Für die nächsten 50 Jahre sollte das vom Architekturbüro Raumhochrosen
geplante Feuerwehrhaus von Hohenweiler passen. Im Ernstfall auch
als Katastrophenzentrum, in das sich der in Holzschindeln gewickelte
Zweigeschoßer samt zwölf Meter hohem Turm verwandeln lässt.

Autorin: Edith Schlocker | Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel

Richtung Straße und Dorf gibt sich das Feuerwehrhaus einladend offen. Die Garage für die Einsatzfahrzeuge ist zwischen den geschindelten Baukörper und den Turm aus Sichtbeton geschoben.

Ein Feuerwehrhaus zu bauen ist keine alltägliche und gerade deshalb besonders reizvolle Aufgabe für einen Architekten/eine Architektin, so Heike Schlauch, Inhaberin des Architekturbüros Raumhochrosen, die eines für Hohenweiler gebaut hat. Das erste wirkliche Feuerwehrhaus, das die 1300-Einwohner-Gemeinde nun hat, nachdem man sich bisher mit immer wieder wechselnden Provisorien begnügen musste. Zuletzt mit einer an das Gemeindehaus angebauten Garage, wo allerdings nur eines der Einsatzfahrzeuge Platz hatte, während das zweite im Schulhaus untergestellt werden musste. „Kein Dauerzustand“, so der seit 2016 amtierende Feuerwehrkommandant von Hohenweiler, Armin Rottmaier. Dessen Hartnäckigkeit es zu verdanken ist, dass dem Reden über ein Feuerwehrhaus seit mehr als 20 Jahren nun Taten gefolgt sind.

Der durch einen Vorbau geschützte Eingang zum Feuerwehrhaus von Hohenweiler liegt an der linken Schmalseite des Zweigeschoßers. Er ist im Gegensatz zum Großteil der geschindelten Fassaden vertikal mit vorvergrauten Holzlatten verkleidet.
Die Rückseite des in die sanft abfallende Wiese gebetteten, lang hingestreckten Baukörpers wird durch großzügig dimensionierte, horizontal gelagerte Fensterschlitze markant strukturiert.

Er trug auch selbst wesentlich zur Lösung der schwierigen Standortfindung bei, indem er einen Teil eines ihm gehörenden Grundstücks im Baurecht für diesen Zweck überließ. Liegend am Rand jenes Teils von Hohenweiler, in dem auch die Kirche und das Gemeindehaus stehen. Sind doch geeignete Bauplätze in dem nach wie vor landwirtschaftlich geprägten Straßendorf rar und das einzige größere Grundstück in gemeindeeigenem Besitz wollte man als dringende Reserve für den Wohnbau nicht opfern. Für Heike Schlauch und ihren Projektleiter Andreas Litschauer war der Ort für das Feuer­wehrhaus geradezu ideal. Das Gebäude steht nun, weithin sichtbar durch seinen Turm, signalartig am Ortsrand, unweit von Schule und Kirche. Architektonisch blieb Heike Schlauch und Andreas Litschauer nicht viel Spielraum.

Im Inneren des Hauses dominiert auf Wunsch der Feuerwehrler Holz. Im Aufenthaltsraum bzw. Foyer ist – im Gegensatz zu den Räumen im ersten Geschoß – der Boden zwar ein geschliffener Estrich, die Möbel, Tür- und (inneren) Fensterrahmen sind aber hölzern.
Der Schulungsraum im Obergeschoß lässt sich im Katastrophenfall in ein Matratzenlager verwandeln. Die Fenster sind riesig, ihre Parapete werden gern als Sitzbänke mit Aussicht genutzt.

Wurde das komplexe Raumprogramm doch weitgehend vom Landes-Feuerwehrverband vorgeschrieben, die für einen reibungslosen Ablauf ideale innere Struktur des Hauses gemeinsam mit den 56 Aktiven der Feuerwehr von Hohenweiler – davon sechs Frauen – ausgetüftelt. Die Wege sollten kurz sein, die Aufenthaltsräume groß und gemütlich. Ist das Haus doch nicht nur die Zentrale für den Ernstfall, sondern auch eines, in dem soziale Kontakte gepflegt werden. Um für den Nachwuchs attraktiv zu werden, gibt es für sie im ersten Geschoß einen von ihnen selbst gestalteten Bereich neben einem Schulungsraum, einem Büro und einer Küche. Die räumlichen Strukturen sind hier durchlässig, sollte das Feuerwehrhaus doch im Ernstfall rasch in ein Katastrophenzentrum verwandelt werden können.

