Wie ein Möbelstück besetzt das Einfamilienhaus eines jungen Paares in einer Gemeinde im Bezirk Bregenz das Familiengründstück: angemessen, kompakt, auf das Wesentliche konzentriert.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: Adolf Bereuter

Ein Baukörper, geteilt in zwei Bereiche Wohnhaus und Garage/Lager. So bleibt die Form kompakt und das Umfeld wird nicht noch mehr belastet.

Nahe der Landeshauptstadt am Südhang des Pfänderstocks hat ein junges Paar sein Wohnhaus errichtet. Angemessen, kompakt, auf das Wesentliche reduziert – „vorarlbergerisch“. Wie ein Möbelstück ist es in den Natur- und Kulturraum eingepasst. Unweit steht das elterliche Haus des Bauherren, ringsum Wiesen und Wälder. „Es sollte unaufdringlich sein, nicht stören in dieser natürlichen Umgebung. Wir wollten uns auf das konzentrieren, was wir brauchen, und einen Raum schaffen, der flexibel genug ist, sich unserem Leben anzupassen.“ Dass es ein Holzgebäude werden sollte, stand auf der Wunschliste der Bauherren ganz oben. Auch der Generalunternehmer war gesetzt. „Wir kennen die Eigentümerfamilie von Alpina gut und lange. Es war für uns klar, dass wir uns auf dieses gewachsene Vertrauen stützen.“

Rhythmus: Lebendigkeit für die Fassade, die bald grau werden wird.

Der Kontakt mit Architektin Helena Weber kam über das Bauunternehmen zustande. „Wir haben Referenzprojekte angeschaut. Die Arbeit von Helena Weber ist uns aufgefallen und wir haben sie kontaktiert. 90 Prozent des Erstentwurfs sind umgesetzt worden. Die restlichen 10 Prozent haben wir sukzessive adaptiert, da sich manche unserer Wünsche und Vorstellungen erst im Gespräch mit der Architektin und den ausführenden Betrieben konkretisiert haben.“

Einfache Umsetzung, gute Konstruktion. Jede Maßnahme verfolgt ein klares Ziel.
„Raum, gute Materialien
und die Integration der Natur durch Blickachsen.“

Helena Weber, Architektin

Sichtschutz entlang des Wanderweges. Die Terrasse im unteren Geschoß ist mit Schiebeläden versehen.

Das Raumprogramm war schnell umschrieben. Offene Wohnräume, die auch über die Etagen Kommunikation zulassen. „So können wir beide unseren Tätigkeiten und Interessen nachgehen und bleiben dennoch in Kontakt.“ Das Haus wurde als Holzelementbau bzw. Holzmassivbau in Fichte ausgeführt. Der lange Riegel wird seitlich erschlossen. Vom überdachten Eingangsbereich geht es in ein kleines Vorzimmer, das durch eine Glasschiebetür vom Wohnraum getrennt ist. Es folgt eine offene Küche, ein Wohnzimmer, eine großräumige Terrasse mit Blick in die beeindruckende Naturkulisse. Seitlich lädt ein dramatisch gerahmtes Fenster mit Sitzbank zum Verweilen ein, das die Landschaft wie ein Bild ins Innere des Raumes holt. „Wir sitzen hier oft, ebenso in der Küche. Gegen 5 Uhr geht die Sonne auf. Wir sind Frühaufsteher. Diesen Blick genießen wir jeden Tag.“ Ein Gäste- bzw. Arbeitzimmer und ein kleines Bad fanden ebenso Platz.

Eine Zufahrtstraße, zwei Häuser, ein Stadel. Gerade an solchen Orten braucht Bauen Qualität, um das sensible Gleichgewicht aus Kultur- und Naturraum nicht zu stören.

Das untere Geschoß ist mit Schlaf- und Badezimmer des Paares, Kinderzimmer sowie einem ausladenden Fitnessbereich ausgestattet. Kein Luxus in diesem Fall, sondern quasi „zweiter Arbeitsort“. Der Bauherr ist Triathlet. Auch im angrenzenden Wasch- und Abstellraum reihen sich Sport- und Sportservicegeräte aneinander. Unterschiedliche Räder, ein Laufband, Equipment für das Training zu Hause. „Ich verbringe hier sehr viel Zeit, vor allem in den Wintermonaten.“

Eine Mischung aus gemütlich und modern: die Eckbank im Küchenbereich kann beides.
Ein Fenster macht die Landschaft zum Bild. So kommen die Jahreszeiten und verschiedene Lichtstimmungen ins Haus.
Zweiter Arbeitsort: Besondere Qualität für jene Räume, an denen sich die Bewohner viel und gern aufhalten.
In Kontakt bleiben. Kommunikation durch Offenheit – Türen gibt es nur zu den Privatbereichen.

„Für uns war der Kostenrahmen ein wichtiges Thema. Wir wollten nicht unsere gesamte Lebensplanung auf die Finanzierung unseres Wohnbedarfs hin ausrichten. So haben wir auch einen Rahmen für uns gesetzt und eingehalten. Das war auch für unsere Entscheidungen hilfreich. Wir haben dadurch genauer über unsere Prioritäten nachgedacht.“ Auch das Bauen mit einem Generalunternehmer hat das Paar als wertvoll erlebt und besonders die Kommunikation zwischen Architektin und Bauunternehmen. „Ich versuche sehr stark im Kontext zu arbeiten“, sagt dazu Helena Weber „und aus jedem Projekt das Maximum an Qualität herauszuholen. Beschränkungen sind nicht immer negativ. Sie helfen auch, sich zu fokussieren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und einen Raum nicht als Standard zu betrachten, sondern als individuelle Hülle für das Leben der Bauherren.“

Daten & Fakten

Objekt Haus H

Bauherr Familie H

Architektur HELENA WEBER ARCHITEKTIN ZT, Dornbirn, www.helenaweber.at

Statik Hämmerle – Huster ZT GmbH, Bregenz, Holzbaustatik: Alpina Hausbau GmbH

Bauphysik DI Erich Reiner, Bezau

Planung 3/2016–4/2017

Ausführung 4/2017–1/2018

Grundstücksgröße 730 m²

Wohnnutzfläche ca. 150 m²

Keller 39 m²

Bauweise Holzelementbau bzw. Holzmassivbau; Fassade: Fichte naturbelassen; Fenster: Holzfenster Fichte, geölt, 3-fach Wärmeschutzverglasung; Holzdecken innen Fichte Sicht; Böden: Eichendielen gewachst; Heizung: Erdwärmepumpe; Kaminofen Schwarzstahl

Besonderheiten Schiebeläden im EG-Terrassenbereich

Ausführung GU und Bauleitung: Alpina Hausbau GmbH, Hard; Baumeister: Hinteregger Baumeister GmbH, Bregenz; Holzbau, Fenster, Innenausbau: Alpina Hausbau GmbH, Hard; Elektro: Elektro Kirchmann GmbH, Langen b. Bregenz; HLS/Gebäudetechnik: Dorfinstallateur, Götzis; Bauspengler: Schlachter, Hard; Estrich: Fischer GmbH, Hard, Böden: Peter Greussing, Bezau; Fliesenleger: Fliesenjams, Riefensberg; Maler: Lässer OG, Alberschwende; Sonnenschutz: Gießmann, Lustenau; Kamin: Baurenhas, Alberschwende, Ofen: Henn, Nüzider; Licht: Bernd Nagel, Dornbirn