Das neue Kinderhaus in Kennelbach steht für die Zukunft der Gemeinde.
Der energieeffiziente Bau ist Ausdruck intensiver Beschäftigung mit Werten,
für die Kennelbach stehen will, und der Wertschätzung für die Bedürfnisse
der Generationen im Dorf.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: David Schreyer

Das Kinderhaus ist Teil eines sich verändernden Quartiers und steht symbolisch für die Zukunft des Dorfes und den Wert frühkindlicher Bildung.

Gleich hinter dem Postgebäude, der „Alten Gmoand“, ist das neue Kinderhaus der Gemeinde Kennelbach situiert. Der kompakte Baukörper fügt sich in die gewachsene Bebauung ein. Nebenan liegt mit dem ältesten Arbeiterwohnheim Vorarlbergs ein geschichtsträchtiger Bau. Die umliegenden Gebäude sind Ein- und Mehrfamilienhäuser. Gut 2030 Einwohnerinnen und Einwohner leben in der Gemeinde , die auch ein historischer Wirtschaftsstandort mit sichtbaren und wertvollen Spuren von vielen Akteuren ist. Seit April 2018 ist Peter Halder Bürgermeister in Kennel­bach. Der Bau des Kindergartens fällt damit auch in eine Zeit der Verände­rung. „Der Bau des Kinderhau­ses ist auch Start zu einer Zentrumsentwicklung an dieser Stelle, für die der Wettbewerb bereits erste Vorschläge geliefert hat.“, erzählt Architekt Matthias Hein. Veränderung gab es auch in der pädagogischen Leitung. Mit Brigitte Rodriquez Lopez konnte für das neue Haus eine Pädagogin gefunden werden, die mit ihrem Team nun das Leben im Kinderhaus mit Angeboten und einem umsichtigen Bildungs- und Betreuungskonzept begleitet.

Gemeinsames Dach für Kindergarten und Kinderkrippe. Bildung und Betreuung für junge Menschen und ihre Angehörigen.
Hinter dem Gebäude spannt sich nochmals ein großzügiger Außenbereich mit kleinem Gartenpavillon für das Spiel im Freien auf.

Auffällig ruhig ist es beim Betreten der Räume. Es ist Vormittag und die Kinder sind ins Spiel vertieft. Wir betreten das Gebäude über einen eingezäunten Vorplatz und werden bereits von Weitem von einer kleinen Gruppe, die draußen spielt, begrüßt und willkommen geheißen. Im Inneren geht es dann zunächst kleinteilig weiter. Wir lassen unsere Schuhe in der Garderobe und finden uns in einem offenen Raum wieder, von dem aus wir schon Überblick in viele weitere Räume bekommen, denn das Haus ist „offen“. Die thematischen Räume und Gruppenräume sind mit großen Glasflächen einsichtig. Die Vorhänge sind an diesem Vormittag wie so oft offen geblieben. Rund um einen Kern, der ein Stiegenhaus beinhaltet, reiht sich Raum an Raum.

Auf der mit Tafelfarbe gemalten Wand entstehen täglich neue Werke unterschiedlicher Herkunft.

Offenheit und Geschlossenheit wechseln einander ab. Und auch die Zwischenräume sind gefüllt mit Aktion und Leben. Es gibt keine ungenutzen Gänge, keine Räume ohne Nutzung. So können sich auch Eltern und Besucher(innen) hier aufhalten, ihre Kinder verabschieden und abholen, Gespräche führen und so am Alltag des Kinderhauses teilhaben.

„Die Architektur des Gebäudes
soll den Alltag und die Bildungsprozesse
aller Involvierten unterstützen.
Die Gemeinde hat ihren Auftrag,
vorbildlich zu agieren, ernst genommen
und in Qualität investiert.“

Matthias Hein
Architekt

Ein Haus im Haus: Spielturm, Rückzugsort, Leseecke.

Das Haus für drei Kindergartengruppen und zwei Gruppen für Kleinkindbetreuung ist ein Holzbau. Das Holz stammt aus der Region und wurde handwerklich präzise eingesetzt. Der Bau nimmt seine Vorbildfunktion als öffentliches Gebäude ernst. Hervorragende Energieeffizienz ist das eine: Ebenso nachhaltig ist die Bedeutung, die die Gemeinde mit diesem Gebäude frühkindlicher Bildung zumisst und außerdem einen Ort für Kinder und Familien schafft.

Das offene Konzept sieht thematische Räume vor. So ist auch Konzentration im Spiel möglich und auch vertraute Atmosphäre.

