Nirgendwo in Österreich ist die Handwerksqualität so hoch wie in Vorarlberg.
Der Bauherr stammt aus Wolfurt, seine Frau aus Kärnten, beide arbeiten im Bezirk Mödling
unweit von Wien und sehnten sich nach einem Haus wie im Ländle.
Ein
Partner von Riepl Kaufmann Bammer Architektur ist aus Dornbirn, das Büro plante den Bauleuten
im Speckgürtel der Bundeshauptstadt ein Holzhaus mit Satteldach,

was eine ungewöhnlich großzügige Wohnküche ermöglicht.
Handwerksbetriebe
aus Vorarlberg setzen alles höchst präzise um.

Autorin: Isabella Marboe | Fotos: Bruno Klomfar

Der Bauherr ist Vorarlberger, seine Frau aus Kärnten, mit ihren zwei Kindern leben und arbeiten sie im Bezirk Mödling bei Wien. „Wir haben uns viele Holzhäuser im Bregenzerwald angeschaut“, sagen sie. Modern und von Handwerksbetrieben aus dem Ländle perfekt gefertigt sollte ihr Haus sein. Südwestlich der Bundeshauptstadt fand sich in Hinterbrühl ein Hanggrund, der sie sofort begeisterte. Auf der Suche nach einem Architekturbüro stießen sie auf Riepl Kaufmann Bammer Architektur in Wien. Der Vorarlberger Johannes Kaufmann, die Architektin und der Architekt Riepl Riepl aus Linz und der gebürtige Oberösterreicher Daniel Bammer betreiben es gemeinsam. „Es war eine Bauchgeschichte“, die Chemie mit Architekt Daniel Bammer passte sofort.

Das Grundstück liegt zwischen Einfamilienhäusern auf einem bewaldeten Hang. Die Straße verläuft im Nordwesten, dahinter fällt das Gelände abrupt um fast ein Geschoß ab, die zwei im Osten angrenzenden Parzellen sind unbebaut. Die Architekten setzten ein Haus von etwa 15 x 12 Metern längsseitig knapp an die Straße, um möglichst viel vom Garten mit den alten Bäumen zu erhalten. Profane Notwendigkeiten wie Mülltonnen, Fahrradabstellplatz und Brennholz für den Kamin wurden zur schlichten Box gebündelt, die Wände sind in vertikale Lärchenlatten mit breiten Zwischenräumen aufgelöst. Dieses Element findet sich auch an der Fassade, wo es die straßenseitigen Fenster vor Einblick schützt. Garage und Carport, die als kubischer Baukörper aus dem nordöstlichen Hauseck ragen, bilden das Pendant dazu, ihr verlängertes Flachdach beschirmt und beleuchtet den Eingangsvorbereich.

Der Wohnraum öffnet sich mit einer 2,30 Meter hohen Glasschiebewand nach Südosten zum Garten. Diese erstreckt sich fast über die gesamte Länge und lässt sich großflächig öffnen. Ein Erker, der fast ei­nen Meter tief ist, erweitert den Wohnraum ins Freie und ermöglicht es, bei leichtem Regen oder starker Sonne bequem draußen zu sitzen. So kann man sich im ersten Stock wie im Garten fühlen. Von hier steigt die Decke bis zum First auf eine lichte Höhe von 4,50 Metern an. In der Mitte steht der Kamin, straßenseitig die Couch, gartenseitig der Esstisch und der offene Küchenblock, von dem man die Holztreppe zu den Privaträumen und den Eingangsbereich im Blick hat. „Unser Ziel war, eine offene und wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Außerdem wollten wir den Holzanteil maximieren“, sagt Bammer.

„Da der Hang so stark abfällt, haben wir das Untergeschoß halb eingegraben. Die drei erdanliegenden Umfassungsmauern müssen aus Beton sein, abgesehen davon ist das Haus ein reiner Holzbau.“ Die Treppe ist ein maßgefertigtes, eigens für die Familie entworfenes Werkstück der Tischlerei Bereuter in Andelsbuch. Ihre Trittstufen bestehen aus einem Eichenbrett, das einerseits in der Wand aufliegt, andererseits aber von den Brüstungshölzern getragen wird, die von der Decke hängen. Das wirkt sehr skulptural.

„Das Satteldach gab uns die Möglichkeit,
einen sehr großzügigen Wohnraum zu erzeugen.
Unser Ziel war, eine offene und wohnliche Atmosphäre zu schaffen.
Holz ist auch im Innenraum das bestimmende Material.“

Daniel Bammer
Architekt

Dank dieser lichtdurchlässigen Treppe und großen Fenstern zum Garten sind die Kinderzimmer, das Schlaf- und Badezimmer der Eltern im Untergeschoß durchwegs hell. Kein Hauch von Kellergefühl, stattdessen ist der Garten umso mehr zu spüren. Die Bauherrin legte ihn mit einer organisch geformten Sitzmauer aus Natursteinen um das Biotop, alten Obstbäumen und schattigen Plätzen zum Chillen als private Oase an.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Haus S., Hinterbrühl, Niederösterreich
Architektur Riepl Kaufmann Bammer Architektur, Wien, www.rieplkaufmannbammer.at
Fachplanung Heizung, Lüftung, Sanitär: Langer, Wolfurt; Elektro: Schuller, Wien; Licht: Nanu, Wien; Energie: Nikko Photovoltaik, Baden; Bauphysik Physcon, Pressbaum
Planung 09/2014–02/2016
Ausführung 02/2016–02/2017
Grundstücksgröße 800 m²
Nutzfläche Grundstück 240 m²
Bauweise Mischbauweise: Holzriegelbau; Erdberührende Wände Beton; Heizung: Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung
Besonderheiten Selbst entworfener Kachelofen
Ausführung Baumeister: Schöll, Forchtenstein; Holzbau und Generalunternehmer: Berchtold Holzbau, Wolfurt; Küche/ Treppe: Bereuter, Andelsbuch; Innentüren/Einrichtung: Kühne, Egg; Fenster: Sigg, Hörbranz; Lüftung, Heizung, Sanitär: Langer, Wolfurt; Fliesen: Lauter, Waidhofen/Thaya; Holzböden: Schilcher, Baden; Elektro: Bauherr in Eigenleistung & Schuller, Wien; Kachelofen: Kurzofen, Maria Enzersdorf; Landschaft: Kittenberger, Schiltern
Energiekennwert 23,6 kWh/m² im Jahr