„Es war mir sehr wichtig,
die Nutzer in den Entwicklungs- und
Entstehungsprozess des Hohenweiler
Feuerwehrhauses aktiv einzubeziehen.“

Heike Schlauch
Architektin

Die im Erdgeschoß liegende Kommandozentrale ist so etwas wie das Cockpit des Hauses. Gläsern geöffnet nach außen genauso wie in die danebenliegende Garage.

Gebaut ist das Haus aus Beton. Es hat ein flaches Dach und ist mit einem Schindelkleid aus Fichtenholz umhüllt. Die Architekt(inn)en hätten zwar mit Latten verkleidete Fassaden bevorzugt, die Mitglieder der Feuerwehr haben sich allerdings durchgesetzt, auch in dem von viel Holz dominierten Inneren. Kein Problem für Heike Schlauch, der die Involvierung der potenziellen Nutzer in den Entwicklungs- und Entstehungsprozess sehr wichtig war, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie ein hohes Maß an Eigen- und Sachleistungen in den Bau eingebracht haben, um etwa die Böden selbst zu verlegen oder Holz aus eigenen Wäldern zu spendieren, was angesichts des engen finanziellen Korsetts von großem Nutzen war und Spielräume anderer Art möglich machte. Heike Schlauch hat sich im Vorfeld ihrer Planung eine Reihe von Feuerwehrhäusern angeschaut. Um in Hohenweiler eines zu bauen, mit dem die Feuerwehrler „a Mordsgaudi haben“ und das „für die nächsten 50 Jahre passen“ sollte, so Kommandant Rottmaier. Der Eingang des an seiner Vorderseite fast komplett verglasten, rückseitig von horizontalen Fensterbändern markant strukturierten Zweigeschoßers befindet sich – geschützt durch einen Vorbau – an der linken Schmalseite. Rechts vom Foyer geht es in den großzügig dimensionierten Gemeinschaftsraum bzw. zum Kommandoraum, dem Richtung Garage wie Außenraum durch große Fenster geöffneten Cockpit des Hauses. Mit seinen zwölf Metern Höhe macht der Turm des Feuerwehrhauses fast dem Kirchturm Konkurrenz. Er ist allerdings viel mehr als eine zeichenhafte Geste, weil notwendig zum Trocknen der Schläuche und nicht zuletzt als Ort, um die jungen Feuerwehrler für den Einsatz zu schulen.

Zufrieden mit dem Geschaffenen: Feuerwehrkommandant Armin Rottmaier (links) und Projektleiter Andreas Litschauer posieren vor der in einer großen Vitrine im Foyer verwahrten Vereinsfahne.

Daten & Fakten

Objekt Feuerwehr Hohenweiler

Bauherr Gemeinde Hohenweiler

Architektur Heike Schlauch raumhochrosen Architekturerzeugnisse, Lochau; Projektleitung Andreas Litschauer, www.raumhochrosen.com

Statik pnstatik–Peter Nagy, Dornbirn

Fachplanung Geotechnik: 3P Geotechnik ZT, Bregenz; Heizung, Sanitär: Herbert Roth, Lauterach; Elektro: ihm, Hörbranz; Beleuch­tung: XAL, Graz mit Architekturbüro; Bauphysik: DI Bernhard Weithas, Höchst; Vermessung: Ender, Langen; Grafik auf Glasflächen: Monika Rauch, Lochau; Bauleitung/Projektmanagement/Projekt­steuerung: Michael Pfanner, Sulzberg

Ausführung 12/2017–5/2019

Nettogrundfläche 1600 m²

Bebaute Fläche ca. 646 m² Neubau

Ausführende Pilotierung: Keller Grundbau , Dornbirn; Erdarbeiten: Eigenleistung Feuerwehr; Baumeister: Hinteregger Bau , Bregenz; Heizung, Sanitär: Bechter, Bregenz; Elektro: Pircher, Bregenz; Lüftung: Dietrich, Lauterach; Photovoltaik: EQ Systems, Kennelbach; Aufzug: Schindler, Dornbirn; Zimmermann: Rauch, Egg-Großdorf; Schindeln: Reinhard Bischof, Schwar­zenberg; Tore: Kessler, Götzis und weitere

Baukosten ca. 2 Mill. Euro netto

Energiekennwert ca. 35 kWh/m²a im Jahr