Einfamilienhäuser tragen zur Bodenversiegelung bei und zersiedeln die Landschaft. Baumeister und Bauherr Daniel Zimmermann weiß das genau. Er plante sein Einfamilienhaus im Bregenzerwald sehr ressourcenbewusst. Es steht zwischen anderen in einer Straßengabelung auf einem winzigen Hanggrundstück. Seine Materialien – Holz, Stroh, Lehm, der Beton für den Keller, Fensterglas und Dachplatten – sind so gewählt, dass das Haus am Ende seiner Lebenszeit kaum Müll hinterlässt.

Text: Isabella Marboe | Fotos: Cornelia Hefel

Baumeister Daniel Zimmermann ist stolz auf seinen Beruf. Das Büro, das er mit Christoph Bilgeri betreibt, nannte er selbstbewusst „Guter – Plan“. Die beiden planen Um-, Aus-, Zu- und Wohnbauten aus Holz, ihre Auftragsbücher sind voll. Das „Haus Z“ ist das erste Projekt auf ihrer Website und ein ganz besonderes. Baumeister Daniel Zimmermann plante und baute es für sich und seine Familie. Er ist sich der Problematik des Bautyps, der im Vergleich zur Nutzung überproportional Bodenversiegelung und Erschließungskosten verursacht, sehr bewusst. Die Familie lebte vorher in einer 65 m2-Wohnung in Großdorf. „Fünf, sechs Jahre lang suchten wir nach einer größeren Wohnung im Eigentum und Häusern, die man ausbauen könnte. Im Mittelbregenzerwald abergab es kaum Angebot.“ Die Kinder wuchsen langsam aus der Wohnung hinaus.

Vor einigen Jahren hatte sich die Familie ein Zwickelgrundstück in der Gabelung zweier Landwirtschaftsstraßen am Hang gekauft. Von der oberen Straße im Osten bis zur unteren im Westen fällt es um eineinhalb Geschoße ab. Gerade einmal 560 m2 klein, ist es für Landwirtschaft schlecht geeignet und als Baugrund eine echte Herausforderung. Es war Zimmermanns zweite Meisterprüfung.Die Lage hoch über dem Zentrum von Egg ist traumhaft. Der Geruch von Gras und Heu liegt in der Luft, man sieht Kühe weiden und hört ihre Glocken. Fast alle Häuser haben Schindelfassaden, je älter, desto grauer. Das Haus Z ist von Bauernhäusern umgeben, hangaufwärts aber ist nichts als Landschaft. Es hat einen rechteckigen Grundriss, 14 Meter lang, neun Meter breit, darüber ein leicht asymmetrisches Satteldach. Stirnseitig im Süden beschirmt es den Kinderbalkon, im Westen, wo sich eine Terrasse zwischen zwei Schlafzimmer schiebt, ist das Dach steiler geneigt und weiter herabgezogen.

„Unsere Grundidee war: Wenn wir schon ein Haus bauen, dann wollen wir so gut
wie keinen Müll produzieren. Wir haben nur natürliche Materialien verwendet und
solche, die sich recyceln lassen.“

Daniel Zimmermann
Baumeister und Bauherr

Der Kellersockel aus Sichtbeton ist so in den Hang gegraben, dass man von der unteren Straße direkt in die Garage fahren kann, die hinter einem Fichtenholztor verschwindet. Daneben liegt gleich der Eingang mit der Holztreppe ins Wohngeschoß. Von der Kellerdecke aufwärts ist dieses Haus ein strohgedämmter, lehmverputzter Holzleichtbau. Das Holz wurde maximal 150 km weit transportiert, das Stroh ist aus Niederösterreich, der Wandaufbau darauf abgestimmt. Der Abstand der Steher entspricht der Breite der Strohballen. „Unsere Grundidee war: Wenn wir schon ein Haus bauen, dann wollen wir so gut wie keinen Müll produzieren“, so Zimmermann. „Wir haben nur natürliche Materialien verwendet. Wände und Decken sind aus Holz, Stroh und Lehm. Die kann man verbrennen oder einfach der Natur zurückführen. Der Beton lässt sich brechen, auch Glas und Dachplatten sind wiederverwendbar.“

Die Wohnküche im ersten Stock ist das Herz des Hauses. Sie erstreckt sich über die gesamte Westseite bis hin zur abschließenden Loggia am südwestlichen Hauseck. Die Deckenbalken und das Täfer dazwischen sind aus Fichte, die wandintegrierten Schränke und die meisten Möbel aus Weißtanne, der Küchenblock und der Boden aus Eschenholz. Das gibt dem Raum eine große Ruhe. Alle Fenster sitzen wie gerahmte Landschaftsbilder in den Wänden.

„Wir sind Familienmenschen. Wir laden sehr gern Eltern, Geschwister und deren Kinder ein. Da können schon zwanzig Personen da sein“, sagt Daniel Zimmermann. „Wir wollten einen schönen Raum, in dem sich viele Menschen treffen können.“ Entlang der westlichen Außenwand dehnen sich die Fensterbänke auf eine Sitzbank aus, die sich über die gesamte Längsseite hinzieht. Die Wandflächen dazwischen sind mit Lehm verputzt, das ist gut für Akustik und Raumklima. Der Kaminquader mit den Keramikfliesen an der Mittelwand ist ein Quell von Wärme, Ruhe und Schönheit und Freude. Auch seine Ofenbank bietet eine Sitzmöglichkeit in Sprechdistanz von den Sesseln am Esstisch. Diese Wohnküche bietet viele Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen und seinen ganz eigenen Platz zu finden. Im Süden geht sie mit einer raumhohen Schiebeglastür auf die Loggia über. Fast fünf Meter tief ist sie so etwas wie ein Freiluftwohnraum, an den im Osten das Arbeitszimmer des Bauherrn anschließt: Er kann von seinem Schreibtisch durch das westliche Außenfenster der Loggia in die Landschaft sehen. Ein wunderbar entrückter Blick.

Objekt: Haus Zimmermann, Egg

Bauherr(in): Pia und Daniel Zimmermann

Architektur: Guter – Plan ZB GmbH, www.guter-plan.at

Statik: PlanDrei, Günther Hammerer, Andelsbuch

Planung: 10/2021–05/2022

Ausführung: 05/2022–03/2023

Grundstück: 564 m²

Wohnnutzfläche: 150 m², Keller: 85 m²

Bauweise: Holzelementbau mit Stroh gedämmt, ohne Dampfbremse direkt mit Lehm verputzt oder mit Tannentäfer beplankt, Fassade stehend unbehandelte Fichtenlatten, Holzfenster, Heizung Wärmepumpe mit Erdsonde und Kachelofen, Dach mit Prefa-Solardachplatten

Besonderheiten: Überwiegend aus Holz, Stroh und Lehm

Ausführung: Zimmermann: Fetz Holzbau; Egg; Fenster: Schwarzmann Fenster, Schoppernau; HSL: Siegfried Steurer, Andelsbuch; Elektro: Elektro Willi, Andelsbuch; Dachdecker/Spengler: Rusch Dach, Alberschwende; Möbel: Casimo, Lingenau; Holzoberflächen: Benjo Bezau

Energiekennwert: 42 kWh/m² im Jahr (HWB)

Baukosten: 800.000 Euro