Barrierefreies Wohnen betrifft alle Menschen, die frei und uneingeschränkt wohnen möchten.
Barrie
refreiheit heißt: Vorausplanen und an die Zukunft denken.

Der Abbau von baulichen Hindernissen beziehungsweise der leichte Zugang zu Gebäuden ohne Treppenstufen erleichtert nicht nur Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen den Alltag. Eine vorausschauende Planung und Ausführung ohne bauliche Hürden ist wichtig. Das gilt für ältere Menschen ebenso wie für Kinder, Eltern mit Kleinkindern und einem Kinderwagen oder jene, die nach einem Unfall oder Krankheit in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind.

Bewegungsfreiheit

Ab und an wird barrierefreies Wohnen noch mit „behindertengerecht” gleichgesetzt. Gedanken an sterile Funktionsarchitektur und Hilfsmittel im Spitalstil lösen bei manchen Menschen Abwehr aus. Sie meinen, das hätte nichts mit ihrem Leben zu tun. Dabei unterstützt barrierefreies Wohnen alle Menschen und das in den unterschiedlichsten Lebensphasen. Allgemein bedeutet es: Sich so viel Bewegungsfreiheit in den eigenen vier Wänden zu gönnen, wie es nur möglich ist. Beweglich bleiben heißt, nach seinen Bedürfnissen leben zu können. Unter allen Umständen. Betroffen sind nicht nur Rollstuhlfahrer – an die wohl viele zuerst denken. Auch Eltern mit Kinderwägen, kleine und große Patienten mit Gipsfuß oder ältere Menschen müssen Barrieren überwinden können. Und diese haben viele Formen: Plötzlich ist die Tür zu eng, der Aufzug zu knapp bemessen oder der Zugang in ein Gebäude schlichtweg unmöglich.

Vier Aspekte

Es gibt vier Aspekte für Barrierefreiheit: stufenloser, ebener Zugang im gesamten Wohnbereich, ausreichende Durchgangsbreiten von mindestens 80 cm bei Türen, Bewegungsflächen in strategischen Bereichen mit einem Durchmesser von 150 cm, Bedienelemente in erreichbarer Höhe (80 bis 110 cm).

Ohne Schwellen

Schwellenlose Zugänge und Übergänge im Wohnbereich sind nicht nur für Senioren praktisch, sondern auch dann, wenn man den Staubsauger hinter sich her zieht, Kinder mit ihrem Roller durch die Wohnung sausen. Eine ausreichende Durchgangsbreite bei Türen von mindestens 80 cm ist ebenso wichtig. Damit ist der Zugang zur Wohnung und allen damit verbundenen Einrichtungen wie Balkon oder Terrasse, Keller möglich – für Mütter mit Kinderwagen, für Kinder mit Fahrrädern, für Menschen im Rollstuhl, für Ältere, die eine Begleitperson oder einen Rollator zur Unterstützung benötigen. Der Freiraum für Barrierefreiheit kann man mit einem Kreis von 150 cm Durchmesser gleichgesetzt werden. Das ist die Bewegungsfläche eines Rollstuhls. Wer diesen Platz in jenen Bereichen vorsieht, in denen man sich umdrehen und manövrieren können muss, hat gut vorgesorgt. Schalter und Griffe sollten sich in einer Höhe befinden, die für alle passt. Die richtige Platzierung ist hier nach Expertenmeinung in einer Höhe zwischen 80 und 110 cm. Steckdosen sollten mindestens 40 cm vom Boden weg montiert sein. Das Gleiche gilt natürlich auch für Türöffner oder Heizkörperventile.

Fester Boden

Rutschige Bodenbeläge und spiegelnde Oberflächen verunsichern gerade jene Menschen, die nicht gut sehen. Auf hochflorige und lose Teppiche sollte verzichtet werden, um Sturzgefahr zu minimieren. Freiliegende Telefonkabel sind ebenso Stolperfallen. Durchgangsflächen wie Flure und Treppen sollten frei bleiben und nicht mit Möbelstücken verstellt werden. Und zu beachten ist, dass auch Heizkörper den Bewegungsraum verringern.

Treppen steigen und Griffsicherheit

Je nachdem, wie sehr ein Mensch in seiner Bewe-gungsfreiheit eingeschränkt ist, kann das Treppensteigen besonders schwierig werden. Damit dies erleichtert wird, sollte die Treppe ein gutes Steigungsverhältnis haben, das heißt eine bequeme Stufenlänge und verringerte Stufenhöhe. Wichtig ist hier auch ein geschlossenes Stufenprofil, denn an offenen Plattenstufen und -kanten bleiben ältere Personen beim Hinaufgehen leicht mit dem Fuß hängen. In der Praxis bedeutet dies Sturzgefahr. Zudem sollten Treppen rutschfeste Kanten haben. Treppen und Rampen sollten auf beiden Seiten mit griffsicheren, durchgängigen Handläufen zwischen 85 und 90 cm Höhe versehen sein. Wenn der Handlauf bereits vor dem jeweiligen Treppenanfang beginnt und über die letzte Stufenkante hinausreicht, kann zuerst der Handlauf gegriffen werden, bevor man die Treppe auf- oder absteigt. Das ist hilfreich hinsichtlich der Sicherheit. Handläufe auf beiden Seiten der Treppen machen deren Nutzung einfacher, da man sich unabhängig von der jeweiligen Mobilitätsbeeinträchtigung links oder rechts festhalten kann.

Technische Hilfen

Wer vorausplant, hat es später leichter. Das gilt zum Beispiel für den Einbau eines in späteren Jahren möglicherweise notwendigen Lifts. Bereits bei der Planung eines Hauses kann ein Aufzugsschacht vorgesehen werden. Dieser kann zunächst als Abstellraum, Speis oder Schrankraum genutzt werden. Sollte der Lifteinbau notwendig werden, sind die Kosten überschaubar. Licht ist ein wichtiger Faktor, um sich sicher zu fühlen. Beleuchtete Klingelschilder mit lesbarer Beschriftung und eine gut erkennbare Hausnummer werden besonders dann hilfreich, wenn der Notarzt schnell die richtige Haustür finden soll. Bewegungsmelder, damit das Licht angeht, wenn man nach Hause kommt, sind wohl in jedem Lebensalter ein Steinchen im Sicherheitsmosaik. Genauso wie ein leicht bedienbares Klingeltableau in einer Höhe, die jeder erreichen kann. Wer also klug vorausplant oder planen lässt, der kann davon profitieren, wenn sich die Lebensumstände ändern. Eine Wohnung, deren Raumaufteilung so flexibel ist, dass diese sich leicht an die verschiedenen Lebenslagen leicht anpassen lässt, ist wichtiger denn je. Senioren wollen schließlich solange es irgendwie möglich ist, in ihren gewohnten vier Wänden bleiben. Gut, rechtzeitig daran zu denken. Und wenn es um Umbauten geht, ist es empfehlenswert, sich über Förderungen beim Land zu informieren. Förderbar können etwa das Entfernen von Stufen und Schwellen am Hauseingang oder der Bau von Rampen sein.