Fünf fast gleiche Stadthäuser hat Rudolf Sommer
in feiner Dornbirner Wohnlage an eine kleine Gasse gestellt.
Gebaut komplett aus Holz im Passivhausstandard.

Text: Edith Schlocker | Fotos: Stefan Hauer

Baugruppenprojekte tun sich in Vorarlberg noch immer schwer. Da macht auch das, das der Dornbirner Architekt Rudolf Sommer initiiert hat, keine Ausnahme. Zwar hatte er bereits ein Grundstück für die Errichtung einer kleinen Reihenhausanlage in feiner Dornbirner Wohnlage, das Suchen von potenziellen Miterrichtenden bzw. Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern sei aus den unterschiedlichsten Gründen allerdings nicht ganz einfach gewesen, sagt Sommer, der selbst eine der fünf Einheiten besitzt. Diese stehen leicht höhenversetzt hintereinander gestaffelt da und kommen wie fünf zusammengebaute Stadthäuser daher.

Sie liegen an so etwas wie einer kleinen „Gasse“, von der aus die fünf Einheiten erschlossen werden. Von denen jede auf irgendeine Art anders ist. So unterscheiden sich etwa ihre Grundrisse, die bereits im Planungsprozess den Wünschen der späteren Bewohner(innen) angepasst wurden. Haus zwei ist etwas schmaler als die anderen und hat mit 115 Quadratmeter Wohnfläche rund 20 Quadratmeter weniger. In Haus vier gibt es dagegen zwei Eingangstüren, die bei Bedarf ein Teilen der Kubatur in zwei Einheiten ohne viel Aufwand möglich machen würden.

Über einem betonierten Keller ist die Wohnanlage Frauenfeld komplett aus vorgefertigten Holzelementen gebaut und außen zur Gänze senkrecht mit Latten aus vorvergrautem Fichtenholz verkleidet. Das Satteldach ist Richtung Osten steil, gegen Westen dagegen ganz flach. Was letztlich den gesetzlichen Abstands-
regeln geschuldet ist, um auf diese Weise die Häuser auf der einen Seite als Zweigeschoßer, auf der anderen Seite dreigeschoßig daherkommen zu lassen. Was sie in Wirklichkeit auch sind. Der Dachform verdanken die loftartig offenen, von den Bewohner(inne)n ganz unterschiedlich genutzten und bis unter den Giebel offenen Räume, aber auch ihre sehr spezielle Atmosphäre. In deren schräge Ostwand sind kleine Dachfenster geschnitten, während die Westfront fast komplett verglast ist. Wodurch die Aussicht in die Baumgipfel des riesigen – noch – unbebauten Nachbargartens eine fabelhaft unverstellte ist.

„Miterrichter für ein Baugruppenprojekt zu finden,
ist in Vorarlberg noch
immer schwierig.“

Rudolf Sommer
Architekt

Ganz im Gegensatz zum Erdgeschoß, wo gekocht, gegessen und gewohnt wird. In einem großen offenen, 2,65 Meter hohen Raum, der sich durch seine raumhohe Verglasung praktisch nahtlos in der vorgelagerten, mit großen Platten belegten Terrasse fortsetzt. Diese sind, um so etwas wie Privatheit zu garantieren, von der des jeweiligen Nachbarn durch hölzerne Boxen getrennt, während die jeweiligen Grünflächen nahtlos ineinander übergehen, allerdings markiert durch kleine Gelände-sprünge. Diese korrespondieren mit den leichten Abtreppungen der Dächer, was beides dem leicht abschüssigen Gelände des Baugrunds geschuldet ist, auf diese Weise das Projekt allerdings wie eine kleine Terrassenwohnanlage daherkommen lässt. Vom kleinen Foyer wendelt eine hölzerne Treppe ins erste Obergeschoß, wo geschlafen wird. Auch hier sind die außen silbergrau eloxierten Holz-Alu-Fenster groß und mit außenliegenden Jalousien versehen, deren waagrechte Strukturierung reizvoll die senkrechte der Fassadenverlattung konterkariert. Ob die hölzernen Innenwände genauso wie die Decken weiß gestrichen oder unbehandelt geblieben sind, ist von Haus zu Haus unterschiedlich, genauso ob die Estriche mit Parketten belegt wurden oder nicht.

Die Fahrzeuge werden straßenseitig in einem offenen Carport abgestellt, links der üppig begrünten „Gasse“, die die Häuser ostseitig erschließt, gibt es noch ein kleines hölzernes Abstellhäuschen für jede Einheit. Die Vorbereiche zu den mit Glas überdachten Eingangstüren sind gepflastert, was reizvoll den Touch des fast Urbanen verströmt. An einem Ort des Ankommens, der mit Tischen und Bänken einladend möbliert ist. Die Verwendung ökologischer Materialien genauso wie Energieeffizienz werden in der Wohnanlage Frauenfeld ganz großgeschrieben. So sind etwa die Außenwände mit einer 40 Zentimeter dicken Schicht aus Holzwolle gedämmt, die Fenster sind natürlich dreifachverglast. Der notwendige Strom wird zur Gänze durch die am Dach liegenden Photovoltaikelemente generiert, geheizt und gekühlt wird per Erdwärmepumpe.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öffentliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter Architektur vor Ort auf www.v-a-i.at

Daten und Fakten

Objekt Stadthäuser Frauenfeld, Dornbirn
Bauherr fünf Familien
Architektur Rudolf Sommer Dipl.Arch.FH, Dornbirn, www.arch2.at
Statik Peter Nagy, Dornbirn; Joe Moosbrugger, Hohenems
Fachplanung Elektro: Schneider, Schwarzenberg; Heizung. Lüftung, Sanitär: Wilu, Schruns
Planung 05/2017 – 05/2018
Ausführung 09/2018 – 12/2019
Grundstück 1000 m²
Nutzfläche 675 m² (zzgl. 235m² Keller)
Bauweise Keller Beton; Obergeschoße: Holzbau mit hinterlüftetem Schirm; Holzdecken; Dach mit beschieferter Dachpappe und Photovoltaik; Holz-Alu-Fenster; Heizung: Geothermie (teils Komfortlüftung)
Besonderheiten Fast alle Innenwände Brettsperrholz Sicht
Ausführung Zimmerei und Innenausbau: Joe Moosbrugger, Hohenems; Fenster: Josef Feuerstein, Nüziders; Elektro: Elektro, Schwarzenberg; Heizung, Sanitär, Lüftung: Wilu, Schruns
Energiekennwert ab 9 kWh/m² im Jahr
Baukosten 3 Mill. Euro