Der Grundstein für die heutige Entwicklung und die
raumplanerische Qualität des Zentrums von Göfis wurde schon
im letzten Jahrzehnt gelegt. Die Verantwortlichen handelten vorausschauend,
auch heute sieht Bürgermeister Thomas Lampert die Raumplanung als Chance zur ständigen Weiterentwicklung
des Zentrums von Göfis. Ohne das Engagement
der Bürger(innen)
wären die Visionen der Gemeinde nicht umzusetzen.

Text: Markus Berchtold | Fotos: Darko Todorovic

Einen Masterplan für die Zentrumsgestaltung in Göfis gibt es nicht. Die Vision von einem gelungenen lebendigen Zentrum aber schon. Um die Jahrtausendwende nahm die Gemeinde viel Geld in die Hand und kaufte im Zentrum angebotene Grundstücke und Gebäude. Noch heute will man bei freiwerdenden Immobilien im Zentrum nicht zögern. Die Früchte der Ankauf-Politik können heute geerntet werden. Die Entwicklungsschritte ziehen sich wie ein roter Faden durch das Gemeindegeschehen. Es soll nicht zu rasch gebaut werden; die Entwicklung der Infrastruktur soll mithalten können. Der Anspruch ist, „das Dorf muss Dorf bleiben“.Wichtig dafür ist auch, dass sich im Ortskern Dienstleister ansiedeln. Sie sind Basis für das lebendige Dorf. Bewohner(innen) und Gäste nehmen den Dorfkern als Ort der Begegnung wahr, als freundliche Einladung für Gespräche. Menschen kommen ganz gezielt hierher und verweilen. Durch die sorgfältige Umgestaltung hat sich der Dorfkern zu einer Einheit entwickelt.

Die Gemeinde nutzt die Raumplanung als ein Instrument, um all das zu erreichen und weiter zutreiben. Sie gibt Zielvorstellungen vor, an denen sich alle Beteiligten orientieren können. So kommen beispielsweise Bauwerber(innen) auf die Gemeinde zu. Deren Ausschuss für Bau und Raumplanung trifft sich mit den Bauwerber(inne)n gleich vor Ort und bespricht das Vorhaben und auch die hier relevanten raumplanerischen Zielvorstellungen. Dieses aktive Vorgehen ermöglicht den Grundstückseigentümer(inne)n eine gezielte Planung mit kalkulierbaren zu berücksichtigenden Vorgaben.

„„Raumplanung ist keine Bürde,
sondern eine Chance für ein
lebendiges Göfis.“ “

Thomas Lampert
Bürgermeister

Delegationen aus ganz Österreich besuchen Göfis und machen sich selbst ein Bild über die gelungene Entwicklung, seit der Auszeichnung zur „Baukulturgemeinde“ 2021. Für die Einreichung wurden die Ergebnisse der letzten Jahre aufgearbeitet. Wie nebenbei entstand auch ein neues Bewusstsein und ein wenig Stolz. Die Auszeichnung weckte Lust auf weiteres Engagement und den Austausch mit Gemeinden in anderen Bundesländern. Die konkreten Ergebnisse kann man in Göfis jeden Tag entdecken. Das ist zum Beispiel die bugo-Bücherei: Sie ist „mehr als eine Bücherei“, denn sie ist ein kommunikatives Zentrum. Der Café-Bereich lädt Besucherinnen und Besucher zum Verweilen, Schmökern und zur Kommunikation ohne Konsumationszwang ein. Das zwölfköpfige Team der Bibliothek ist zugewandt und engagiert; regelmäßig finden auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Vorträge statt. Vor der Bibliothek tritt man auf den bugo-Platz. Um ihn gruppieren sich wichtige Infrastruktureinrichtungen.

Hier ist das Gemeindeamt, der Lebensmittelladen mit weiteren Büros im Haus, der bugo-Garten und natürlich die Bücherei. Der Platz selbst hat das, was Planer(innen) trocken „hohe Aufenthaltsqualität“ nennen: Es ist an alle möglichen Nutzer(innen) und ihr Wohlergehen gedacht: Sitzplätze, Wasser, Grün und Schatten. Selbstverständlich ist der Platz verkehrsberuhigt und der ausgewiesene Raum für parkende Fahrzeuge ist klar vom Platz getrennt. Bewohner(innen) und Bewohner von Göfis engagieren sich aus eigenem Antrieb und in der Regel ehrenamtlich – anders wäre es natürlich auch nicht machbar. Sie kommen mit Ideen auf die Gemeinde zu, der Bürgermeister hat ein offenes Ohr und wenn das Projekt in das Gesamtkonzept passt, unterstützt es die Gemeinde. Das Credo lautet „Gutes gemeinsam gestalten“. Die Bevölkerung erweist sich dabei als der wichtigste und auch verlässliche Partner für die Weiterentwicklung des Dorfkernes. Besonderes Augenmerk legt die Gemeinde darauf, junge Leute zu begeistern, damit in Zukunft auch auf deren ehrenamtliche Tätigkeit gesetzt werden kann. Damit legt die Gemeinde heute den Grundstein für die Zukunft.

Viele Gemeinden mit ähnlichen Voraussetzungen wie Göfis kämpfen mit dem gefährlichen Phänomen des „Schlafdorfes“: Wenn immer mehr Bewohner(innen) tagsüber außerhalb ihrer Gemeinden arbeiten, kann das öffentliche Leben im eigenen Ort verarmen. Dagegen muss man rechtzeitig einschreiten. In Göfis scheint die Gefahr gebannt: Die vorhandenen Plätze werden von den vielen verschiedenen Vereinen bespielt. Auch tagsüber ist hier etwas los. Auch für Menschen aus der Umgebung ist der Ortskern ein beliebter Anziehungspunkt. Göfis ist heute eine lebendige Gemeinde, dank kluger Raumplanung und vieler engagierter Menschen.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten und Fakten

Objekt Dorfkern, Göfis
Bauherr
Gemeinde und Pfarrgemeinde Göfis Ausschuss für Bau und Raumplanung:
Bgm. Thomas Lampert; DI Thomas Kompein; Mag. Gert Markowski; Rudolf Huber; DI Sonja Entner (und Ersatzmitglieder)
Gestaltungsbeirat
DI Geli Salzmann, Dornbirn; DI Marion Rainer, Feldkirch
Raumplanung
Räumlicher Entwicklungsplan Göfis: DI Alfred Eichberger (stadtland), Wien; Richtlinien Baugrundlagen: Barbara Gloor, Andreas Rohrer, Felix Sutter (Metron, Brugg/CH)
Architekturbüros
René Geiger, Schaan (FL); David Ess, Schaan (FL); DI Sonja Entner, Göfis; Lang Vonier, Schruns
Projektgruppen
Leistbares Wohnen; „Schauplatz
Obst- und Garten“
Bevölkerung
ca. 3600 Einwohner(innen)
Ausführung
2012–2021
Besonderheiten
Alle Ausführungen waren nur durch den großen Anteil an Ehrenamtlichkeit, finanzieller Unterstützung durch Firmen und Privatpersonen, sowie Teamgeist möglich