Die Ansprüche heutiger Seniorinnen und Senioren haben sich im Vergleich zu denen der früheren Generationen verändert.
Die meisten möchten so lange als möglich selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden leben.

Doch was ist, wenn man den Anforderungen des Alltags allein nicht mehr gewachsen ist? Manchmal ist es ein herber Einschnitt, ein Schlaganfall zum Beispiel, der einem deutlich vor Augen führt, dass man sein Leben nicht mehr allein bewältigen kann. Es lohnt sich also, schon rechtzeitig über die Lebensgestaltung im Alter nachzudenken. Nach Erhebungen der Statistik Austria wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre in Österreich bis zum Jahr 2030 auf 23 Prozent ansteigen. Eine ähnliche Entwicklung hinsichtlich der demografischen Altersstruktur zeichnet sich nach Eurostat-Angaben in ganz Europa ab: Bis 2050 wird der Anteil der Personen über 65 Jahre auf rund 28 Prozent steigen. Gleichzeitig wird die Pflege innerhalb der
Familie aufgrund veränderter sozialer Strukturen immer schwieriger werden, da die Angehörigen oft an unterschiedlichen Orten leben. Wie die Nachfrage nach Pflegepersonal werden in Zukunft auch die Kosten für die Altenpflege steigen. Neben der klassischen Wohnform in einem Pflegeheim gibt es verschiedene Varianten, um möglichst lange ein eigenständiges Leben führen zu können. Welche Alternative passend ist, hängt ganz von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen ab. Schließlich fühlt sich jeder Mensch in einer anderen Umgebung wohl. Zu den Möglichkeiten, im Alter zu wohnen, zählt etwa das betreute Wohnen: In alters- und behindertengerechten Wohnkomplexen wird den Bewohnern ein selbstständiges Leben ermöglicht. Bei Bedarf steht für Termine, Beschaffungen und medizinische Hilfe Betreuungspersonal zur Verfügung. Auch eine Senioren-WG wäre eine Variante: Wie in einer klassischen Wohngemeinschaft teilen sich mehrere Menschen eine Wohnung und die anfallenden Kosten. Diese Wohnform eignet sich vor allem für alleinstehende und kontaktfreudige Senioren, die Freude an gemeinsamen Aktivitäten haben. Im Kommen sind weiterhin Mehrgenerationenwohnanlagen: Unterschiedliche Altersgruppen leben in einem Wohnkomplex, in welchem es in der Regel Gemeinschaftsräume für einen Austausch zwischen den Bewohnern gibt. Dadurch soll das Verständnis zwischen den Generationen gefördert werden.

Bauliche Vorsorge

Nach wie vor jedoch fühlen sich viele der Älteren in ihrem Zuhause am wohlsten und möchten nur ungern umziehen. Dazu braucht es jedoch baulicher Voraussetzungen. Denn im Alter kann der Alltag in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus zur Herausforderung werden. Insbesondere für Menschen, die auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind. Dann sind einige Voraussetzungen wie ein barrierefreier Zu- und Ausgang von hoher Wichtigkeit. Im Wohnbereich gilt das ebenso. Die Räume sollten schwellenfrei miteinander verbunden und gut beleuchtet, sowie Lichtschalter und Steckdosen in bequemer Höhe angebracht sein. Breite Türen gewährleisten einen komfortablen Durchgang für Rollstuhl oder Gehhilfe. Am besten ist es, bei anstehenden Umbauten Expertenrat einzuholen und ebenso die Fördermöglichkeiten „abzuklopfen“.

Moderne Hilfsmittel

Hilfe, älteren und gebrechlichen Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und ihre Lebensqualität dadurch wesentlich zu verbessern, versprechen auch AAL-Technologien. AAL (Ambient Assisted Living) bedeutet so viel wie „altersgerechte Assistenzsysteme für ein umgebungsunterstütztes, gesundes und unabhängiges Leben“. Diese können vielfältig eingesetzt werden: Von automatischen Notrufsystemen bei Stürzen bis hin zu Lieferungen von Lebensmitteln finden bereits verschiedenste Assistenzen praktische Anwendung. Die technischen Devices der Assistenztechnologie lassen sich in drei Bereiche einordnen: Kommunikation, Gebäudetechnik und Gesundheitstechnik. Letzterer umfasst alle Anwendungen im medizinischen Bereich. Telemedizin und Home-Monitoring sind weitere Begriffe, die sich hier eingebürgert haben.
Besonders für ältere Menschen, die an Demenz leiden, können AAL-Technologien eine große Hilfestellung sein. Ein klassisches Beispiel ist die Herdplatte: Vergisst man nach dem Kochen die Herdplatte auszuschalten, macht diese das nach einer gewissen Zeit automatisch. Wenn Demenzkranke mitten in der Nacht aufwachen, vergessen viele, wo sich die Lichtschalter befinden. Anstatt im Dunkeln zu tappen und sich womöglich zu verletzen, aktiviert ein Bewegungssensor das Schlafzimmerlicht. Das sind nur zwei mögliche Szenarien von vielen. Assistenzsys-teme sollen unaufdringlich den individuellen Bedürfnissen der Menschen angepasst werden. In Bezug auf Förderung und Forschung von AAL-Systemen gehört Österreich im internationalen Vergleich zu den aktivsten Ländern. Während viele AAL-Assistenzprodukte bereits am freien Markt erhältlich sind, befindet sich eine weitaus größere Zahl an Hilfstechnologien noch in der Entwicklungsphase.