Auf der Fahrt aufs Bödele sticht ein Haus, das direkt an der Straße liegt, besonders ins Auge. Es ist das Generationenhaus der Familie Masal mit seiner geschindelten Lärchenfassade, die dem Gebäude seinen prägnanten Charakter verleiht. Noch herausstechender aber ist der Durchgang auf die Terrasse im mittleren Stock, der eine Bogenform aufweist. Ein ungewöhnliches Detail, das ein bisschen wie aus der Zeit gefallen wirkt.

Text: Klaus Feldkircher | Fotos: Katja Berger, Bence Szalai

Doch die Irritation ist schnell behoben und leicht erklärt. Hier handelt es sich um eine Sanierung und der Bogen ist ein Teil der Geschichte dieses Hauses. Vergleicht man die Bilder des ursprünglichen Gebäudes, das 1976 errichtet wurde, mit dem jetzigen Haus, so könnte man dem Schluss unterliegen, dass hier kein Stein auf dem Alten geblieben ist. Aber weit gefehlt: Das ehemalige Einfamilienhaus besteht heute aus drei Wohnungen, von denen die unterste und die oberste tatsächlich völlig neu geplant und umgebaut wurden. In der mittleren Wohnung der Eltern ist dennoch vieles beim Alten geblieben. Ein Pizzaofen des Großvaters wurde ebenso wenig angetastet wie die Böden, Türen und so vieles andere. „Warum Dinge ersetzen, wenn sie noch funktionieren und in gutem Zustand sind“, verrät Opa Martin Masal, seines Zeichens gelernter Elek-triker und treibende Kraft bei der Umsetzung des Gesamtprojekts.

Überhaupt wurde an der Bödelestraße sehr vieles von der Bauherrschaft in Eigenregie gemacht. „Unter Anleitung versteht sich“, so die Eigentümerin der unteren Wohnung, Sabrina Masal. Sie selbst und auch Schwägerin Andrea seien von Anfang an mit auf der Baustelle gestanden. Eisen legen, betonieren, mit der Hilti hantieren, das alles und noch viel mehr haben sie während der Bauphase gelernt. „Nicht nur, um die Kosten möglichst niedrig zu halten“, so Sabrina Masal. „Ich denke, es ist wichtig, dass die Bauherrschaft gewisse Dinge auf der Baustelle selbst erledigt, um ein Gefühl für das zukünftige Zuhause zu entwickeln“, ergänzt Architekt Michael Heim einen weiteren wichtigen Aspekt dieser Selfmade-Mentalität.

„Im Moment gibt es mehr Althaussanierungen als Neubauten. Das ist zum einen der Situation geschuldet, zum anderen haben wir uns schon sehr früh auf diese Art des Bauens spezialisiert.“

DI Michael Heim
Heim Müller Partner Architektur

Begonnen haben die Überlegungen für das Generationenhaus 2015, als die Übergabe an die Kinder geregelt wurde. Im Zuge dieser Maßnahme suchten die zukünftigen Eigentümer nach einer Lösung, um das Wohnen für drei Parteien unterschiedlicher Generationen so angenehm und komfortabel wie möglich zu gestalten. Nach ersten Gesprächen, was jeder einzelnen Partei wichtig sei, suchten die Masals das Architekturbüro Heim Müller Partner in Dornbirn auf. Gemeinsam mit DI Michael Heim wurde nun die Planung in Angriff genommen. „Uns interessiert bei solchen Projekten besonders der soziale Aspekt. Die Frage, wie mehrere Generationen gut zusammenleben können. Gut und wichtig ist es, Frieden unter dem Dach zu haben“, erklärt Heim seine Leidenschaft für solch vermeintlich kleine Projekte.

So entstand ein Konzept, das alle drei Parteien zufriedenstellte. Jede Wohnung erhielt einen Grünflächen- und Terrassenbereich. Im Laufe der Monate bekam das massive Einfamilienhaus aus den 70ern ein komplett neues Erscheinungsbild. Im bisher ungenutzten Untergeschoß entstand durch eine südwestseitige Erweiterung eine Vier-Zimmer-Wohnung mit knapp 100 m2. Im Mittelgeschoß der Eltern wurden diverse Adaptionen vorgenommen. So wanderte die Werkstatt von Martin Masal nach oben, wo sich ihm bei der Arbeit nun ein weiter Ausblick eröffnet. Der Dachboden wurde zum vollwertigen Obergeschoß, in dem sich jetzt die Familie von Sohn Simon Masal wohlfühlt.

Aufgrund dieser Aufstockung wich das Giebeldach einem Flachdach, wo sich Solar- und Photovoltaikanlage befinden. Von außen erreichbar sind die Wohnungen im Untergeschoß über eine vorgelagerte Treppe, das Oberschoß wird über eine neue Außentreppe separat erschlossen. Die innenliegende Bestandstreppe teilt die mittlere Wohnung der Eltern in zwei Halbgeschoße. Um dem Haus mit seinen Vorsprüngen und den unterschiedlichen horizontalen Ebenen ein homogenes Gesamtbild zu verschaffen, erhielt es eine hinterlüftete geschindelte Lärchenfassade, die – so Architekt Heim – als einheitliche Hülle über die gesamte Kubatur gelegt wurde. Im Inneren legte die Bauherrschaft Wert auf stimmige, einheitliche und ressourcenschonende Materialien: Im Untergeschoß finden sich neben geölten Eichendielen im Wohn-/Esszimmer Böden aus geschliffenem Estrich, im Obergeschoß dominiert Eiche. Auch die weiteren Baustoffe – raumklimatisierender Lehmputz, Weißtannentäfer und Weißtannendecken – sorgen für eine heimelige Wohnatmosphäre. Beheizt wird das Gebäude mit einer Luft-Wärme-Pumpe inkl. der bestehenden Solaranlage, in der untersten Wohnung findet sich eine kontrollierte Belüftung mit einem Schwedenofen.

Daten & Fakten

Objekt: Haus Masal, Dornbirn

Bauherr: Drei Generationen der Familie Masal

Architektur: heim.müller.partner architektur zt gmbh, www.heimmuellerpartner.at

Statik: Hämmerle – Huster, Statik – Ziviltechniker – GmbH, Bregenz

Fachplanung: Bauphysik: DI Günther Meusburger GmbH, Schwarzenberg

Planung: Planungsbeginn 2019

Ausführung: 2019–2022

Grundstück: 739,50 m²

Nutzfläche: Eingangsgeschoß: 104,46 m², Obergeschoß: 117,40 m², Dachgeschoß: 114,84 m², Garagengeschoß: 61,30 m²

Bauweise: Mischbauweise: Massivbau (Bestand); Holzbau (Zubau)

Ausführende: Sehr viel Eigenleisten der Bauherrschaft, Graf Fenster – Josko Partner, Dornbirn, Engel Installationen GmbH, DornbirnHolzbau Feuerstein GmbH & Co KG, Au Sonor – Ländle Sonnenschutz, Dornbirn

Energiekennwert: 50 kWh/m² im Jahr (HWB)

Baukosten: 1.000.000 Euro