Mut hat in der Familie Tradition. Die Urgroßeltern bauten 1954
einen Bauernhof auf der Alpe Furx zum Gasthaus um, das sich zum Peterhof mit 50 Gästebetten entwickelte.

Urenkel Patrick und Sarah Schmid wagten den Schritt zum Neubau.
Baumschlager Eberle Architekten planten das freigeformte Gasthaus mit der
riesigen Sonnenterrasse und zehn zweigeschoßigen Chalets im Hang.
Bis zum Satteldach mit Schindeln verkleidet, zelebriert jedes
seinen exklusiven Ausblick in die Berglandschaft.

Text: Isabella Marboe | Fotos: Petra Rainer

Der Peterhof auf der Alpe Furx ist eine Institution. Keine zehn Hauptwohnsitze zählt der kleine Weiler auf 1200 Meter Seehöhe, dafür umso mehr Landschaft. Neben dem Hof stehen Pferde, die Lage auf einem Sonnenplateau ist einmalig. Von hier hat man einen Panoramablick über das gesamte Rheintal, auf Alpstein, Säntis, Rätikon, insgesamt vier Länder und 48 Kirchtürme. Liegt Nebel über dem Tal, scheint oben noch die Sonne. Praktischerweise führt eine Straße hinauf, Parkplatz gibt es außerdem, das Gasthaus mauserte sich rasch zum beliebten Ausflugsziel. Im Jahr 1954 zogen Emma und Arthur Vith, zwei Wirtsleute aus Laterns und Urgroßeltern der Bauherren, auf die Alpe Furx. Sie bauten den Bauernhof über der kleinen „Peter und Paul“-Kapelle zum Gasthaus um, in den 1970-ern brannte es nieder, zu Weihnachten empfing man Gäste im neuen Haus. Skilehrlinge vom nahen Zwergberg, Ausflügler, Familien, ausländische Gäste kamen.

Der Peterhof florierte und wuchs zu einem Hotelbetrieb mit 50 Betten in 20 Zimmern hinter blumengeschmückten Balkonen an. 2018 näherten sich die Geschwister Anita und Karlheinz Schmid der Pension, Zeit für eine Bestandsaufnahme, die heute 90-jährige Großmutter Angelika bestärkte zum Neubau, die nächste Generation – Patrick Schmid und seine Schwester Sarah wagten den qualitativen Quantensprung.

Baumschlager Eberle Architekten planten das neue Ensemble aus Gasthaus und zehn Chalets, 62 Handwerksbetriebe setzten es um. „Dieses Projekt führt den Peterhof in ein neues Zeitalter“, sagt Projektleiter Marco Franzmann. „Hier gibt es zwei besondere Qualitäten: die Ruhe und den Panoramablick.

„Dieses Projekt führt den Peterhof in ein neues Zeitalter.
Wir wollten die zehn Chalets so natürlich wie möglich in den Hang setzen.
Ihre Körnigkeit entspricht der umgebenden Bebauung.“

Marco Franzmann
Architekt, Projektleiter

Das wollten wir schärfen.“ Das Gasthaus hat einen freigeformten Grundriss, der auf der großen Terrasse kleine Nischen bildet. Im Inneren strecken sich fünf Raumtaschen, die auf große Panoramafenster zulaufen, fingerartig in verschiedene Richtungen. So sehen alle in die Berge und in die freie Mitte des Lokals, die von einem Oberlicht in sechs Meter Höhe erhellt wird. Hier finden viele Hochzeiten und Feste mit Tanz und Musik statt.

Ein unorthodox aufgefaltetes, kupfergedecktes Dach beschirmt Gasthaus und Terrasse, seine Untersicht erzeugt innen differenzierte Raumhöhen und verbessert die Akustik. Holz schafft eine warme Atmosphäre: Weißtanne an Wand und Decke, die Kernesche am Boden hält auch Skischuhe aus, die Möbel sind aus Ahorn, für die Stammgäste gibt es einen Tisch mit Laden zum Jassen.

Orthogonal zu den Schichtenlinien des Geländes scharen sich zehn Chalets wie eine Schafherde in losen Gruppen um ihren Leithammel, das Gasthaus. „Wir wollten sie so natürlich wie möglich in den Hang setzen“, so Franzmann. „Ihre Körnigkeit entspricht der umgebenden Bebauung.“ Das Gelände wurde nicht wesentlich verändert, die zweigeschoßigen Häuser mit archetypischem Satteldach und 85 m2 Wohnfläche stehen auf einem Betonfundament, sind alle gleich groß, in vorgefertigter Holzbauweise errichtet und einheitlich mit Lärchenschindeln eingekleidet. Die sind widerstandsfähig und frosterprobt.

Die schindelverkleideten Häuser mit den schindelverkleideten Satteldächern wirken fast abstrakt, erinnern an Stadel und öffnen sich nur stirnseitig mit fast wandbreiten, raumhohen Fensterschiebetüren zu großen Terrassen in die Landschaft. An einem Serpentinenweg angeordnet, leicht gegeneinander verschwenkt und in der Höhe versetzt, hat jedes seinen exklusiven, ungestörten Blick. Zu jeder Jahreszeit anders. „Die Chalets bieten Familien höchst komfortable Räume für einen erholsamen Urlaub,“ sagt Franzmann. „Jedes hat zwei große Bäder und eine Wohnküche, in der man selbst kochen kann.“ Die Schlafebene bietet eine Sauna und Außenbadewanne am Balkon.
Frederico und Irmgard Rainer aus Feldkirch sitzen an diesem Nachmittag im Peterhof beim Kaffee. „Wir haben gehört, dass ihr umgebaut habt“, sagen sie. „Es ist so schön da heroben, wir gratulieren: super!“

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten und Fakten

Objekt Peterhof, Alpe Furx
www.peterhof-furx.at
Bauherr F25 Projektgesellschaft, Rankweil
Architektur Baumschlager Eberle Lustenau, www.baumschlager-eberle.com
Statik Hämmerle Huster, Bregenz, www.hagen-huster.at
Fachplanung Bauphysik: Spektrum, Dornbirn; Geotechnik: BGG, Hohenems; Heizung, Lüftung, Sanitär: Marte Diem, Bregenz; Elektro: Brugger, Thüringen; Licht: Prolicht, Götzens; Landschaft: Senner, Überlingen (D); Kulturtechnik: Rudhardt-Gasser-Pfefferkorn, Bregenz; Signaletik: Zeughaus, Feldkirch; Mobiliar: Marika Marte, Muntlix
Planung 07/2018–06/2021
Ausführung 09/2020–11/2021
Grundstück 12.436 m²
Nutzfläche 2590 m²
Bauweise Zweigeschoßige Holzbauten; Schindeln Lärche; innen Weißtanne; Möbel schwarz gebeizte Esche und Ahorn
Ausführung Baumeister: Wilhelm + Mayer, Götzis; Zimmerer: Sohm, Alberschwende; Tischler: Feuerstein, Au; Ofen: Willi Matt, Batschuns; Spengler: Entner, Rankweil; Trockenbau: Bohn, Feldkirch; Fenster, Türen: Schwarzmann, Schoppernau; Heizung/Sanitär: Berchtold, Dornbirn; Lüftung: Kranz, Weiler; Elektro: Licht und Wärme, Raggal
Energiekennwert 27,5 kWh/m² im Jahr