Viele Gemeinden haben erkannt, dass die Stadt- und Ortszentren wieder zum Mittelpunkt und Treffpunkt der Menschen werden sollen.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich viele Geschäfte und Einkaufszentren an den Stadträndern angesiedelt. Das führte dazu, dass viele Geschäftslokale in den Ortszentren leer stehen, die Gebäudesubstanz vernachlässigt wird und das Gefühl entsteht, in einer Geisterstadt zu wohnen. Auch der florierende Onlinehandel macht dem Handel in den Ortszentren zu schaffen und führt zum Ladensterben. In einem Haus im Grünen mit eigenem Garten zu wohnen, das wünschen sich viele Menschen. Auch das Stadtleben hat seinen Reiz und bietet einige Vorteile. Belebte Städte mit gut entwickeltem Ortskern, florierender Wirtschaft, ansprechenden kulturellen Angeboten und Gastronomie sind attraktiv für die Bewohner. Erfolgreiche Ortskerne beleben ihre Zentren mit einem guten Management für Leerflächen. Ein gutes Leeflächenmanagement fördert die Neuansiedlung von Betrieben und Läden im Zentrum und macht das Leben im Ortszentrum attraktiv.

Infrastruktur für alle

Um ein Leben im Zentrum für alle attraktiv zu machen, braucht es eine Infrastruktur und Angebote für alle Generationen. Das fängt bei der Kinderbetreuungseinrichtung, guten Schulen und Ausbildungsplätzen an und geht bis zu den geeigneten Wohn- und Betreuungsformen für Senioren. Wer im Zentrum wohnt und arbeitet, hat kurze Wege, die zu Fuß, mit dem Fahrrad und den Öffis zurückgelegt werden können. Unter Umständen können Stadtbewohner durch die kurzen Wege gänzlich auf ein Auto verzichten. Innerstädtische Wochen- und Bauernmärkte mit frischen regionalen Produkten, wie sie in Vorarlberg in Bregenz, Dornbirn und Feldkirch zu finden sind, locken zusätzliche Besucher an, was die Umsätze der Geschäfte ringsherum ankurbelt. Unabhängig von der Größe einer Stadt, oder Gemeinde sollte eine Basis für kulturelle Angebote vorhanden sein, die jedem etwas bietet, zum Beispiel Jazzbrunch, Kabarett, Kindertheater, oder Konzerte. In den Städten beleben Festivals und Veranstaltungen auf den Plätzen das Zentrum an den Abenden und Wochenenden. Ein Mix aus innovativer Gastronomie, die von Hauben und Sterneküche bis zum preiswerten Incafe` für junge Leute reicht, schafft Arbeitsplätze und bringt die Menschen ins Zentrum. Diese Maßnahmen tragen zum positiven Image eines Ortszentrums bei, wodurch sich die Bewohner stärker mit ihrem Wohnort identifizieren.

Attraktive Gestaltung

Damit sich die Stadtbewohner wohlfühlen, spielt die Architektur eine Rolle. Erfolgreiche Städteplaner haben geforscht, was den Look von Städten attraktiv macht. Menschen mögen Symmetrie und Ordnung in einer Stadt. Für das menschliche Auge ist es attraktiv, wenn die Gebäude zwar die selbe Höhe haben, aber in der Gestaltung und farblich unterschiedlich sind. Der Verkehr und große Parkflächen wirken sich in vielen Stadt- und Dorfzentren belastend aufs Wohlfühlen im Ortskern aus. Um die Gefahren durch den Verkehr in den Zentren zu entschärfen und die Aufenthaltsqualität zu steigern, werden in vielen Stadtzentren Fußgängerzonen geschaffen. In den Ortszentren ist es teilweise schwierig, den Verkehr vom Ortszentrum fern zu halten. Begegnungszonen machen die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer sicherer. Eine Begegnungszone ist eine Form der Verkehrsberuhigung, in der Fußgänger den Vortritt vor den Fahrzeugen haben. In Österreich sind Begegnungszonen seit 2013 gesetzlich verankert. Die Grundlage dieses Konzepts ist der „shared space“, auf Deutsch der „gemeinsame Raum“, den der Niederländer Hans Monderman in den 90er-Jahren mitentwickelte. Der dominante motorisierte Verkehr soll mit dem sozialen Leben, der Kultur und Geschichte des Raums im Gleichgewicht stehen. Wenn die Kanalwirkung einer Straße durch bauliche Maßnahmen aufgehoben wird, erhält diese wieder Persönlichkeit, Verkehrssicherheit und Lebensqualität. In den Begegnungszonen wird die Wohn- und Geschäftsnutzung gegenüber dem Verkehr stärker gewichtet. Der Verkehr wird in einer Geschwindigkeit von normalerweise 20 km/h, maximal 30 km/h durch die Begeg-ungszone geleitet. In den Begegnungszonen treffen Menschen, Cafés, Gestaltungselemente und Verkehr auf der selben Ebene aufeinander, ohne Gehsteige, Ampeln und Zebrastreifen. Verkehrsschilder und ein anders gestalteter Straßenbelag signalisieren den Verkehrsteilnehmern, dass es sich um einen besonderen Straßenraum handelt. Auf diesem neu entstandenen Raum kann die Straße zum Treffpunkt werden. Es ist eine attraktive Kaufumgebung für den Einzelhandel und die Gastronomie, die zum Flanieren einlädt.

Erholungszonen

Speziell in Städten ist es für die Bewohner wichtig, grüne und natürliche Freiflächen besuchen zu können. Parks sind natürliche Freiräume mitten in der Stadt, die schöne Landschaft, Naturerlebnis sowie Ruhe und Erholung von den Strapazen des Alltags in der Stadt bieten. Grüne Parks bilden einen Kontrast zur gebauten Umwelt und bringen Natur in die Stadt. Natur ist ein Anliegen des Menschen. Sie wirkt sich auf das psychische Wohlbefinden aus. In den „grünen Herzen“ der Städte können sich die Menschen erholen und ihren Freizeitinteressen nachgehen. Für die Stadtkinder ist es wichtig, sich in den Parks auf Spielplätzen frei bewegen zu können und ihren Bewegungsdrang auszuleben. Mit dem geeigneten Mix an ansprechender Architektur, Stadtraumgestaltung und Natur wird die Stadt zur lebenswerten Alternative.