersehbar. Etwa die teilweise bemalten, sorgsam restaurierten Kassettendecken oder der geschnitzte Fries in einer der ehemaligen Gaststuben, die nun zum Wohnzimmer geworden ist. Oder, wie im Fall der nicht erhaltenen Kastenfenster, diese inklusive Schiebern und Lüftungsflügeln original nachbauen zu lassen. Die Holzböden sind teilweise alt, die Decken der nur knapp zwei Meter hohen Räume mussten teilweise durch Stahlträger stabilisiert werden, die Fassaden wurden, wo möglich, mit Mineralwolle gedämmt, die originalen Täfer und Türen nach sorgsamer Reinigung wieder eingebaut. Der ehemalige Holzschopf wird durch einen neuen Zubau für die Küche ersetzt.
Erhalten ist auch die alte Feuerstelle im Flur, der sich durch eine neue Stiege zum bis unter das Dach offenen Wohnraum aufweitet. Hier oben liegen auch die Schlafzimmer sowie das über der Küche eingerichtete große Bad. Interessant ist aber auch die archaische „Unterwelt“. Die Putze wurden saniert, ein neuer alter Ziegelboden verlegt. Skeptisch war das Denkmalamt bezüglich der Pläne von Gerhard Maier, unmittelbar neben dem Haus in das abfallende Gelände einen Pool samt Poolhaus zu errichten. Gebaut nach den Plänen von Lang Vonier Architekten als ganz bewusster Kontrapunkt zum Bestandsgebäude in der Form eines monolithischen Kubus aus teilweise gestocktem Sichtbeton und Glas. Im Gegensatz zum Altbau ist hier alles rechtwinkelig exakt, die Anmutung ist kühl, auch wenn die Wände im Inneren mit Weißtanne verkleidet sind. Ganze 20 Quadratmeter ist dieser geschützte, Richtung Osten vertikal geschlitzte und durch raumhohe gläserne Schiebetüren zu öffnende Freiraum groß. Als Puffer zum Bestandsgebäude dient ein gepflasterter Streifen.
Ein „richtiges“ Gehöft braucht für Gerhard Maier einen Stall. Und da der alte 2023 abgebrannt ist, wurde dieser leicht versetzt und näher an die „Alte Krone“ herangerückt im vergangenen Jahr komplett neu gebaut. Gestellt auf eine betonierte Bodenplatte ist dieses ebenfalls von Lang Vonier Architekten entworfene Gebäude eines, das vieles ist. Garage genauso wie Werkstatt, Müllhaus, Lager für Brennholz und Atelier für die malende Sonja Maier. Und ein Stall für zehn Hühner ist gerade im Entstehen. Gebaut komplett aus Holz, wobei die Fassaden in Wechselfaltschalung vertikal verlattet sind.
Objekt: Krone Vandans, Poolhaus + Mehrzweckgebäude
Bauherr: Bmst. Gerhard Maier
Architektur: Lang Vonier Architekten, Schruns, www.lang-vonier.com
Bauaufsicht: Maier Bauconsult, Bmst. Gerhard Maier, www.maier-bc.com
Planungsdaten: Poolhaus: April 23–Oktober 24, Mehrzweckgebäude: April 24–Oktober 24
Objektdaten: Grundstück 1346 m², Nutzfläche Poolhaus 19,22 m², Nutzfläche Mehrzweckgebäude 201,30 m²
Ausführende: Baumeister: Barcatta Bau,Tschagguns; Zimmermann: Wittwer Holzbau, Gaschurn; Elektro: Montafonerbahn, Schruns; Installateur: Kuster Gebäudetechnik, Schruns; Boden: Mallitsch Pflasterer, Bludenz; Glaser: Lechleitner Glastechnik, Koblach; Swim-Spa: Armstark, St. Florian am Inn; Gärtner: Bitschnau, Vandans; Spengler: Fritz, Bludenz; Türen: Traumtor Markus Mangard, Schruns; Toranlage: Berto Inneneinrichtung, Bartholomäberg; Aufschließung: Kessler bewegt‘s, Nenzing und Fleisch Erdarbeiten, St. Gallenkirch u. a.