Touristisches Bauen ist eine spezifische Aufgabe. Die Ansprüche
des Gastes, die Wirkung für Dorf und Region und die Verantwortung,
einen gesunden Arbeitsplatz zu schaffen, in einer baulichen Maßnahme
zu vereinen sind gerade für Familienbetriebe große Herausforderungen.
Ein Hotelumbau in Au hat sich an diese Aufgabe herangewagt.

Autorin: Verena Konrad | Fotos: Adolf Bereuter

Schon von Weitem ist die Hotelanlage Am Holand zu sehen. Zwei Holzgebäude, verbunden durch eine Spange, die eine kleine Hofsituation schafft. Das Bestandsgebäude ist über 100 Jahre alt, neue Zubauten der letzten Jahre haben einen kleinen, familiär geführten Hotelbetrieb wachsen lassen, der sich nun abermals verändert.

Touristisches Bauen ist eine besondere Aufgabe. Intensive Nutzung, differenzierte Ansprüche und das Bewusstsein, nicht nur ein Ort für den Gast, sondern auch Arbeitsort mit großer Außenwirkung für das Dorf zu sein, prägen die unternehmerischen Entscheidungen in diesem Bereich. So auch beim Umbau von „Am Holand“ in Au im Bregenzerwald. „Dieses Haus wurde 1904 errichtet. Meine Eltern haben es erworben und vor 14 Jahren mit einem Zusatzbau ein Hotel daraus gemacht. Vor ein bisschen mehr als acht Jahren habe ich den Betrieb übernommen.“, erzählt Sebastian Simma.

„Unser Familienbetrieb ist lokal verankert.
Wir haben daher auf die
Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Region gesetzt.“

Sebastian Simma
Bauherr

Für den Umbau hat sich der Bauherr und Hotelbetreiber Unterstützung von Christian Feldkircher und Albert Moosbrugger und ihrem Architekturbüro firm geholt. Beim ersten Besuch vor Ort im September 2020 ist schon klar, dass die Pandemie weitergeht und auch, dass der Tourismus als Branche weiter mit massiven Einschränkungen zu kämpfen haben wird. Im Hotel Am Holand entscheidet man sich dafür, die zweite Bauetappe anzuschließen. Gut acht Monate später stehen wir im neuen, offenen Küchenbereich des Hotels und werden wenige Tage vor Öffnung durch die neuen Zimmer geführt. Alles wartet auf die ersten Gäste.

Die erste Bauetappe war mit der Neuerrichtung einer Wellnesslandschaft verbunden. „Wir sind mit dem Umbau zu einem Erwachsenenhotel geworden. Unsere Gäste suchen hier Erholung und Rückzug. Sie gehen wandern, kommen als Paare für eine kleine Auszeit, Gruppen von Freunden oder auch allein. Wichtige Anreize sind die Landschaft, Angebote aus dem Sport- und Kulturbereich in der Region und natürlich die gute Küche!“, lacht Sebastian Simma, der auch Küchenchef ist. Aus dem ehemaligen Stadel eines Bauernhauses wurde nun eine kleine Oase mit Sauna, Ruheräumen und Außenpool. „Aufgrund der Oberflächen, Materialien und der Belichtung entsteht eine besondere Atmosphäre, die diese Räumlichkeiten zum erwünschten Anker des Hauses werden lassen. Im Sinne der Nachhaltigkeit erfolgt die Energieerzeugung des Hotels künftig über eine neu errichtete Hackschnitzelheizung. Diese wird als separater Baukörper im Bereich der Parkplätze in den Hang eingebaut“, führt Architekt Christian Feldkircher bei der Besichtigung aus.

Die Küche ist nun offen. „Ich arbeite ja oft alleine hier und der Kontakt zum Gast ist mir wichtig. So kann ich ein Auge auf alles haben und erreichbar sein und außerdem ist es für die Gäste schön zu sehen, dass wir hier alles selber machen. Das schafft Vertrauen in die Qualität.“ Die Stubn wurden belassen. „Hier haben wir nur repariert und ein bisschen neu aufgestellt. Die Fenster waren ein Thema. Das Licht. In einer Stube ist es ja nie wirklich hell und wir haben eine Beleuchtung gefunden, die unseren Betrieb atmosphärisch mitträgt.“

Die neuen Zimmer sind großzügig und wertig. Mitgestaltet vom Architekturbüro sind die Einbauten klar und gut platziert. Jedes Zimmer wirkt wie eine kleine Wohnung mit Eingang, Schlafbereich, hochwertigen Bädern. „Das sind die Kernthemen eines Hotels: guter Schlaf, schöne Umgebung, gute Serviceleistungen.“
In der letzten Kehre der Zufahrt ist hangseitig ein kleines Nutzgebäude ins Gelände gesetzt. Dort sind Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Sportgeräte sowie Spindanlagen und Infrastruktur wie Müllräume und die neue Hackschnitzelheizung untergebracht. „Das war uns besonders wichtig. Die Anlage wird regional mit Hackschnitzeln aus Au betrieben und von einem lokalen Unternehmen gewartet. Der Aufwand für so einen Betrieb muss auch kostenseitig funktionieren und wir haben uns das Thema Energie und Kosten gut angeschaut.“ Der neue Pool ist wunderbar für die Gäste, sein Betrieb brachte jedoch auch erhöhten Energiebedarf, den man definitiv nicht mehr mit Heizöl decken wollte.

Eine Baukulturgeschichte von
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr auf www.v-a-i.at

Daten & Fakten

Objekt Hotel Am Holand, Au
Bauherr Karin und Sebastian Simma
Architektur firm Architekten, Lustenau, www.firm.ac
Statik ZTE Leitner, Schröcken, www.zte.at
Fachplanung Bauphysik: GM, Schwarzenberg
Planung 05/2020–01/2021
Ausführung 02/2021–05/2021
Nutzfläche 600 m²
Bauweise Strick- und Ständerbau Holz; Massivholz- decken; Erweiterung Dachstuhl für Well- ness; Warmdach mit Blecheindeckung; Hackschnitzelheizung; Wände: Weißtannentäfer; Böden: Kunststein, Buchenholz, Bituterrazzo; Decken: Holzakustik, Loden; Lehmputz; Kastenfenster: innen neu, außen Bestand
Ausführung Sanitär, Heizung: AWA, Au; Elektro: Willi, Andelsbuch; Lüftung: Dietrich, Lauterach; Baumeister: Reich, Au; Spengler: Dietmar Albrecht, Au; Holzbau, Fassade und Innenausbau: Feuerstein, Au; Fenster: Feuerstein, Bizau; Holzböden und Täfer: BenJo, Bezau; Fliesen: Moosbrugger, Au; Küche: FHE Franke, Dornbirn; Tischler: Madlener und Oskar Beer, Au; Treppen: here, Au; Maler und Lehmputz: Malerei, Au; Ofen: Anton Beer, Schoppernau; u. v. m.