Der Ortsteil Fronhofen ist ein beschauliches Fleckchen Erde, das zwischen Bergund See liegt. Umgeben von zahlreichen Feldern und Wiesen ist dieses Gebiet landwirtschaftlich geprägt und hat sich Dank einiger gelungener Sanierungen der umliegenden Gebäude diesen ländlichen Charme erhalten. Inmitten der Idyllebefindet sich ein Hof, dessen Ursprünge auf das 16. Jahrhundert, der Umbau in diejetzige Grundstruktur auf 1860 zurückgehen. Er besteht aus einem nordseitiggelegenen Wohnhaus, an das ein Stadel angeschlossen ist.

Text: Klaus Feldkirche | Fotos: Angela Lamprecht

Dieser Stadel wurde über die Jahrtausendwende verkürzt und wich einem Einfamilienhaus, das von den Eltern der Bauleute erbaut wurde. Direkt neben dem Wohnhaus liegt die Kapelle Fronhofen, die schon seit über 200 Jahren über die Parzelle wacht. Neben der Messe am Dreifaltigkeitssonntag jedes Jahr, dem Sonntag nach Pfingsten, finden Maiandachten statt. Außerdem wird die Glocke geläutet, wenn Bewohner(innen) der Parzelle verstorben sind.

Der Hof wurde im Jahr 1929 vom Urgroßvater des Bauherrn erworben und befindet sich seitdem im Besitz der Familie. 2021 starteten die jetzigen Besitzer mit der Sanierung des Gebäudes. Das Paar mit seinen beiden Kindern lebte bis 2021 in Wien, die Rückkehr ins Ländle und eine Sanierung des Hauses waren aber schon länger geplant. Im Sommer 2020 erfolgten Kontaktaufnahme und Planung mit der Architektin Julia Kick, im Sommer 2021 kurz vor Weihnachten die Bauverhandlung. Baustart war im Februar 2022, die Bauzeit betrug ca. ein Jahr.

Wichtig bei der Sanierung waren der Familie die Neuausrichtung des Hauses und die Erschließung des Gartens. Der neue Zugang wurde auf die gegenüberliegende Seite verlegt, der ursprüngliche Eingangsbereich mit der Gaupe aus den 1970er-Jahren wurde entfernt. Auf die Frage, warum die Bauleute nicht den alten Stadel ausbauen wollten, meint die Familie: „Wir wollten den bestehenden Wohnraum nutzen.“ Das schien ihnen ökonomisch und ökologisch am sinnvollsten. Deshalb entschieden sie sich zusammen mit Architektin Julia Kick für den Rückbau des bestehenden Wohnraumes und die behutsame Anpassung an ihre Bedürfnisse.

Auf die Frage nach den Herausforderungen dieses Projekts meint die Architektin: „Die Hauptwünsche der Bauleute waren für mich völlig nachvollziehbar. Daher waren wir uns über die Idee schnell einig.“ Spannend sei gewesen, aus dem Bestehenden einen hochwertigen Wohnraum mit Gartenzugang herauszuarbeiten, zumal die bisherige Ausrichtung nicht optimal war.

„Die Sanierung war ein Prozess, in den sich die Bauleute stark eingebracht haben. Die Kunst war, wie bei allen meinen Projekten im Bestand, so wenig wie möglich und so viel wie nötig zu sanieren.“

Julia Kick Architektin

Die Raumstruktur der nordseitigen, zur Straße orientierten Zimmer wurde erhalten. Die ursprüngliche Flurküche wird nun von Osten betreten. Als zentraler, offener Wohn-, Koch- und Essraum erstreckt sie sich zwischen Stube und Tenne auf mehreren Ebenen. Große neue Öffnungen in zwei Geschoßen sorgen für viel Licht und erlauben den Weitblick bis zum See. Der Boden in diesem Bereich wurde um ca. 50 cm abgesenkt. Das war möglich, weil der darunterliegende Keller über eine außergewöhnliche Raumhöhe verfügte.

Im Zentrum des Zubaus befindet sich der neue Holzofen. Er dient nicht nur als Wärmequelle, sondern ist gleichzeitig auch Raumteiler. Daneben verfügt das Haus über eine Pelletsheizung. Der baufällige Kamin wurde entfernt, um im Entwurf räumliche Möglichkeiten zu eröffnen. Der Zwischenraum im Erdgeschoß ist nach oben offen, über die Öffnung im oberen Stock, der über die Treppe zugänglich ist, wurde ein dichtes Netz aus Seilen gespannt, das sich mehr und mehr als Tummelplatz für die Kinder entpuppt. „Sie begrüßen es morgens und wünschen ihm abends eine gute Nacht“, so die Mutter. So konnte auf ein Geländer verzichtet werden, was zusätzliche Luftigkeit verleiht.

Hommage an die Kapelle

Außen wurde der Verputz der angrenzenden Kapelle als Anleihe und Inspiration genommen. Die Fenstergewände aus Sandstein wurden in behutsamer Kleinarbeit restauriert. Bei den Fensterläden legten die Bauleute selbst Hand an. Auf Anraten eines Fachmannes wurden die 36 Läden des Gebäudes in mühevoller Handarbeit abgeschliffen, gemalt und erstrahlen jetzt in neuem Glanz. Eine besondere Hürde stellte die zu verwendende traditionelle Leinölfarbe dar, so der Bauherr. „Sie war im heimischen Fachhandel nicht zu bekommen, daher recherchierten wir selbst.“ Und sie waren erfolgreich. Ihr Lieferant: der Ausstatter von Schloss Schönbrunn. Die Familie lebt nun seit mehreren Monaten im Haus und ist rundum glücklich. Auch die Architektin zeigt sich mit dem Projekt zufrieden: „Die Sanierung war ein Prozess, in den sich die Bauleute stark eingebracht haben. Das begann mit der Planung und reichte über Abrissarbeiten bis hin zu Restaurierungsarbeiten und vielem mehr.“

Eine Baukulturgeschichte von vai Vorarlberger Architektur Institut Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten und Fakten

Objekt                       Sanierung Fronhofen, Hörbranz
Bauherr                    privat
Architektur              Julia Kick Architekten, www.juliakick.com
Statik                         fetz bauingenieur – Bmstr. DI(FH) Martin Fetz, Hohenems
Fachplanung            Bauphysik: DI Erich Reiner, Bezau
Planung                     08/2020–02/2022
Ausführung              03/2022–04/2023
Grundstück              ca. 1900 m²
Nutzfläche                ca. 200 m² (zzgl. Keller 85 m²)
Besonderheiten      Erhaltenswert gemäß Vorarlberger Wohnbauförderung
Ausführung              Zimmerer: Zimmerei Huber, Mellau; Baumeister: Basil Schnetzer, Bregenz; Elektro: Elektro Innovativ, Schwarzach; Installateur: Strele Installationen, Dornbirn; Verputz: Helmut Kalb, Dornbirn; Dachdecker: Dachi, Lustenau; Ofenbau: Henn Herde&Ofenbau, Nütziders; Fenster und Möbel: Tischlerei Sigg, Hörbranz; Steinmetz/Restaurator: Burkhard Fessler, Hard; Pflaster: Daniel Pansi, Dornbirn

Energiekennwert         75 kWh/m² im Jahr (HWB)