Wohnen in den Zentren ist gefragt. Kurze Arbeitswege und ein vielfältiges Freizeitangebot sind nur zwei der Vorteile. Überdies wird seitens der Gemeinden dauerhaft an der Attraktivität ihrer Zentren gearbeitet.

Verschiedene Gründe stehen für den Wunsch nach Zentrumsnähe. Wer sich eine Immobilie zulegen will oder eine Wohnung sucht, steht vor der Frage, ob es sinnvoller ist, auf dem Land oder in der Stadt oder größeren Gemeinden zu leben. An der baulichen Verdichtung der Zentren wird sowohl in den Städten als auch in den größeren Gemeinden gearbeitet. Ehemalige Gewerbeflächen wurden etwa für Wohnraum umgenutzt

Herausforderungen

Die Veränderungen stellen eine große Herausforderung für die Immobilien- und Bauwirtschaft dar. Österreichweit sind die Metropolregionen mittlerweile von einer Wohnungsknappheit betroffen. Große und mittelgroße Städte wachsen überwiegend in die Breite. Die bislang eindeutigen Stadtgrenzen verschwimmen dabei zunehmend, etwa auch durch eine gut vernetzte Verkehrsstruktur. Wichtig ist auch, Regionen miteinander zu vernetzen. Derzeit werde vor allem im falschen Segment gebaut, ist von Bauexperten zu hören. Es entstehen immer noch zu wenige kleine Wohnungen und Apartments abseits des Luxussegments. Um dem zu begegnen, sind verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. Das beginnt beim Suchen und Bereitstellen geeigneter Bauflächen, geht über die Schaffung (finanziell) attraktiven Wohnraums und endet bei der Schaffung einer attraktiven Infrastruktur und Vernetzung mit den wirtschaftlichen Zentren.

Alternativen suchen

Durch die steigenden Wohnungspreise und fehlenden Baumöglichkeiten in den Zentren bleibt für viele nur die Flucht ins Umland. Zunächst einmal zählt hier die Nähe zur Natur. Eine geringere Schadstoffbelastung, größere Freiräume, umfangreiche Grünflächen, kurz: Naherholung direkt vor der Haustür. Hier liegt allein der Horizont schon um einiges tiefer, denn die Bebauung überschreitet nur selten die Grenze von drei Stockwerken. Die Grundstücksflächen sind im Schnitt um einiges größer, was zudem bedeutet, dass ein umfangreicherer privater Rückzugsraum zur Verfügung steht. Vor allem Familien mit Kindern entscheiden sich oft für ein Leben auf dem Land, da der Nachwuchs dort mehr Platz zur Entfaltung auch im ­öffentlichen Raum vorfindet. In Zeiten zunehmender körperlicher Beschwerden wie Allergien oder chronischer Erkrankungen aufgrund von Lärm- oder Umweltbelastungen und anderen­ ­Einflüssen des Lebensumfeldes ist der Rückzug ins Grüne ebenfalls eine sinnvolle Alternative.

Infrastrukturelle Nachteile

Nachteile ergeben sich oftmals im Bereich der Mobilität und der grundsätzlichen infrastrukturellen Versorgung. Je nach Wohnort muss gegebenenfalls in einem weiter entfernten Ort zur Arbeit gependelt werden. Dies ist mit einem zusätzlichen Zeitaufwand verbunden. Fehlen zudem die Möglichkeiten in der näheren Umgebung einzukaufen oder zum Arzt zu gehen, ist man beinahe unumgänglich auf einen Pkw angewiesen. Ein weiterer Punkt ist die aktuelle Situation mit verfügbaren Internetanschlüssen. In einigen ländlichen Regionen hinkt der Ausbau noch hinterher, was für viele Menschen heute als Standortnachteil zählt. Ohne schnelles Internet sind die Ortschaften im Grünen für einige sehr unattraktiv, vor allem Firmen wählen dann eher einen Standort mit besserem Anschluss. Auch hier sind die Gemeinden gefragt, den schleppenden Ausbau durch eigene Initiativen voranzutreiben, wenn sie den Anschluss an die Digitalisierung nicht verpassen und als Wohnort attraktiv bleiben wollen. Nicht nur die Kosten für den Kauf einer Immobilie, auch die Mietpreise sinken in der Regel, je weiter man sich vom Zentrum entfernt. Was viele allerdings nicht beachten, ist die Kalkulation der Mobilitätskosten in diese Rechnung miteinzubeziehen. Denn oftmals ist vor Ort kein Arbeitsplatz vorhanden. Für den Beruf muss dann gependelt werden, was nicht selten mit hohen regelmäßigen Ausgaben verbunden ist. Sei es für Benzin oder die Öffi-Fahrkarte. In manchen Fällen kann das Wohnen im Grünen dann durchaus teurer werden als in der Stadt. Auch hier bestimmen Angebot und Nachfrage die Marktpreise. Während in strukturschwachen Regionen die Preise weiter fallen, ziehen die Kosten für Miete oder Wohneigentum etwa im Vorarlberger Rheintal an.

Attraktive Gestaltung

Die Art der städtebaulichen Entwicklung spielt bei der attraktiven Gestaltung der sich verändernden Lebensräume eine wichtige Rolle. Viele Gemeinden können sich einen dörflichen Charakter bewahren, etwa mit einem schönen Zentrum und gewinnen durch den Ausbau der Infrastruktur an Anziehungskraft. Andere hingegen werden durch ungeschickte Planung von Straßen zergliedert und der öffentliche Raum für Menschen wird dem Verkehr geopfert. Wachsen kleinere Städte durch den Flächenverbrauch, wachsen einzelne Orte oftmals auch zusammen. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Gemeinden verschwimmen. Solche Ballungsräume sorgen durch den Zuzug für eine Verjüngung der Altersstruktur. Wer in der Stadt oder einer der großen Gemeinden noch bezahlbaren Wohnraum findet, profitiert dort von verschiedenen Annehmlichkeiten wie der guten Infrastruktur oder guten Jobmöglichkeiten. Die kurzen Wege sind ein großer Vorteil des urbanen Lebens. Nicht nur wegen der Einkaufsmöglichkeiten, der medizinischen Versorgung oder Bildung. Allerdings ist der Wohnraum oft eng und die Menschen müssen sich einschränken oder Kompromisse eingehen.