Ein altes Schulgebäude in Hittisau wurde revitalisiert.
Die steigende Kinderzahl und neue pädagogische Konzepte
erforderten eine Umstrukurierung und Erweiterung des Hauses.
Mit einfachen Mitteln entstand ein neuer,
freundlicher Raum für die Kleinsten des Dorfes.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: Johanna Muther, Johannes Fink

Eröffnung im Dezember mit großem Festaufgebot. Foto: Russmedia

Unweit des Dorfplatzes, direkt an einer der Haupterschließungsachsen von Hittisau liegt das alte Schulgebäude. 1921 errichtet, im Laufe der Jahre unterschiedlich genutzt, in gutem Zustand. So, dass eine neuerliche Belebung, Veränderung, möglich und auch wirtschaftlich sinnvoll war. Der Auftrag ging an NONA Architektinnen, Nora Heinzle und Anja Innauer, zwei junge Architektinnen, die vor etwas mehr als zwei Jahren ihr Büro in Dornbirn eröffnet haben. Es ist ihr bisher größtes Projekt.

Minimale Veränderung, große Wirkung: Der Bestand wurde weitgehend belassen und optimiert wo notwendig und erwünscht.
Gut erreichbar: Der Kindergarten liegt direkt an einer der Hauptachsen des Dorfes und in unmittelbarer Nähe zur Schule.

Mit der Erneuerung und Anhebung des Daches wurde die gesamte Nutzung der Dachgeschoßfläche ermöglicht, ohne die Ausdrucksstärke des historischen Gebäudes zu verändern. Im Inneren war eine Generalsanierung notwendig. Die Holzbalkendecken mussten statisch ertüchtigt werden. Die Heizung wurde erneuert. Angeschlossen ans Fernwärmenetz, entschied man sich für eine Fußbodenheizung. Es gibt eine dezentrale Warmwasseraufbereitung und eine kontrollierte Be- und Entlüftung wie auch gesamtheitlich neue Elektroinstallationen. Neue Fenster waren notwendig, wurden teilweise auch durch neue Öffnungen ergänzt, um noch mehr Licht hereinzuholen. Das Haus hat auch im Inneren neue Oberflächen bekommen. Der Täfer ist aus heimischer Weißtanne, die Akustikdecken sind in Herakustik Natur gewählt, der Parkettboden in Kirschenholz. Ein Blickfänger ist der Natursteinboden in den Garderoben und im Stiegenhaus. Er wurde als Bruchstein verlegt und bringt Lebendigkeit ins Haus, wo sonst Zurückhaltung herrscht.

„Das Weiterbauen hat im Bregenzerwald Tradition
und war auch hier sinnvoll.“

Nora Heinzle und Anja Innauer
NONA Architektinnen

Gut genutzt. Bauen im Bestand verlangt Sonderlösungen, auch räumlich.
Einfach. Günstig kann auch cool sein. Sichtbare Akustikdecke in Herakustik Natur.

Insgesamt ist es ein sehr sparsames Projekt. „Wir haben nur erneuert, was erneuert werden musste und belassen, was ging.“ Die Entscheidung, das Haus in dieser Form zu erhalten, war bereits Grundlage für den Entwurf. „Wir wurden mit einem Umbau beauftragt und damit, eine dauerhafte Erhaltung des Gebäudes möglich zu machen. Die Aufgabe, Bestand zu nutzen, hat hier Tradition. Es ist weder nachhaltig noch wirtschaftlich diese Substanz abzutragen. Über sehr langen Zeitraum war das Weiternutzen zentrales Anliegen. Natürlich verändert sich dadurch auch der Spielraum für Architektur, aber aus einem guten Grund.“

Großzügig. Der Ausweichraum als verbindendes Element, ermöglicht die Umsetzung eines pädagogischen Stockmodells.
Durchgängigkeit. Im ganzen Haus ziehen sich die gleichen Materialien durch.

Der Kinderhaus besteht aus mehreren Gruppenräumen, die jeweils mit einem eigenen Ausweichraum und direkt angeschlossenen Sanitärräumen ausgestattet sind. Die Räume sind offen und übersichtlich gehalten, das Schaffen von Bereichen ist durch eine durchgängliche, leicht verschiebbare Möblierung ohne viel Aufwand möglich. Die Gruppen werden über ein zentrales Stiegenhaus erschlossen, das jeweils in Garderobenbereiche übergeht. Bewegungsräume, Küchen, neu geschaffene Verwaltung für die Pädagoginnen und auch einige Abstellflächen ergänzen das Raumprogramm. Im Inneren wurde auf durchgängige Materialien geachtet, wenige Farben, gute und gezielte Lichtführung. Eine warme Atmosphäre durchzieht das Haus, das ab jetzt Platz macht für einen lebendigen Kindergartenalltag.

Die Nasszellen sind den jeweiligen Gruppen zugordnet und in zartem Blau gehalten.

Das Haus selbst öffnet sich nach hinten, abseits der Straße. Ein direkter Zugang zum Garten wird für eine Gruppe und die Spielgruppe möglich gemacht, für alle anderen ist er durch das seitliche Stiegenhaus erreichbar. Die Fenster zeigen in Richtung einer belebten Zone. Schule, Feuerwehrhaus, Frauenmuseum, Betriebe … – es ist ein belebtes Szenario mit viel Alltag, das sich hier täglich für die Kinder erschließt und sie mitten im Dorf aufnimmt. Diese Aufnahme ist auch politisch gedacht. Kinder, Familien sind erwünscht und auch berufstätige Frauen, für die die Gemeinde ein starkes Zeichen setzen will, indem sie in gute Kinderbetreuung investiert. Dazu gehören auch gute Räume für die Kleinen.

Wertig. Im Eingangsbereich wählten die beiden Architektinnen einen Natursteinboden mit Bruchsteinverlegung.
Direkter Zugang zum Garten für die ganz Kleinen.

Daten & Fakten

Objekt Kinderhaus Hittisau

Eigentümerin Gemeinde Hittisau

Architektur NONA Architektinnen ZT KG, www.nona-architektinnen.at

Baumanagement Schmelzenbach Baumanagement, Riefensberg

Fachplanung Statik: Mader & Flatz ZT GmbH, Bregenz; Bauphysik: Günter Meusburger, Schwarzenberg; Elektro: Wilhelm Meusburger, Bezau; Haustechnik: Werner Cukrowicz, Lauterach; Brandschutz: K&M Brandschutztechnik, Lochau

Planung 10/2017–7/2018

Ausführung 7/2018–10/2018

Grundstücksgröße 1970 m²

Nutzfläche 795 m²

Bauweise Holzständerwerk/Stahlbeton mit Wärmedämmverbundsystem; Pelletsheizung; Holzfenster mit Markisen

Ausführung Baumeister: Oberhauser & Schedler, Andelsbuch; Zimmerer: Zimmerei Nenning, Hittisau; Elektro: Elektro Sorgo, Au; Lüftung: Dietrich Luft + Klima, Lauterach; Verputz: Ländle Verputz, Bludenz; Installationen: Dr´Wäldarinstallateur, Bezau; Spengler: Rusch, Bregenz; Fenster: Kurt Flatz, Alberschwende, Türen: Schwarzmann, Schröcken; Innenausbau: Zimmerei Huber, Mellau/Farben Kobold, Fastanz; Böden: Schneider Klaus,Riefensberg/Fliesenpool, Götzis; Schlosser: Thomas Reimer, Hard; Außenanlagen: Daniel Gartenbau, Bezau

Energiekennwert 35 kWh/m² im Jahr (HWB)

Baukosten ca. 2.100.000 Euro