Heute leben immer weniger Familien in der Nähe ihrer Angehörigen.
Insofern ist das Haus Brunner-Skofic Teil eines gelungenen Gegenentwurfs
zu dieser Entwicklung. Mehr noch als bei üblichen Generationen-Wohnprojekten,
ist mit dem Zusammenwohnen der Geschwister hier aber auch die Breite
der Familie abgebildet. Es ist sicher ein Glücksfall, dass in einer Familie
mit drei Kindern alle von einem gemeinsamen Bauort profitieren können.

Text: Katinka Corts | Fotos: Christoph Skofic

Johanna und Christoph leben mit ihren zwei Kindern weit oberhalb des Bodensees am Hang des Pfänders, dem Bregenzer Hausberg. Hierher gelangt man nur nach einigem Aufstieg und findet sich schließlich in einer Sackgasse am Waldrand. „Als mein Opa, früher Eisenbahner bei der Bregenzer Wälder Bahn, das Grundstück kaufte, war hier nicht viel gebaut“, weiß Architektin Johanna Brunner-Skofic zu berichten. „Damals hätte niemand gedacht, dass das mal die Grundstücke sein werden, die sich heute eigentlich niemand mehr leisten kann.“ Die unbebaute Wiese vermachte der Opa an seine zwei Söhne, Johannas Vater baute auf seinem Teil ein Holzhaus. Ihr Onkel entschied sich dagegen und zog weg, die Wiese blieb über lange Zeit frei. Als Johanna und ihre zwei Brüder erwachsen waren, begannen sie, Varianten des möglichen Zusammenlebens auf dem Areal durchzuspielen. Die Brüder, die lange in Zürich gelebt hatten und nun zurückkamen, wollten bauen. „Christoph und ich hatten noch keine Kinder und wollten uns eigentlich noch nicht mit dem Thema befassen. Aber in Anbetracht der Hanglage und der geplanten Staffelung der Häuser zogen wir mit“, so Johanna.

In einer großen Rochade kam es zum Haustausch: Ein Bruder würde das Elternhaus übernehmen, ein anderer daneben ein Wohnhaus für sich und seine Familie bauen. Unterhalb davon sollte das Haus von Johannas Familie entstehen, in das die Eltern mit einziehen würden. Die Neubauten teilen sich eine Zufahrtsstraße, im Untergeschoß des oberen Hauses befinden sich die Garagen für beide Häuser. „Unser Haus erschließen wir von oben nach unten. Hier Garagen einzubauen, hätte einen Teil der Wohnetage verbaut, bei meinem Bruder hingegen nutzen wir das in den Hang gegrabene Geschoß“, erklärt die Architektin. Der untere Neubau bleibt damit auch schmaler und die Sicht aus dem Haus des Bruders ist weniger beeinträchtigt.

„Für uns alle war es ein großes Glück, dass wir damals gebaut haben. Nach unserem Einzug begann die Corona-Zeit und wir waren dankbar für unser Zuhause und die Ruhe am Waldrand.“

Johanna Brunner-SkoficArchitektin und Bauherrin

Johannas Haus ist drei Etagen hoch, von der Straße aus sieht man davon nur die oberste. Hinter dem Eingang führt eine zentrale Treppe gradlinig zu den unteren Geschoßen. Die oberste und mit 150 m2 größte Etage bewohnt Johanna mit ihrer Familie. Küche und Wohnzimmer erreicht man hinter einem kurzen Eingangsbereich direkt. Von hier aus reicht der Blick durch die fast umlaufenden, bodentiefen Fenster weit gen Westen über den Bodensee und zu den angrenzenden Hügelketten. An der Fassade entlang zieht sich hier, wie auch auf den anderen Etagen, ein Umgang. Mancherorts weitet er sich, oft bleibt er schmal. Vor der Küche ist er ein gedeckter Essbereich im Freien, vor den nach Süden orientierten Kinderzimmern wird er zu Spielnischen und erweitertem Nutzraum. „Die beiden Kinderzimmer sind mit knapp 12 m² eher klein geschnitten. Der Außenbereich, der im Sommer grün berankt ist, ist für die Kinder eine schöne Ergänzung“, so die Architektin. Auf der Nordseite befinden sich, angrenzend an das Wohnzimmer, das Schlaf- und Ankleidezimmer sowie ein Bad. Hier und auch im Bad der Kinder, gleich neben ihren Zimmern, wählte die Architektin dunkle Fliesen aus Italien, die in ihrer Farbigkeit leicht changieren. In den übrigen Räumen dominieren helle Töne: Sichtbeton in der Deckenuntersicht, kernfreie Esche als Bodenbelag und Weißtanne als Täfer an den Wänden.

In der mittleren Etage wohnen Johannas Eltern auf 120 m2. Ausgestattet ist die Wohnung sehr ähnlich, nur die Raumaufteilung wünschten sich die Eltern anders. In der rollstuhlgerecht eingerichteten Wohnung gibt es ein weiteres Zimmer, in dem bei Bedarf eine Pflegekraft wohnen kann. Waschküche und Abstellraum ergänzen hangseitig den Grundriss, auf der Nordseite werden die Eltern einen eigenen Freibereich mit Terrasse gestalten. Das unterste Geschoß, das ursprünglich vorerst ungenutzt bleiben sollte, ist aktuell ein Büro. Daneben befindet sich ein kleines Gästezimmer. Die Wände sind einfach verputzt, eingerichtet sind die Räume schlichter: „Wir haben alles vorbereitet, dass hier auch eine Küche sein könnte. Vielleicht für später, wenn die Kinder das als Einliegerwohnung nutzen möchten“, so Johanna. Ein schöner Ausblick in die Zukunft, die hier am Waldrand gewiss noch lange von der Großfamilie geprägt wird.

Objekt: Zweifamilienhaus Brunner-Skofic, Lochau

Architektur: DI Johanna Brunner-Skofic

Statik: Gaisberger ZT GmbH, Dornbirn

Fachplanung: Ausführung: Baukultur Management GmbH, Schwarzenberg; Bauleitung: Baukultur Management GmbH, Schwarzenberg und Stefan Bischof, Bischof & Zündel GmbH, Lingenau; Bauphysik: Günther Meusburger, Schwarzenberg; Elektro: Hollenstein Energie + Technik, Lustenau

Planung: 01/2017–06/2017

Ausführung: 04/2018–04/2020

Grundstück: 1215 m²

Nutzfläche: 270 m²; Keller: 100 m²

Ausführende: TBaumeister: Gobber Bau Bregenz; Zimmerer: Flatz Holzbau, Alberschwende; Fenster: Wälderfenster, Bizau; Innenausbau: Flatz Ferdinand Tischlerei, Hörbranz; Böden: Greber – Raum & Zeit, Schwarzenberg; Innentüren: Oberhauser, Schoppernau; Heizung/Lüftung: Siegfried Steurer Installationen, Bersbuch; Elektro: Hollenstein Energie + Technik, Lustenau; u. a.

Energiekennwert: 20,2 kWh/m² /Jahr