Ungenutzte Baugrundstücke soll es in Vorarlberg nur wenige geben.
Jedoch zeigt sich seit einigen Jahren ein Trend, wie Grundstücke verwertet werden.

Ein absehbarer Trend ist, dass Besitzer von Einfamilienhäusern aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts sich von Häusern und Gärten trennen wollen, weil die damit verbundene Arbeit nicht mehr zu schaffen ist. Über Generationen hinweg war es tabu, Boden oder Haus zu verkaufen. Die neue Seniorengeneration zeigt ein anderes Verhalten, geschuldet wahrscheinlich auch der Bevölkerungsentwicklung. Senioren richten den Fokus heute spürbar auf mehr Lebensqualität aus. Deshalb trennt sich der eine oder andere von arbeitsintensiven, zu groß gewordenen Häusern und zieht in kleinere Wohnungen.

Zersiedlung stoppen

Weiter weist eine Baulandreservestudie der Österreichischen Raumordnungskonferenz aus dem Jahre 2016 für Vorarlberg ein erstaunlich hohen Anteil von unbebauten, aber gewidmeten Flächen am gesamten Bauland aus: 33,8 Prozent. Im Österreichschnitt liegt nach den Studien-ergebnissen der Anteil an gewidmeten, aber nicht bebauten Baugrundstücken lediglich bei einem Viertel. Die Gesamtfläche des gewidmeten Baulandes in Vorarlberg betrug zum Studienzeitpunkt 108,1 Quadratkilometer, die nicht bebauten Flächen lagen bei 36,6 Quadratkilometer. Nach Experten-Information liegt der Gesamtbedarf von zusätzlichen Wohnungen in Vorarlberg bei etwa 3200 pro Jahr.
Experten sehen für Vorarlberg die Gefahr einer weiteren Zersiedlung, wenn gewidmetes Bauland nicht auf den Markt kommt und die Gemeinden dementsprechend neues Bauland widmen müssen. Dies war mit ein Grund für die Änderung des Grundverkehrs- und Raumplanungsgesetzes im Jahr 2019. Seit dem 1. März 2019 werden Grundstücke also nur noch dann in Bauflächen umgewidmet, wenn eine zeitnahe Bebauung geplant ist. Wird also ein Grundstück nach diesem Stichtag als Bauland gewidmet, muss es innerhalb von sieben Jahren bebaut werden. Geschieht dies nicht, folgt nach sieben Jahren eine andere Widmung anstelle der Bauflächenwidmung. Alternativ dazu können die Eigentümer mit der Gemeinde auch einen Vertrag über die fristgerechte Nutzung abschließen, dann ist die Widmung unbefristet. Für Bauverzögerungen aus bestimmten rechtlichen Gründen wurde vorgesorgt: Diese werden in der Fristenberechnung berücksichtigt.

Keine Erträge

Gewidmete Grundstücke kosten, werfen jedoch keine Erträge ab. Derzeit bieten sich optimale Bedingungen, um Grundstücke zu Bestpreisen zu verwerten. Das novellierte Vorarlberger Raumplanungs- und das Grundverkehrsgesetz hat den sorgsameren und verantwortungsvolleren Umgang mit Grund und Boden zum Ziel. Eben, um der Baulandhortung entgegenzuwirken und dafür zu sorgen, dass gewidmetes Bauland auch als solches genützt wird. Obwohl es in Vorarlberg genügend gewidmete Bauflächen gibt, werden frei verfügbare Flächen immer knapper – und dadurch immer teurer. So ist beispielsweise – wie oben genannt – ein Drittel der derzeit gewidmeten Bauflächen in Vorarlberg bis heute nicht bebaut, steht aber auch nicht zum Verkauf.
Im Ländle hat sich die Regierung so das Ziel gesetzt, hochwertige Böden und Naturräume langfristig vor der Verbauung zu schützen. Dazu sollen die Ortszentren gestärkt werden – einerseits durch die Nutzung von unbebautem Bauland und die Fokussierung des Wohnbaus in den Ortskernen und andererseits durch die Wiedernutzbarmachung von leer stehendem Wohnraum.

Tauschmodelle

Wer eine Bestandsimmobilie sein Eigen nennt, die nur Kosten beschert und deren Sanierung enorme Summen verschlingen würde, der sollte Expertenrat einholen. Bauträger sind stetig auf der Suche nach bebauten sowie unbebauten Grundstücken. Manche bieten individuelle Tausch- und Verkaufsmodelle an. „Tausche Grundstück gegen Wohnung“ ist ein aktueller Trend. Immer öfter nutzen Grundstücksverkäufer ein sogenanntes Tauschmodell, bei dem sie gegen Baugrund ihre Traumwohnung erwerben. Die Verwertung von Grundstücken ist natürlich eine Vertrauensangelegenheit. Sowohl Verkäufer als auch Käufer müssen in der Abwicklungsphase abgesichert sein. Die Verwertung bebauter Liegenschaften bietet etwa den Vorteil, dass knapper werdendes Land ressourcenschonend genutzt wird. Das Bauherrenmodell bietet sich da an: Bauherren und Bauträger realisieren gemeinsam ein Projekt, um den Boden gemeinsam bestmöglich zu nutzen. Wichtig ist in jedem Fall, einen erfahrenen Partner zu finden.

Lebensabend absichern

Welche Entwicklungen sich mit der jüngsten Gesetzesänderung des Raumplanungs- und Grundverkehrsgesetzes ergeben, wird die Zukunft zeigen. Immobilienexperten setzen auf eine Mobilisierung des Marktes und plädieren für eine kluge Verwertung von Baugrundstücken. Denn, wer Grundstücke für nachfolgende Generationen bewahren will, der hat selbst sehr wenig davon. Der Entschluss, ein Grundstück zu veräußern, kann ein wichtiger Schritt für die Absicherung des Lebensabends oder die Sicherung der Wohnzukunft der Kinder und Enkel darstellen. Wichtig ist, sich selbst über seine Wünsche im Klaren zu werden.

Expertenrat beachten

Wer einen Verkauf in Erwägung zieht, der sollte dies mit seriösen Partnern angehen. Im Vorfeld kann man sich mittels Richtpreisbroschüren und eigenen Recherchen über den jeweiligen Marktpreis informieren. Detaillierte Gutachten von gerichtlich beeideten und zertifizierten Schätzern kommen vielfach im Erbfall zum Zuge. Bauträger und Immobilienentwickler bieten als Profis ebenfalls Schätzungen an und erarbeiten ebenso Konzepte zur Grundstücksverwertung. Projektentwickler setzen strategische Schritte, um die Wohnqualität für Interessenten zu verbessern. Möglich wäre es beispielsweise im Fall der Fälle ein Grundstück gegen eine neue barrierefreie Wohnung einzutauschen. Ob eine so geschaffene Wohnung selbst
genutzt, gewinnbringend vermietet oder für Nachfahren eine sichere Wohnzukunft bieten wird – das bleibt der individuellen Entscheidung des Einzelnen vorbehalten.