Künstler bauen für Künstler
Das „Hörnlingen“ in Rankweil war bis vor 20 Jahren
ein traditionelles Gasthaus. Das im Erdgeschoß des um 1900
im Heimatstil erbauten Gebäudes eingerichtete Restaurant samt Bar
haben Marte.Marte Architekten nun in einen Ort verwandelt,
in dem man nicht nur wunderbar isst und trinkt,
sondern sich wie in einem großen Wohnzimmer fühlt.
Autorin: Edith Schlocker | Fotos: Petra Rainer
In Sachen Kulinarik kennen und verstehen sich der Koch Dominic Mayer und der Architekt Bernhard Marte schon seit Jahren bestens. Da lag es für Mayer, als er – mit dem erfahrenen Gastronomen Reinhard Rauch als Partner – den Sprung vom Küchenchef zum Pächter wagte, auf der Hand, dass er die Gestaltung seines Restaurants niemand anderem als Marte.Marte Architekten anvertrauen wollte. Dementsprechend groß ist die gegenseitige Wertschätzung. Ist für Bernhard Marte Dominic Mayer doch genauso „ein Künstler“ wie umgekehrt. Also die beste Voraussetzung, um etwas ganz Besonderes entstehen zu lassen.
Und das in einem äußerst repräsentativen, rund 100 Jahre alten Haus in der Rankweiler Bahnhofstraße. Erbaut in einem dekorativ mit Türmchen, Erkern und Fachwerkelementen spielenden „Heimatstil“, in dem bis vor rund 20 Jahren ein Gasthaus betrieben wurde. Bis seine äußere Hülle sorgsam renoviert bzw. restauriert wurde, statt den Gästezimmern in den Obergeschoßen Räume für Büros bzw. Praxen eingerichtet wurden. Als Marte.Marte vor rund einem Jahr mit der Metamorphose der Gasträume im Erdgeschoß beauftragt wurden, waren diese zwar schäbig, die Relikte des ursprünglichen Bestands aber von so hoher Qualität, dass sie für die Architekten wert waren,
wiederbelebt und als raffinierter Mix aus Alt und Neu weitergedacht zu werden. Etwa die aus der Entstehungszeit des „Hörnlingen“ bis heute erhaltene hölzerne Täfelung der Bar genauso wie des einzigen, auf maximal 40 Esser angelegten Gastraumes. „Es war uns wichtig, dass hier so etwas wie Wohnzimmeratmosphäre entsteht“, sagt Dominic Mayer.
Und Bernhard Marte ergänzt: „Im ‚Hörnlingen‘ sollte das Flair eines bodenständigen Wirtshauses in der Luft liegen.“ Passend zum hier praktizierten Gastronomiekonzept. Zu dem auch gehört, dass es keine Speisekarte gibt, der Gast bereit ist, sich auf Überraschungen kulinarischer Art einzulassen. Denn auf den Teller kommt in der Form raffiniert komponierter kleiner Potpourris gerade das, was es gibt, gekocht – fast – ausschließlich aus dem, was zur Saison passend wächst, in heimischen Seen und Bächen schwimmt bzw. in Ställen und auf Weiden steht.
„Es war uns wichtig, dass im ‚Hörnlingen‘
so etwas wie Wohnzimmeratmosphäre entsteht.“
Dominic Mayer
Küchenchef und Geschäftsführer
Eigentlich hätten sie beim „Hörnlingen“ architektonisch gar nicht viel gemacht, untertreibt Bernhard Marte. Wie sie die bestehenden Strukturen geklärt und in ihrer letztlich ganz selbstverständlich daherkommenden Wirkung intensiviert haben, ist allerdings vom Feinsten. Etwa in der Gaststube, deren alter Buchenboden dunkel geölt wurde. Die vor etwa 20 Jahren aus dem Holz eines im Garten des „Hörnlingen“ gefällten Baumes getischlerten kleinen Tische wurden nur abgeschliffen und geölt, genauso wie die Stühle und die umlaufende Bank, die eine Polsterung aus (Kunst-)Leder bekommen hat. Neu aus dem Holz eines alten eichenen Dachstuhls gemacht sind dagegen der für 14 Personen ausgelegte zentrale Tisch und das über ihm wie eine Lichtwolke schwebende Lampenobjekt. Gebaut von einem holländischen Designer aus unzähligen kleinen, golden glänzenden Messingdreiecken. Ein spektakuläres Objekt, das in diesem Kontext zwar etwas außenseiterisch daherkommt, indem es die Atmosphäre im Raum aufmischt, diesem aber letztlich guttut. Ob die schlichten Kerzenständer, die Bernhard Marte bevorzugt hätte, stimmiger gewesen wären, ist allerdings die Frage.
Gastraum und Bar trennt ein hölzernes, mit Flaschen edlen Weins bestücktes Regal mit – aus akustischen Gründen – gläserner Rückwand. Die Bar wurde teilweise neu möbliert, erhielt einen schnörkellos klaren Tresen aus Schwarzstahl, während die alten Sitzmöbel Bezüge mit Kunstleder in feinen Farben bekommen haben.
Rabenschwarz inklusive der Heizkörper ist beim „Hörnlingen“ der Gang ins Untergeschoß, um, vorbei an einer historischen Mauer, in schöne alte Ziegelgewölbe einzutauchen, wo Wein verkostet bzw. Party gefeiert wird. Diese Räume wurden von Bernhard Marte nur sanft strukturbereinigt, etwa durch neue Regale bzw. Tische. Komplett neu ist dagegen die rechts neben dem Eingang samt gläsernem Windfang eingerichtete Küche.
Daten & Fakten
Objekt Hörnlingen, Wirtshaus, Weinbar, Club Rankweil
Bauherr Dominic Mayer, Reinhard Rauch
Architektur Marte.Marte Architekten ZT, Feldkirch www.marte-marte.com
Ausführung Boden: René Bechtold, Weiler; Raumausstattung: Thomas Bechtold, Muntlix; Metall: Josef Hermann, Satteins; Maler: Krista, Frastanz; Tischler: Manfred Bischof, Thüringerberg; Beleuchtung: Licht und Wärme, Raggal
Planung 7/2018–8/2018
Ausführung 8/2018–10/2018
Bauweise Weitgehende Verwendung des Bestands: Täfer, Parkett, Mobiliar und Ergänzung mit gezielten Eingriffen: Erweiterung des Barbereiches um zwei lange Couch-Elemente, die den Raum neu definieren; Barkörper aus Schwarzstahl, wirkt als Skulptur im Barbereich; Restaurantbereich um großen Tisch als zentrales Element erweitert; Weinregal ergänzt.