Architekt Matthias Hein und sein Team entwarfen das Kinderhaus als kompakte, zweigeschoßige Holzständerkonstruktion mit Teilunterkellerung. Im Erdgeschoß wurden die beiden Räume der Kleinkindbetreuung untergebracht, Eingang und Garderobe für alle, und ein großzügiger, teilbarerer Bewegungsraum, der auch multifunktional eingesetzt werden kann. Der Bereich für Jause und gemeinsames Essen ist zum Freiraum hin angeordnet. So kommen die Jahreszeiten sichtbar ins Haus und die Räume sind angenehm hell und freundlich. Im Obergeschoß sind die Gruppen- und Nebenräume des Kindergartens sowie die Verwaltung angesiedelt. Das ermöglicht eine gute Übersichtlichkeit der Gruppenbereiche des Kindergartens und diese ist auch für das pädagogische Konzept wichtig, das Kinder in ihren selbstinitiierten und selbstgesteurten Situationen begleiten will.

Sich zurückziehen, verstecken kann auf verschiedene Bedrüfnisse zurückgehen. Räume für diese Bedürfnisse zu schaffen, war Ziel der Architektur.

Dieses „offene“ Konzpet wird durch die Offenheit des Gebäudes unterstützt. Es sieht Kinder als aktive Gestalter ihrer Umwelt und Pädagog(inn)en als Begleiter(innen) von Lernprozessen. Besonders wichtig sind dafür gut vorbereitete Umgebungen, anregende (Funktions-)räume im Innen- wie im Außenraum, gute Ausstattung und ausreichende Spiel-, Verbrauchs- und Beschäftigungsmaterialien. Um das zu erreichen, wurden die Räume möglichst frei von Einbauten gehalten und damit vielfältig nutzbar gemacht. Der sägeraue, unbehandelte Eschenholzboden lädt zum Sitzen und Liegen ein. Licht, Farbe und Geruch der natürlichen Materialien lassen eine behagliche Atmosphäre entstehen. Auch das Stiegenhaus wird seinem Namen gerecht und ist ebenfalls zu einem qualitativen Raum geworden, statt nur Erschließungselement zu sein. Es ist als Haus im Haus gestaltet, mit Nischen, die teils in intensive Farben getaucht sind und zum Verweilen einladen.

Licht, Luft und Bewegung – Kinder und Kindergartenpädagog(inn)en können das gesamte Haus nutzen und bewegen sich mit ihren Aktionen von Raum zu Raum.

Das neue Kinderhaus in Kennelbach ist ein Ort für das gemeinsame Wachsen geworden – für die persönliche Entwicklung von Kindern und Eltern und die Entwicklung einer guten Dorfgemeinschaft. Dafür ist es nicht nur Motor, sondern in seiner Umsicht und Vielfalt bereits sichtbarer Ausdruck.

Daten & Fakten

Objekt Kindergarten Kennelbach

Bauherr Gemeinde Kennelbach

Architektur HEIN architekten ZT, Bregenz; Bernd Rommel

Statik merz kley partner ZT, Dornbirn (Holzbau); Mader & Flatz ZT, Bregenz

Fachplanung Projektleitung, Bauaufsicht, Ausschreibung: Baukultur Management, Schwarzenberg; Landschaft: HEIN architekten, Bregenz; Heizung, Lüftung, Sanitär: Werner Cukrowicz, Lauterach; Elektro: René Fröhle, Schlins; Bauphysik: DI Günther Meusburger, Schwarzenberg; Geotechnik: 3P ZT, Bregenz; Vermessung: Mattner ZT, Dornbirn; Brandschutz: K&M, Lochau; Leitsystem und Signaletik: Sägenvier DesignKommunikation, Dornbirn

Planung 11/2017–7/2018

Ausführung 7/2018–8/2019

Grundstücksgröße 1920 m²

Nutzfläche 679 m² Neubau

Bauweise Untergeschoß wasserundurchlässiger Beton, außen gedämmt; sonst vorgefertigter Holzständerbau

Besonderheiten Betreutes Wohnen optional in Partnerschaft mit der SeneCura Bludenz

Ausführung Baumeister: Rhomberg Bau, Bregenz; Zimmermann: Flatz Holzbau, Alberschwende; Heizung-Sanitär: Dr´Wäldar Installateur, Bezau; Elektro: Theurer, Wolfurt; Lüftung: Dietrich, Kirchbichl (Tirol); Aufzüge: Schindler, Wien; Spengler: Jürgen Vonbank, Hard; Innenausbau Holz: Hartmann; Hard; Bautischler: Manfred Oberhauser, Schoppernau; Filz: Josef Ebner, Doren; Stiegen: Gerhard Berchtold, Schwarzenberg; Holzböden: Wäldar Bodenleger, Schwarzenberg; mobile Trennwand: Steurer, Hard; Trockenbau: Formart, Lauterach; Glaser: Rudolf Meier, Bezau; Estrich: Vigl & Strolz, Mellau; Maler: Manfred Klocker, Dornbirn; Tischlereinrichtung: Tischlerei Grübler, Innsbruck; Möbel: Reiter Design, Rankweil