Wohnen, Gastgeben und Musizieren finden Platz unter dem Dach eines Neubaus in Schoppernau.

Text: Christian Feldkircher · Fotos: Adolf Bereuter

An einem von Nord nach Süd leicht abfallenden Hang in der Bregenzerwälder Gemeinde Schoppernau liegt das Grundstück für den Neubau des „Hauses LP“. Die Lage erlaubt einen dreiseitigen Blick in die Bergwelt des hinteren Bregenzerwaldes, wie er schöner nicht sein könnte. Die angrenzenden Wiesen werden im Winter vom Übungsskilift benutzt die Talstation der Bergbahnen ist in Sichtweite. Das macht nicht nur das Wohnen attraktiv, sondern auch die Nutzung als Ferienwohnung. Dazu kommt ein Musikproberaum, der für die Proben und den Musikunterreicht der Bauherr(inn)en verwendet wird.

Das gesamte Raumprogramm wird in einer Kubatur mit Längsbauköper und Satteldach organisiert. Die Ausführung als Holzbau war den Auftraggebern explizit wichtig und als Teil der „Bestellung“ gesetzt und damit auch von Anfang an Teil des Entwurfes. Das ist ein wesentlicher Faktor, denn es ist eben nicht egal, in welchem Material ein Gebäude gedacht wird, weder konstruktiv noch in der Ausformulierung von Details. Aufgrund der Hanglage wurde lediglich das Sockelgeschoß mit der Garage, dem offenen Zugang und den Nebenräumen als Massivbau ausgeführt. Das restliche Gebäude ist als Holzbau ausgeführt. Über eine Treppenanlage erreicht man den Schopf, eine ins Gebäude integrierte Terrasse, des Erdgeschoßes. Diese Anlage stellt den Zugang zum „semi-öffentlichen“ Geschoß dar. Für dieses Gebäude ist diese Zone besonders wichtig, denn von hier aus sind Ferienwohnung und Musikproberaum erreichbar und damit nicht nur privat. Auch der Eingang zum Wohnhaus und Garten ist von hier aus organisiert.

„Wir achten bei unseren Projekten besonders auf eine Planung, die sich stark an den Bedürfnissen der Auftraggeber orientiert.“

Christian Feldkircher
Architekt bei firm Architekten

Die Wohnung der Familie befindet sich im Obergeschoß. Über die zentral angeordnete Treppe erreicht man den bis zum First geöffneten Wohnraum. Vorgelagert ist eine weitere ins Gebäude integrierte private Terrasse. Sie schützt den Wohnraum vor Überhitzung und bietet durch die Brüstung Privatheit für die Bauherrschaft. Ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sind konsequent verfolgte Anliegen des Architekturbüros firm, aber auch der Bauherrschaft selbst. So wurde der Holzbau vollständig aus eigenem Holz, natürlich bei Mond geschlagen, errichtet. Bauherr und Bauherrin haben dabei intensiv mitgewirkt und diese Arbeit als „beziehungsfördernde Maßnahme in stressigen Zeiten“ verbucht – eine schöne Umschreibung und Zeichen von Haltung, denn für nicht wenig Paare wäre der Bau eines Hauses selbst vor allem Stress.

Der eingebaute Kachelofen ist ein Produkt aus zweiter Hand. Der Ofen wurde in einem Abrisshaus abgetragen und hier wiedereingebaut. Ein weiterer Beitrag zu bewusstem Umgang mit Ressourcen. Auch auf Regionalität wurde geachtet – so wurden die Leistungen ausschließlich von regionalen Unternehmen erbracht und auch Baumaterial und Technologie stammen aus einem Umkreis von nur 50 Kilometern. Das kann nicht überall gelingen und setzt viel Expertise vor Ort voraus.

Wände und Decken sind aus Fichtenholz gefertigt. Auch die Holzschindeln an der Fassade sind aus Fichtenholz gemacht und wurden von der Bauherrschaft selbst angeschlagen. Für die Fenster, die Möbel und die Akustikdecke wurde Tannenholz verwendet. In den Schlafräumen sorgt eine Lehmdecke für ein besonders angenehmes Raumklima und gesunden Schlaf. Begangen wird das ganze Gebäude auf geseiften Dielenböden aus Eschenholz. Für das Architekturbüro firm ist das Gebäude eine weitere Realisierung ihrer Bürohaltung, die geprägt ist von der Liebe zum Material, der Wertschätzung des Handwerks und regionaler Verwurzelung.

Eine Baukulturgeschichte von VAI.

Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg.
Es bietet Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen zu diversen Bauten. Mehr Infos auf www.v-a-i.at

Haus LP, Schoppernau

Bauherr: privat
Architektur: firm Architekten ZT GmbH, www.firm.ac
Planung: 2020–2021
Ausführung: 2021–2022
Nutzfläche insgesamt: 250 m²
Fotos: Adolf BereuterText von firm Architekten, redigiert und ergänzt von Verena Konrad